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Studie ueber die Autoritaet der Bibel in lutherischen Kirchen


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Thu, 04 Nov 2004 13:59:40 -0600

Studie ueber die Autoritaet der Bibel in lutherischen Kirchen begonnen
Spannungen im Blick auf Auslegung der Bibel gefaehrden Zusammenhalt der
Gemeinschaft

Cartigny (Schweiz)/Genf, 3. November 2004 (LWI) - "Es freut mich jedes
Mal, wenn ich auf einen Widerspruch in der Schrift stosse, weil dies
deutlich macht, dass Gottes Wahrheit sehr viel komplizierter ist als
meine Wahrheit. Wenn wir die Schrift benutzen, um unser Leben zu
vereinfachen, dann ueben wir Verrat daran, wie die Schrift uns an die
Wahrheit heranfuehren will". Diese Ueberzeugung aeusserte Professorin
Diane Jacobson auf der ersten Tagung eines Studienteams des Lutherischen
Weltbundes (LWB), das sich mit der "Autoritaet der Bibel im Leben der
Kirche" befasst. 

"Unser Denken und unser Leben werden verwandelt, wenn wir die Schrift
sorgfaeltig und kritisch als Teil einer Gemeinschaft des Glaubens
lesen", erklaerte Jacobson, die am Luther Seminary in St. Paul
(Minnesota/USA) Altes Testament lehrt, waehrend der Tagung, die die
LWB-Abteilung fuer Theologie und Studien (ATS) vom 30. September bis 3.
Oktober in Cartigny (Schweiz) in der Naehe von Genf organisiert hatte.

Teamkoordinator Pfr. Dr. Reinhard Boettcher, ATS-Studienreferent fuer
Theologie und die Kirche, gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Gruppe
sich in einer Weise mit dem Studienthema auseinandersetzen werde, die
sowohl kreativ als auch bibeltreu, in Uebereinstimmung mit den
lutherischen Bekenntnissen, kontextrelevant und zugaenglich fuer die
Menschen in der heutigen Zeit sei. 

Die unterschiedlichen Praegungen der TeilnehmerInnen traten in den
Diskussionen deutlich hervor. Pfr. Alexander Priloutskji,
Generalsekretaer der Evangelisch-Lutherischen Kirche Ingermanlands in
Russland, erklaerte, dass seine Kirche sich im vorwiegend orthodoxen
Umfeld in Russland zur Bibel als dem inspirierten, unveraenderlichen
Wort Gottes bekenne.  

Pfr. Dr. Wilfred John, Dozent fuer Systematische Theologie am Sabah
Theological Seminary in Malaysia, betonte, dass die Herausforderungen
durch andere Religionen und charismatische oder Pfingstgemeinschaften
signifikant dazu beitruegen, den Ansatz der Kirchen in ihrem Bekenntnis
zur Autoritaet der Bibel zu klaeren. Pfarrerin Permilla Parenmal vom
Institut fuer Diakonische und Soziale Studien in Uppsala (Schweden)
erklaerte, die Bibel habe die schwedische Gesellschaft zwar durch die
Jahrhunderte hindurch mit gepraegt, es sei jedoch schwierig, eine
Aussage darueber zu machen, wie bestimmend sie fuer die Menschen heute
sei. 

Fuer Pfr. Dr. Elelwani Farisani, Dozent fuer Altes Testament an der
Universitaet von Pietermaritzburg (Suedafrika), sind die
Machtbeziehungen - die vom Verfasser intendierte Botschaft und die
Auslegung des Textes durch die LeserInnen -, die sich in einem Text
widerspiegeln, von zentraler Bedeutung. Im Blick darauf, wie die Bibel
zur Unterstuetzung der Apartheid herangezogen wurde, erklaerte Farisani:
"Wenn Sie einen Text dazu benutzen, um mich zu unterdruecken, dann
missbrauchen Sie ihn."

Pfarrerin Dr. Mercedes Garcia Bachmann, Dekanin und Dozentin fuer Altes
Testament an der oekumenischen theologischen Hochschule ISEDET in Buenos
Aires (Argentinien), betonte: "Wir muessen biblische Texte hinterfragen,
wenn sie unterdrueckerischen Zwecken dienen, wenn sie fuer die
Erniedrigung von Frauen, indigenen Voelkern und anderen Gruppen benutzt
werden." Prof. Guenther Thomas, er lehrt an der Universitaet Bochum
(Deutschland) Systematische Theologie, unterstrich: "Eine befreiende
Hermeneutik ist der Bibel nicht fremd, sondern sie erwaechst aus der
Auseinandersetzung mit der Bibel."

Thomas wies auf die dynamische Beziehung zwischen Menschlichem und
Goettlichem in der Bibel hin und erklaerte: "Unsere christologischen
Modelle bestimmen unsere Einstellung zur Schrift." Professorin Jacobson
stellte fest: "Die Wahrheit der Schrift ist eine theologische Wahrheit,
die ihren Mittelpunkt im Evangelium hat, und diese Aussage unterscheidet
sich sehr stark von der Ueberzeugung, dass jedes Wort in der Bibel wahr
ist."

Die Mitglieder des LWB-Studienteams, die im Dialog miteinander stehen,
werden Artikel zu den verschiedenen Herausforderungen an die Autoritaet
der Bibel in lutherischen Kirchen im heutigen Kontext verfassen. Auf der
naechsten Tagung der Gruppe 2006 soll ueber diese Papiere diskutiert
werden, mit dem Ziel, Richtlinien fuer den Umgang mit biblischen Texten
auf lokaler Ebene auszuarbeiten.

"Insofern als wir Lutheraner und Lutheranerinnen die Bibel als einzige
Norm fuer unseren Glauben und unsere Glaubenspraxis ansehen, koennte der
Zusammenhalt der Gemeinschaft insbesondere bei der Auseinandersetzung
mit ethischen Fragen gefaehrdet sein, wenn es uns nicht gelingt,
Spannungen zu loesen, die sich bei der Auslegung der Bibel abzeichnen",
erklaerte Boettcher. (653 Woerter) 

*	*	*

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 138 Mitgliedskirchen, denen rund 65 Millionen LutheranerInnen
in 77 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
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