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LWB begruesst Entscheidung russischer Duma, Kyoto-Protokoll zu


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Thu, 04 Nov 2004 14:06:39 -0600

LWB begruesst Entscheidung russischer Duma, Kyoto-Protokoll zu
ratifizieren
LWB-Generalsekretaer Noko betont Verpflichtung zum Schutz der Umwelt
und zur Bewahrung der Schoepfung

Genf, 3. November 2004 (LWI) - Der Lutherische Weltbund (LWB) hat die
Entscheidung des russischen Parlaments, das Kyoto-Protokoll zur
Reduzierung der Treibhausgase zu ratifizieren, begruesst. Er hoffe, so
LWB-Generalsekretaer Pfr. Dr. Ishmael Noko in einer Erklaerung, dass das
positive Votum der russischen Duma vom 22. Oktober schnell vom Oberhaus
des russischen Parlaments wie auch von Praesident Wladimir Putin
bestaetigt werde. Durch die russische Ratifizierung dieses 1997
ausgehandelten Protokolls zum Rahmenuebereinkommen der Vereinten
Nationen ueber Klimaaenderungen werde dieses Dokument endlich in Kraft
treten koennen, so Noko.

Der LWB-Generalsekretaer rief in seiner Erklaerung zugleich die
Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika und anderer
Industrielaender, wie Australien, auf, ihre Haltung, zu ueberdenken und
"diesen bescheidenen ersten Ansatz einer globalen Antwort auf
Klimaaenderungen zu ratifizieren". Die Staaten, die am meisten fuer den
Anstieg der Treibhausgasemissionen verantwortlich seien, truegen auch
die groesste Verantwortung fuer die Loesung dieses globalen Problems.
"Diejenigen, die sich den Massnahmen entziehen wollen, die diese Krise
erfordert, werden sich der drohenden globalen Umweltkatastrophe nicht
entziehen koennen", betonte Noko.

1997 hatten sich die Industriestaaten im japanischen Kyoto
verpflichtet, den Ausstoss von Kohlendioxid innerhalb des Zeitraums 2008
bis 2012 im Vergleich zu 1990 um mindestens fuenf Prozent zu verringern,
um somit die globale Erwaermung zu bremsen. Das Kyoto-Protokoll wurde
1997 von 159 Laendern angenommen und im Anschluss von 84 Laendern
unterzeichnet, zu denen auch die USA gehoerten. Ratifiziert wurde es von
den USA jedoch nie. Im Maerz 2001 widerrief Praesident Bush sogar
ausdruecklich die Zustimmung. Die Bestimmungen von Kyoto treten
international erst dann in Kraft, wenn sie von Industriestaaten
ratifiziert wurden, die zusammen fuer mindestens 55 Prozent der
Treibhausgasemissionen von 1990 verantwortlich waren. Diese Quote wird
mit dem Beitritt Russlands erfuellt sein. Inzwischen haben rund 120
Laender das Protokoll ratifizierten.

In seiner Erklaerung betonte LWB-Generalsekretaer Noko, dass die
LWB-Mitgliedskirchen auf der Zehnten LWB-Vollversammlung im Juli 2003 in
Winnipeg (Kanada), ihre Unterstuetzung "fuer diese wichtige
internationale Urkunde, die eine Antwort auf die Herausforderung des
Klimawandels darstellt, mit klaren Worten zum Ausdruck gebracht"
haetten. Die LWB-Vollversammlung sei die Verpflichtung eingegangen,
"gegen Klimaaenderungen und Treibhauseffekt einzutreten, Massnahmen zur
Verringerung des Verbrauchs fossiler Brennstoffe und zur verstaerkten
Nutzung erneuerbarer Energiequellen zu ergreifen und internationale
Vereinbarungen, wie das Kyoto-Protokoll, die den Schutz der Umwelt und
die Bewahrung der Schoepfung zum Ziel haben, zu unterstuetzen".

Noko rief den britischen Premierminister Tony Blair auf, sein Amt als
Praesident der acht fuehrenden Industrielaender (G-8) im Jahr 2005 zu
nutzen, "um sich nicht nur fuer die volle Umsetzung des Kyoto-Protokolls
einzusetzen, sondern auch die noch viel radikaleren Initiativen auf die
Tagesordnung zu setzen, die nach Kyoto ergriffen werden muessen, um
sinnvolle und effektive Loesungen fuer die sich verschaerfende Krise des
Klimawandels zu finden". Hier gehe es um die Achtung der Ganzheit der
Schoepfung und um verantwortliche Haushalterschaft. Es koennte sich
jedoch auch erweisen, dass es um das Ueberleben der Menschheit geht, so
Noko. (491 Woerter)

Im Folgenden finden Sie den vollen Wortlaut der Erklaerung von
LWB-Generalsekretaer Pfr. Dr. Ishmael Noko zur Abstimmung der russischen
Duma ueber das Kyoto-Protokoll:

Erklaerung von Pfr. Dr. Ishmael Noko,
Generalsekretaer des Lutherischen Weltbundes,
anlaesslich der Abstimmung der russischen Duma ueber das
Kyoto-Protokoll 
zum Rahmenuebereinkommen der Vereinten Nationen ueber 
Klimaaenderungen

Im Namen der Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes begruesse ich
das positive Votum der russischen Duma vom 22. Oktober fuer das
Kyoto-Protokoll zur Reduzierung der Treibhausgase. Ich hoffe, dass diese
Entscheidung schnell vom Oberhaus des russischen Parlaments wie auch von
Praesident Putin bestaetigt werden wird. Durch die russische
Ratifizierung dieses 1997 ausgehandelten Protokolls zum
Rahmenuebereinkommen der Vereinten Nationen ueber Klimaaenderungen wird
dieses Dokument endlich in Kraft treten koennen.

Die Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes, die im Juli 2003 auf
der Zehnten Vollversammlung des LWB in Winnipeg (Kanada) vertreten
waren, haben ihre Unterstuetzung fuer diese wichtige internationale
Urkunde, die eine Antwort auf die Herausforderung des Klimawandels
darstellt, mit klaren Worten zum Ausdruck gebracht. Die
LWB-Vollversammlung, die unter dem Thema "Zur Heilung der Welt"
zusammenkam, ging die Verpflichtung ein, gegen Klimaaenderungen und
Treibhauseffekt einzutreten, Massnahmen zur Verringerung des Verbrauchs
fossiler Brennstoffe und zur verstaerkten Nutzung erneuerbarer
Energiequellen zu ergreifen und internationale Vereinbarungen, wie das
Kyoto-Protokoll, die den Schutz der Umwelt und die Bewahrung der
Schoepfung zum Ziel haben, zu unterstuetzen.

Des Weiteren gab die LWB-Vollversammlung eine oeffentliche Erklaerung
heraus, in der sie die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika
direkt aufrief, das Kyoto-Protokoll zu ratifizieren und sich fuer eine
Senkung der Treibhausgasemissionen einzusetzen. Die gegenwaertige
Regierung der USA, - des Landes, das sowohl in absoluten Zahlen als auch
pro Kopf der Bevoelkerung der weltweit groesste Verursacher von
Treibhausgasen ist, - ist 2001 aus dem Kyoto-Protokoll ausgestiegen, da
es "grundlegende Maengel" aufweise.

Die Staaten, die am meisten fuer den Anstieg der Treibhausgasemissionen
verantwortlich sind, tragen auch die groesste Verantwortung fuer die
Loesung dieses globalen Problems. Diejenigen, die sich den Massnahmen
entziehen wollen, die diese Krise erfordert, werden sich der drohenden
globalen Umweltkatastrophe nicht entziehen koennen.

Mittlerweile steigen die Treibhausgasemissionen staendig weiter an.
WissenschaftlerInnen haben in diesem Monat auf einen unerwarteten und
erschreckend hohen Anstieg der Kohlendioxidkonzentrationen in der
Atmosphaere hingewiesen und die Sorge geaeussert, dass Ozeane und
Pflanzen an die Grenzen ihrer Absorptionsfaehigkeit fuer dieses zentrale
Treibhausgas gelangt sein koennten. Auch die letzten wissenschaftlichen
Erkenntnisse machen deutlich, dass die Auswirkungen der globalen
Erwaermung noch schwerwiegender sein koennten, als bislang
prognostiziert worden ist, und die juengste Anhaeufung von
Wetterkatastrophen - mit tragischen Folgen fuer die betroffenen Menschen
- hat uns eine Ahnung davon gegeben, was uns in Zukunft erwarten
koennte.

Ich rufe daher die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika und
anderer Industrielaender, wie Australien, auf, ihre Haltung, falls sie
dies noch nicht getan haben, zu ueberdenken und diesen bescheidenen
ersten Ansatz einer globalen Antwort auf Klimaaenderungen zu
ratifizieren. 

Selbst wenn das Kyoto-Protokoll von den groessten Verursachern von
Treibhausgas ratifiziert und umgesetzt wird, so strebt es doch nur eine
Reduzierung der Treibhausgasemissionen der industrialisierten Laender um
circa 5 Prozent gegenueber dem Niveau von 1990 an und laeuft zudem
bereits im Jahr 2012 aus. Darueber hinaus hat es fuer die grossen sich
industrialisierenden Entwicklungslaender, deren Emissionen aller
Wahrscheinlichkeit nach rapide ansteigen werden, keine bindende Kraft.
Es werden noch sehr viel tiefere Einschnitte bei den Emissionswerten
vorgenommen und sehr viel weitreichendere Kontrollen durchgefuehrt
werden muessen, allein um die Treibhausgase in der Atmosphaere auf einem
Niveau zu stabilisieren, das Gottes Erde und das auf ihr gedeihende
Leben vor noch schlimmerem Schaden bewahrt. 

Ich rufe den Premierminister des Vereinigten Koenigreichs, Tony Blair,
auf, sein Amt als Praesident der "Gruppe der Acht" im Jahr 2005 zu
nutzen, um sich nicht nur fuer die volle Umsetzung des Kyoto-Protokolls
einzusetzen, sondern auch die noch viel radikaleren Initiativen auf die
Tagesordnung zu setzen, die nach Kyoto ergriffen werden muessen, um
sinnvolle und effektive Loesungen fuer die sich verschaerfende Krise des
Klimawandels zu finden. Hier geht es um die Achtung der Ganzheit der
Schoepfung und um verantwortliche Haushalterschaft. Es koennte sich
jedoch auch erweisen, dass es um das Ueberleben der Menschheit geht.

Genf, 2. November 2004

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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 138 Mitgliedskirchen, denen rund 65 Millionen LutheranerInnen
in 77 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
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