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LWB-Praesident Hanson und LWB-Generalsekretaer Noko wuerdigen


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Thu, 11 Nov 2004 16:23:04 -0600

LWB-Praesident Hanson und LWB-Generalsekretaer Noko wuerdigen Arafats
Unterstuetzung fuer palaestinensische ChristInnen
Erklaerung des Lutherischen Weltbundes zum Tod von Jassir Arafat

Genf, 11. November 2004 (LWI) * Der Lutherische Weltbund (LWB) hat den
Praesidenten der palaestinensischen Autonomiebehoerde, Jassir Arafat, als
energischen Verfechter der religioesen Rechte und Freiheiten der
palaestinensischen ChristInnen gewuerdigt, der "konsequent ihren Platz und
ihre Bedeutung im Heiligen Land beruecksichtigte". Arafat verstarb am fruehen
Donnerstagmorgen.

In einer heute veroeffentlichten gemeinsamen Erklaerung beschreiben
LWB-Praesident Bischof Mark S. Hanson und LWB-Generalsekretaer Pfr. Dr.
Ishmael Noko den verstorbenen Praesidenten Arafat, der die palaestinensische
Politik 40 Jahre lang dominiert hatte, als Fuehrungspersoenlichkeit, die auf
aeusserst unterschiedliche und vielfach widerspruechliche Weise in Erinnerung
bleiben werde. Waehrend er vielen als die Personifizierung des
palaestinensischen Kampfes um Selbstbestimmung und Unabhaengigkeit, als
Freiheitskaempfer, heroische Fuehrungspersoenlichkeit und Vaterfigur gegolten
habe, haetten andere ihn als unerbittlichen Feind und Hindernis fuer den
Frieden gesehen, so Hanson und Noko. Sie heben hervor, dass, unabhaengig von
unterschiedlichen Bewertungen der Person Arafats, "mit seinem Tod * in jedem
Fall eine der unbestreitbar zentralen Persoenlichkeiten die politische Buehne
des Nahen Ostens verlassen" habe.

Jassir Arafat verstarb im Alter von 75 Jahren in einem Pariser Krankenhaus,
wohin er am 29. Oktober gebracht worden war. Vor seiner Beisetzung in
Ramallah am Samstag, 13. November, wird in der aegyptischen Hauptstadt Kairo
eine Trauerfeier fuer Arafat stattfinden.

Der Praesident und der Generalsekretaer des LWB in ihrer Erklaerung stellen
fest, dass, obwohl die Folgen von Arafats Tod unabsehbar seien, nun
gleichermassen Chancen wie Risiken bestuenden. Sie rufen die
palaestinensische Fuehrung und die israelische Regierung auf, die
gegenwaertige Situation als Chance zu einem erneuerten und aktiven Engagement
fuer Dialog anstatt Gewalt zu nutzen. "Fuer die Kinder Abrahams, Israelis wie
PalaestinenserInnen, gibt es keine Alternative zur friedlichen Koexistenz",
betonen Hanson und Noko.

Die LWB-Vertreter rufen zudem die Regierung der Vereinigten Staaten von
Amerika und die weiteren Mitglieder des "Quartetts", das auf eine
internationale Politik mit dem Ziel der Beilegung des
Israel-Palaestina-Konflikts hinarbeitete * die Vereinten Nationen, die
Europaeische Union sowie Russland * auf, sich erneut in die
Friedensbemuehungen einzubringen..

Hansons und Nokos Erklaerung schliesst mit der Fuerbitte fuer die
LWB-Mitgliedskirche in der Region, die Evangelisch-Lutherische Kirche in
Jordanien (ELKJ), und ihren Bischof Munib A. Younan sowie fuer die
unerlaessliche humanitaere Arbeit, die die LWB-Abteilung fuer Weltdienst
(AWD) in Jerusalem und im Westjordanland leistet. "Wir beten darum, dass sie
auch weiterhin zu Zeugnis und Dienst sowie in ihrer Aufgabe als
BrueckenbauerInnen und FriedensstifterInnen gestaerkt werden moegen."

Zur ELKJ gehoeren Gemeinden in Israel, Jordanien und Palaestina. (410
Woerter)

Im Folgenden finden Sie den vollstaendigen Wortlaut der Erklaerung von
LWB-Praesident Mark S. Hanson und Generalsekretaer Ishmael Noko zum Tod von
Jassir Arafat:

Erklaerung von
Bischof Mark S. Hanson, Praesident
und
Pfarrer Dr. Ishmael Noko, Generalsekretaer des
Lutherischen Weltbundes
11. November 2004

Jassir Arafat wird auf aeusserst unterschiedliche und vielfach
widerspruechliche Weise in Erinnerung bleiben. Vielen galt er als die
Personifizierung des palaestinensischen Kampfes um Selbstbestimmung und
Unabhaengigkeit, als Freiheitskaempfer, heroische Fuehrungspersoenlichkeit,
Vaterfigur. Andere sahen ihn als unerbittlichen Feind, als Hindernis fuer den
Frieden. Die palaestinensischen ChristInnen erlebten ihn als energischen
Verfechter ihrer religioesen Rechte und Freiheiten, der konsequent ihren
Platz und ihre Bedeutung im Heiligen Land beruecksichtigte. Diese so
unterschiedlichen Sichtweisen werden sich wohl auch langfristig nicht
annaehern. Welche Meinung man jedoch auch zu Jassir Arafat haben mag, mit
seinem Tod hat in jedem Fall eine der unbestreitbar zentralen
Persoenlichkeiten die politische Buehne des Nahen Ostens verlassen. 40 Jahre
lang dominierte er die palaestinensische politische Landschaft und
ueberdauerte damit Generationen von politischen FuehrerInnen ueber
 a!
ll sonst auf der Welt. Dem kurzen Moment der Hoffnung, als Arafat und
Ministerpraesident Jizchak Rabin im September 1993 in Washington mit der
Unterzeichnung der Prinzipienerklaerung eine Einigung herbeifuehrten, folgte
dessen tragische Verdunkelung durch eine Flut von Anschlaegen und
Vergeltungsschlaegen sowie den langen letzten Hausarrest im Amtssitz der
palaestinensischen Autonomiebehoerde in Ramallah.

Jassir Arafats Tod wirkt auf die palaestinensische wie israelische Geschichte
wie ein Erdbeben, dessen Folgen unabsehbar sind. Dennoch gilt, dass mit einer
solchen Veraenderung zwangslaeufig Chancen wie Risiken einhergehen. In dieser
neuen Aera der komplexen Geschichte von Israelis und PalaestinenserInnen im
Heiligen Land kann ein erneuertes und aktives Engagement der
VerantwortungstraegerInnen beider Seiten fuer Dialog anstatt Gewalt dem vom
Konflikt zerrissenen Land schliesslich doch noch Frieden bringen. Israelis
und PalaestinenserInnen muessen gemeinsam einen Weg zum Frieden finden * zu
einem wirklichen Frieden, der getragen ist von Gerechtigkeit, gegenseitiger
Annahme und Versoehnung. Sie muessen einen Weg finden, die wechselseitig
zerstoererische wie auch selbstzerstoererische Gewaltspirale zu durchbrechen.
Beide Voelker teilen ein Land, ein Erbe und eine Verheissung. Fuer die Kinder
Abrahams, Israelis wie PalaestinenserInnen, gibt es keine Alternative zur
friedlichen K
 o!
existenz.

Wir beten darum, dass Gott den Wuergegriff, den der Hass um die Herzen gelegt
hat, loesen, und dass sein Frieden auf das Land, in dem Christus geboren
wurde, herabkommen moege. Wir beten darum, dass Israelis und
PalaestinenserInnen sich gemeinsam fuer den Frieden einsetzen moegen. Wir
rufen die palaestinensische Fuehrung und die israelische Regierung auf, die
Chance auf Wandel und auf eine Rueckkehr zum Dialog zu nutzen. Schliesslich
rufen wir die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika, die weiteren
Mitglieder des "Quartetts" sowie alle Mitglieder der Voelkergemeinschaft auf,
sich erneut in die Friedensbemuehungen in Israel-Palaestina einzubringen und
die Voelker des Landes samt ihren FuehrerInnen auf dem Weg zum Frieden zu
begleiten.

In dieser Zeit der Ungewissheit beten wir fuer die Evangelisch-Lutherische
Kirche in Jordanien, ihren Bischof Munib A. Younan und alle ihre Mitglieder
in Israel-Palaestina. Wir beten darum, dass sie auch weiterhin zu Zeugnis und
Dienst sowie in ihrer Aufgabe als BrueckenbauerInnen und FriedensstifterInnen
gestaerkt werden moegen. Und wir beten fuer die unerlaessliche humanitaere
Arbeit des LWB in Jerusalem und im Westjordanland, fuer die MitarbeiterInnen,
die sie leisten, sowie fuer die Personen und Gruppen, denen sie dienen.

* * *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen
weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 138
Mitgliedskirchen, denen rund 65 Millionen LutheranerInnen in 77 Laendern
weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine
enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und anderen
weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner
Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und
interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte,
Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt,
falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des
LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI" gekennzeichneten
Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt werden. 

* * *

LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html 

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
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