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Brasilien: LutheranerInnen bitten Juden/Juedinnen,


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Sat, 18 Dec 2004 23:09:17 -0600

Brasilien: LutheranerInnen bitten Juden/Juedinnen, Afro-BrasilianerInnen und
indigene Bevoelkerung um Vergebung
Lutherische Kirche bekennt sich zu ihrer historischen Verantwortung

Sco Leopoldo (Brasilien)/Genf, 18. Dezember (LWI/ALC) - Aus Anlass des
180-jaehrigen Bestehens ihrer ersten Gemeinden in Brasilien haben sich die
brasilianischen LutheranerInnen dazu verpflichtet, ihre oeffentliche
Verantwortung mit mehr Nachdruck wahrzunehmen und dazu beizutragen, dass
Brasilien eine gerechtere und solidarischere Nation wird, die Armut und Elend
ueberwindet. Diese Selbstverpflichtung ist Teil einer Erklaerung, die die
Evangelische Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (IECLB) waehrend
ihres 24. Generalkonvents Mitte Oktober in Sco Leopoldo (Brasilien)
veroeffentlicht hat.

Die Erklaerung erkennt an, dass die ImmigrantInnen in vielerlei Hinsicht den
Platz eingenommen haetten, den die indigenen Gemeinschaften, denen dieses
Land urspruenglich gehoerte, und die afro-brasilianischen Gemeinschaften
haetten einnehmen koennen, und dafuer bittet die Kirche um Vergebung. Die
lutherischen Gemeinschaften, die sich entwickelt haetten, seien
unbeabsichtigt Teil der Geschichte der Ungerechtigkeit und des sozialen
Ungleichgewichts in Brasilien geworden, heisst es in dem Dokument.

Die ersten deutschsprachigen ImmigrantInnen waren am 3. Mai 1824 aus
Deutschland und der Schweiz nach Nova Friburgo (Brasilien) kommen, eine
weitere Gruppe kam am 25. Juli 1824 in Sco Leopoldo an. 

"Die IECLB hat sich zunehmend zu einer multikulturellen und multiethnischen
Kirche entwickelt, die sich fuer die Staerkung von gesellschaftlichem
Engagement und Gemeinschaftsgeist einsetzt. Dabei handelt es sich sowohl auf
Grund unserer besonderen kulturellen Praegung als auch unseres bewussten
Verzichts auf Proselytismus um einen langwierigen Prozess", so die IECLB in
ihrer Erklaerung.

Die lutherische Kirche verweist ferner darauf, dass es seit 100 Jahren
juedische Einwanderung im suedbrasilianischen Bundesstaat Rmo Grande do Sul
gebe, und erkennt an, dass "wir in der Zeit, als Deutschland vom
Nationalsozialismus beherrscht war, nicht voellig immun waren gegen die
Einfluesse der Ideologie von der Ueberlegenheit der arischen Rasse". Dafuer
bittet die IECLB Gott und die Menschen, die sie verletzt hat, um Vergebung.

Die Erklaerung der Kirche analysiert, wie die lutherischen Gemeinden den
christlichen Glauben in unterschiedlichen gesellschaftlichen, politischen und
kulturellen Kontexten im Wandel der Zeiten gelebt haetten. "Es hilft uns,
wenn wir heute verstehen, dass wir einen Glauben haben, der Widersprueche
enthaelt", erklaerte der zweite Vize-Praesident der IECLB, Rolf Schuenemann. 

Das Dokument stelle sich der Realitaet und zeige die grossen
Herausforderungen auf, "mit denen unser Glaube uns konfrontiere", betonte der
erste Vize-Praesident der IECLB, Homero Severo Pinto. Es sei wichtig, um
Vergebung zu bitten, denn haeufig hielten die Menschen ihre Vorurteile fuer
die Wahrheit, erklaerte Pfr. Teobaldo Witter aus Cuiaba (Brasilien) hinzu.
(400 Woerter)

(Dieser Beitrag basiert auf einem Bericht von ALC - Agencia Latinoamericana y
Caribeqa de Comunicacisn/Lateinamerikanisch-Karibische Nachrichten-Agentur.) 

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