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Brasilien: Diese Menschen sind die eigentlichen HeldInnen


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Mon, 21 Feb 2005 08:26:42 -0600

Brasilien: Diese Menschen sind die eigentlichen HeldInnen
Lutherische Stiftung macht Ausgegrenzten neue Hoffnung

Porto Alegre (Brasilien)/Genf, 20. Februar 2005 (LWI) - VertreterInnen
oekumenischer Organisationen, die am Weltsozialforum (WSF) 2005 im
brasilianischen Porto Alegre teilnahmen, hat sich die Gelegenheit zu einem
Besuch verschiedener Projekte der lutherischen Diakoniestiftung
(Fundação Luterana de Diaconia - FLD) der Evangelischen Kirche
Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (EKLBB) geboten.

"Dank dieser Besuche vor Ort konnten wir uns mit eigenen Augen ein Bild
von den Verhaeltnissen verschaffen, die auf dem WSF eroertert wurden", so
FLD-Direktor Pfr. Silvio Schneider. Die Stiftung unterstuetzt und foerdert
die Arbeit von SammlerInnen recyclingfaehiger Materialien, eine Hilfseinrichtung fuer Kleinbauern/Kleinbaeuerinnen, Genossenschaften, ein "quilombo"
(altes brasilianisches Wort fuer Fliehdoerfer, die von entlaufenen
SklavInnen in Brasilien aufgebaut wurden; heute: Niederlassung ihrer
Nachkommen), einkommens- und beschaeftigungsschaffende Projekte sowie
HIV/AIDS- und Menschenrechtsprojekte in Staedten.

Dass viele Staedte in Brasilien nicht voellig im Muell versinken, ist
unter anderem den Aktivitaeten der informell arbeitenden AbfallsammlerInnen zuzuschreiben. Die sogenannten "catadores" sammeln, sortieren, recyceln,
und verdienen so ihren meist geringen Lebensunterhalt, haeufig unter
umwelt- und gesundheitsschaedigenden Bedingungen. Die brasilianischen
AbfallsammlerInnen bei der Arbeit zu sehen, sei fuer ihn eine unerhoerte
Erfahrung gewesen, berichtete Yacubu Muhammed Bingle aus Ghana, dem die
deutsche evangelische Hilfsorganisation "Brot fuer die Welt" die Reise
nach Porto Alegre ermoeglicht hatte. "Bei uns gilt eine solche Taetigkeit
als unwuerdig. Diese Menschen, die ohne Arbeit sind und der Versuchung
widerstanden haben, in die Kriminalitaet abzudriften, sind die eigentlichen Helden und Heldinnen. Sie sind ueber ihren Schatten gesprungen und haben
diese Aufgabe zu ihrem Lebensunterhalt gemacht. Diese Erkenntnis werde ich
nach meiner Rueckkehr nach Ghana weitergeben", so Bingle.

Vincent Nanga aus Kamerun, der mit Unterstuetzung des Deutschen Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED) nach Porto Alegre gereist war, berichtete
von seinem Besuch des "quilombo": "Wir haben in Afrika alles Moegliche
darueber gelesen und gehoert. Aber persoenlich mit den Lebensumstaenden
der Menschen hier konfrontiert zu werden, ist eine Erfahrung fuer sich.
Und trotz der gewaltigen Entfernung, die uns voneinander trennt, besteht
eine geistige Verbindung zwischen uns." Besonders schockiert zeigte sich
Nanga ueber die erbaermlichen Lebensbedingungen der Nachfahren der
ehemaligen SklavInnen und warf die Frage auf: "Was koennen wir tun, um sie
in diese Welt zu integrieren?" Als ermutigendes Zeichen galt ihm dabei
ihre Anstrengung, auf eigenen Fuessen zu stehen. Er dankte der FLD und dem
landwirtschaftlichen Hilfszentrum fuer das beachtliche Engagement fuer die
Gemeinschaft.

"Wenn wir uns auf dem Weltsozialforum Gedanken darueber machen, ob eine
andere Welt moeglich ist, muss fuer diejenigen, die erstmals aus dem
Ausland nach Brasilien kommen, die Moeglichkeit gegeben sein, sich anhand
solcher Besuche vor Ort einen Eindruck von den Dimensionen der vor Ort
geleisteten Arbeit zu verschaffen", hob Luciano Wolff vom EED hervor.

Auch Pfr. Enos Moyo, Leiter des Sambia-Programms der LWB-Abteilung fuer
Weltdienst (AWD), zeigte sich von dem quilombo-Projekt beeindruckt. "Wir
nehmen die Botschaft mit nach Afrika zurueck, dass wir fuer euch beten
muessen. Hier sind die Probleme mehr als augenfaellig: fehlende sanitaere
Einrichtungen, unzureichender Zugang zu Trinkwasser, Bildung und Land und
nicht zuletzt die Duerre. Das sind enorme Herausforderungen - und wir
werden mit fuer euch hoffen und beten", erklaerte Moyo. (510 Woerter)

(Bearbeitung des urspruenglich auf Portugiesisch erschienenen Beitrags der
in Porto Alegre ansaessigen Journalistin Susanne Buchweitz fuer LWI.)

* * *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen
weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 138
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* * *

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