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FEATURE: Einsatz fuer Kolumbiens Binnenvertriebene


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Mon, 21 Feb 2005 08:52:27 -0600

FEATURE: Einsatz fuer Kolumbiens Binnenvertriebene
Lutherische Kirche setzt Hoffnungszeichen

Bogotá (Kolumbien)/Genf, 21. Februar 2005 (LWI) - Waehrend er sich auf
einem steilen Pfad dem Dorf Tobia naehert, ruft Hebert Gutiérrez,
Koordinator bei der Evangelisch-Lutherischen Kirche Kolumbiens (IELCO),
nach Rosa Amaya. Sie soll wissen, wer kommt. In Tobia, das 90 Autominuten
von der Hauptstadt entfernt liegt, gibt es viele Guerillas und alle sind
staendig auf der Hut.

Rosa (39) hat acht Kinder im Alter von einem bis zu 18 Jahren. Seit Rosas
Bruder im Gefaengnis ist, lebt ihre neunjaehrige Nichte bei ihr. Ihr
Ehemann Orlando arbeitet im Wachdienst eines Hotels in Bogotá und kommt
nur ein- oder zweimal im Monat nach Hause, um das Schulgeld fuer die
Kinder abzuliefern. Rosa kuemmert sich um alles andere. Sie steht jeden
Tag um 4.00 Uhr frueh auf, um "churros" (Oelkringel) zu backen, die die
Kinder in die Schule mitnehmen, um sie dort zu essen und auch zu verkaufen.
Sie baut Obst und Gemuese im familieneigenen Garten an und haelt auch
einige Huehner fuer den Bedarf der Familie und zum Verkauf. Am Wochenende
sind die Kinder zu Hause, um mitzuhelfen.

Oberflaechlich betrachtet scheint es dieser Familie relativ gut zu gehen.
Doch ihr Leben war nicht immer so einfach. Rosas Familie gehoert zu den
ueber zwei Millionen KolumbianerInnen, die durch den seit mehr als 40
Jahren dauernden Buergerkrieg innerhalb des Landes vertrieben oder zur
Flucht in Nachbarlaender gezwungen wurden.

Die IELCO, seit 1966 Mitglied im Lutherischen Weltbund (LWB), unterstuetzt
seit mehreren Jahren Binnenvertriebene in Kolumbien. "Wir arbeiten in
einem aeusserst schwierigen Umfeld", erklaerte IELCO-Bischof Sijifredo D.
Buitrago in einem Interview mit der Lutherischen Welt-Information (LWI)
mit Bezug auf die politische und soziooekonomische Krise des Landes.

Die Regierung sieht sich fortgesetzt grossen Herausforderungen gegenueber,
insbesondere im Blick auf die weit verbreiteten bewaffneten Konflikten
zwischen den beiden grossen Guerillaorganisationen - den Revolutionaeren
Streitkraeften Kolumbiens (FARC) und der Nationalen Befreiungsarmee (ELN)
- sowie im Blick auf den Drogenhandel. Die paramilitaerischen Kraefte
haben sich zu einer dritten Gruppe in dem Konflikt entwickelt, der fuer
seine extrem gewalttaetigen Methoden gegenueber der Zivilbevoelkerung
beruechtigt ist.

Bei ihrer Arbeit mit Binnenvertriebenen kooperiert die IELCO mit dem in El
Salvador beheimateten Regionalbuero fuer Zentralamerika der LWB-Abteilung
fuer Weltdienst (AWD) und ACT (Action by Churches Together - Kirchen
helfen gemeinsam). Der LWB ist Gruendungsmitglied von ACT, einem weltweiten Netzwerk von Kirchen und Partnerorganisationen, die ihre Hilfsmassnahmen
fuer Menschen in Not gemeinsam koordinieren.

"Migration und Vertreibung beeintraechtigen das Leben in den Gemeinden der
IELCO betraechtlich, da einige von ihnen in den sogenannten *roten Zonen'
liegen", erklaerte Buitrago mit Bezug auf die von einer oder mehreren
bewaffneten Gruppen kontrollierten Regionen.

Die Gewalt nimmt zu und in der Folge verschlechtert sich die Menschenrechtssituation. Anwaltschaft wird dann zu einem zunehmend riskanten Geschaeft.
Tatsaechlich sind viele IELCO-Mitglieder Binnenvertriebene, wie Pfr. Jairo
Suárez, Referent fuer Gerechtigkeit und Leben der IELCO, anmerkt. Er
raeumt ein, dass das Eintreten fuer die Menschenrechte in einer Konfliktsituation, die jaehrlich Hunderte von Leben fordert, Risiken in sich berge.
Doch die Kirche schwanke nicht in ihrer Verpflichtung. MenschenrechtsaktivistInnen, RichterInnen, JournalistInnen, FriedensaktivistInnen, Geschaeftsleute, VertreterInnen indigener Gemeinschaften und Kirchenleute truegen das
hoechste Risiko, Opfer von Entfuehrungen und Gewalttaten zu werden, so
Suárez.

Teilen von Freud und Leid ist von grosser Bedeutung

Die Gewalt und Instabilitaet beeintraechtigt zusammen mit der sich
verschlechternden wirtschaftlichen Lage die Moeglichkeiten der Kirche,
sich selbst zu finanzieren. Kuerzlich musste die IELCO aufgrund fehlender
finanzieller Mittel einige ihrer Schulen schliessen.

Buitrago betonte die Bedeutung des Teilens von Freud und Leid in den
Mitgliedskirchen der lutherischen Gemeinschaft. "Wir leben unseren Glauben
in verschiedenen Kontexten und wenn ich hierher komme, erkenne ich, wie
vielfaeltig der LWB ist", erklaerte er waehrend seines ersten Besuchs im
Genfer LWB-Sekretariat Ende letzten Jahres. Seit Januar 2004 ist Buitrago
als Nachfolger von Pfr. Nehemías Parada Leiter der Kirche.

Fuer Rosas Familie und viele andere hat die Solidaritaet praktische
Konsequenzen. Heute haben sie Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitaeren Einrichtungen. Ebenso erhielten sie Unterstuetzung beim Bau von Haeusern.
Die naechste Phase des IELCO-Projektes wird die Familien mit Material fuer
die Verbesserung ihrer Kuechen versehen. Rosa plant die ihre schon. Ebenso
sollen Kurse in Gesundheit und Hygiene angeboten werden.

Die IELCO hat 3.000 Mitglieder in 14 Gemeinden. 90 Prozent der rund 42
Millionen EinwohnerInnen Kolumbiens sind roemisch-katholisch. (698
Woerter)

(Ein Beitrag von LWI und des ACT-Kommunikationsbueros.)

Dieser Beitrag gehoert zu einer Feature-Serie der Lutherischen Welt-Information (LWI) zum Thema der Zehnten LWB-Vollversammlung 2003 "Zur Heilung der
Welt". Die Serie beleuchtet die Relevanz des Vollversammlungsthemas in den
verschiedenen regionalen und lokalen Kontexten der weltweiten lutherischen
Gemeinschaft und stellt Projekte der Versoehnung und Heilung vor angesichts weltweiter Bedrohung. Auch nach Abschluss der Zehnten Vollversammlung,
die vom 21. bis 31. Juli 2003 in Winnipeg (Manitoba/Kanada) stattfand,
bildet das Vollversammlungsthema einen der Schwerpunkte der Arbeit des
LWB.

* * *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen
weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 138
Mitgliedskirchen, denen rund 66 Millionen ChristInnen in 77 Laendern
weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine
enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und
anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ
seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt
werden.

* * *

LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
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