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Tod von Papst Johannes Paul II. markiert Ende eines hoechst


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Mon, 04 Apr 2005 08:28:36 -0500

Tod von Papst Johannes Paul II. markiert Ende eines hoechst bedeutsamen
Pontifikats
LWB wuerdigt einen "wahrhaft aussergewoehnlichen Menschen"

Genf, 2. April 2005 (LWI) * Der Tod von Papst Johannes Paul II. am
Abend des 2. April markiere nicht nur das Ende des Lebens "eines
wahrhaft aussergewoehnlichen Menschen", sondern auch eines hoechst
bedeutsamen Pontifikats der roemisch-katholischen Kirche, das mit einer
entscheidenden Phase der Menschheitsgeschichte zusammengefallen sei, so
der Lutherische Weltbund (LWB) in einer Erklaerung, die unmittelbar nach
dem Tod des 84-jaehrigen Papstes veroeffentlicht wurde.

Die roemisch-katholische Kirche habe waehrend des Pontifikats von Papst
Johannes Paul II. "wesentlich zu bedeutenden oekumenischen Prozessen
beigetragen", insbesondere zu dem Netz bilateraler Dialoge zu
Lehrfragen, fuer das sie sich seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil
konsequent engagiert habe, betonte der Generalsekretaer des LWB, Pfr.
Dr. Ishmael Noko, in seiner Erklaerung.

Die bilateralen Beziehungen zwischen dem Lutherischen Weltbund und der
roemisch-katholischen Kirche haetten waehrend des Pontifikats von
Johannes Paul II. "eine fruchtbare Entwicklung genommen", erklaerte
Noko. Dies gelte insbesondere fuer die "Gemeinsame Erklaerung zur
Rechtfertigungslehre". Mit deren Unterzeichnung am 31. Oktober 1999 in
Augsburg (Deutschland) durch beide weltweite Gemeinschaften sei ein
Meilenstein in dieser Beziehung erreicht worden. Die Gemeinsame
Erklaerung, so Noko, "stellt einen bedeutenden oekumenischen Durchbruch
dar, der ueber die bilateralen Beziehungen der direkt beteiligten
unterzeichnenden Parteien hinausgeht".

Noko wuerdigte weiterhin die besondere Ausrichtung des Papstes auf
persoenliche Beziehungen, seine tiefe Spiritualitaet, die ihn in der
Ausuebung seiner grossen Verantwortung gepraegt habe, sowie seine
unermuedliche Suche nach den angemessensten Moeglichkeiten fuer den
roemischen Pontifex, der Einheit der Kirche zu dienen. Der
LWB-Generalsekretaer hob die Enzyklika "Ut Unum Sint" hervor, in der
der
Papst BischoefInnen unterschiedlicher christlicher Traditionen weltweit
eingeladen habe, sich an der Diskussion darueber zu beteiligen, wie das
Papstamt den Dienst an der Einheit der ChristInnen am besten ausueben
koenne.

Waehrend fuer viele Kirchen die Institution des Papsttums an sich
ausserhalb der Moeglichkeiten liege, die sie fuer sich selbst
uebernehmen koennten, wuerden gleichzeitig jedoch viele ChristInnen
anerkennen, dass Papst Johannes Paul II. einen wahrhaft beispielhaften
pastoralen Dienst der Einheit gelebt habe, so Noko.

Auf seinen Reisen in viele Laender der Welt habe der Papst oeffentlich
die Messe an Altaeren gefeiert, die oft inmitten eines komplexen
gesellschaftlichen und politischen Umfelds errichtet worden seien. Die
"eucharistische Botschaft der Versoehnung in Christus" sei hierdurch
in
eindringlicher Weise greifbar geworden, obwohl nur roemisch-katholische
Glaeubige zum Empfang der Eucharistie eingeladen gewesen seien. Noko
unterstrich, dass die oekumenischen Schwierigkeiten im Zusammenhang mit
der eucharistischen Gemeinschaft auch weiterhin ein dringliches Anliegen
in der Suche nach der Einheit der ChristInnen bleibe.

Papst Johannes Paul II. habe das Friedenspotenzial, das ein Handeln aus
dem Glauben berge, erkannt, so LWB-Generalsekretaer Noko. Dem Papst sei
es in einzigartiger Weise gelungen, verschiedene ReligionsfuehrerInnen
in gemeinsamer Reflexion und vom Gebet gepraegtem Engagement fuer den
Frieden zusammenzufuehren.

Der LWB-Generalsekretaer zeigte sich ueberzeugt, dass Papst Johannes
Paul II. aufgrund seines intensiven und aktiven Engagements fuer soziale
Gerechtigkeit sowie seines Einsatzes "fuer die freie und allgemeine
Ausuebung religioesen Glaubens als fundamentales Menschenrecht" in
Erinnerung bleiben werde. Sein Pontifikat "war gepraegt von der
unermuedlichen Suche nach Moeglichkeiten, wie die roemisch-katholische
Kirche in den verschi
edenen Weltregionen dazu beitragen koennte, das aus
politischer und wirtschaftlicher Unterdrueckung, Diskriminierung
aufgrund der Hautfarbe oder der sozialen Schicht sowie aus Armut, Hunger
und Krankheit erwachsende Leid zu lindern".

"Moege der Heilige Geist das Vermaechtnis von Papst Johannes Paul II.
dem goettlichen Plan entsprechend wirksam machen", betonte Noko zum
Abschluss seiner Erklaerung.

Der am 18. Mai 1920 in Wadowice, einer Kleinstadt in der Naehe von
Krakau (Polen), geborene Karol Józef Wojty*a wurde am 16. Oktober 1978
im Alter von 58 Jahren zum Papst gewaehlt. Wojty*a empfing 1946 die
Priesterweihe, 1958 wurde er zum Weihbischof von Krakau ernannt. 1964
erhob ihn Papst Paul VI. zum Erzbischof von Krakau und drei Jahre
spaeter erfolgte die Ernennung zum Kardinal. Als Oberhaupt der
weltweiten roemisch-katholischen Kirche stand Papst Johannes Paul II.
mehr als einer Milliarde KatholikInnen vor. (642 Woerter)

Im Folgenden finden Sie den vollstaendigen Wortlaut der Erklaerung von
LWB-Generalsekretaer Pfr. Dr. Ishmael Noko zum Tod von Papst Johannes
Paul II.:

Erklaerung des Generalsekretaers des Lutherischen Weltbundes, Pfr. Dr.
Ishmael Noko, anlaesslich des Todes von Papst Johannes Paul II.

Mit dem Tod von Papst Johannes Paul II. geht nicht nur das Leben eines
wahrhaft aussergewoehnlichen Menschen zu Ende, sondern auch ein hoechst
bedeutsames Pontifikat der roemisch-katholischen Kirche, das mit einer
entscheidenden Phase der Menschheitsgeschichte zusammenfiel.

Johannes Paul II. wurde zu einer Zeit zum Papst gewaehlt, als noch
niemand die Stabilitaet der kommunistischen Systeme Osteuropas in
Zweifel zog. Mit seiner Rolle bei den Veraenderungen, die schliesslich
zum Fall des Eisernen Vorhangs und zur Oeffnung der Grenzen in Europa
fuehrten, leistete er einen bedeutenden Beitrag zur Geschichte dieser
Region und der Welt.

Aufgrund der konservativen Haltung von Johannes Paul II. wurde das
Engagement dieses Papstes fuer die oekumenische Bewegung bisweilen
hinterfragt. Es muss jedoch anerkannt werden, dass die
roemisch-katholische Kirche waehrend seines Pontifikats wesentlich zu
bedeutenden oekumenischen Prozessen beigetragen hat, insbesondere zu dem
Netz bilateraler Dialoge zu Lehrfragen, fuer das sich die
roemisch-katholische Kirche seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil
konsequent engagiert hat.

Papst Johannes Paul II. wird in Erinnerung bleiben um seiner besonderen
Ausrichtung auf persoenliche Beziehungen und seiner tiefen
Spiritualitaet willen, die ihn in der Ausuebung seiner ungeheuren
Verantwortung praegte. Aus der unermuedlichen Suche von Johannes Paul
II. nach den angemessensten Moeglichkeiten fuer den roemischen Pontifex,
der Einheit der Kirche zu dienen, erwuchs seine Enzyklika "Ut Unum
Sint", in der er die BischoefInnen unterschiedlicher christlicher
Traditionen weltweit einlud, sich an der Diskussion darueber zu
beteiligen, wie das Papstamt den Dienst an der Einheit der ChristInnen
am besten ausueben koennte. Zwar liegt fuer viele Kirchen die
Institution des Papsttums an sich ausserhalb der Moeglichkeiten, die sie
fuer sich selbst uebernehmen koennten, viele ChristInnen wuerden jedoch
gleichzeitig anerkennen, dass Johannes Paul II. einen wahrhaft
beispielhaften pastoralen Dienst der Einheit lebte.

Fuer den Lutherischen Weltbund, der seit 1967 einen internationalen
theologischen Dialog mit der roemisch-katholischen Kirche fuehrt, haben
die bilateralen Beziehungen zwischen beiden weltweiten Gemeinschaften im
Verlauf des Pontifikats von Johannes Paul II. eine fruchtbare
Entwicklung genommen. Mit der Formulierung der "Gemeinsamen Erklaerung
zur Rechtfertigungslehre" und den Feierlichkeiten zu ihrer
Unterzeichnung am 31. Oktober 1999 in Augsburg (Deutschland) wurde ein
Meilenstein in dieser Beziehung erreicht. Die Gemeinsame Erklaerung
bringt eine Uebereinstimmung in Grundwahrheiten im Blick auf die
biblische Lehre von der Rechtfertigung zum Ausdruck, bei der es sich um
einen der zentralen Streitpunkte der Reformationszeit handel
te. Sie
stellt einen bedeutenden oekumenischen Durchbruch dar, der ueber die
bilateralen Beziehungen der direkt beteiligten unterzeichnenden Parteien
hinausgeht.

In der gegenwaertigen Phase der oekumenischen Bewegung faellt es nicht
leicht, sich vorzustellen, wie weitere grundlegende Fortschritte
weltweit erzielt und wie zwischen der roemisch-katholischen Kirche und
anderen Kirchen Formen der Gemeinschaft verwirklicht werden koennen. In
diesem Bereich werden in Zukunft neue Initiativen von Seiten der
roemisch-katholischen Kirche erforderlich sein.

Vom Beginn seines Pontifikats an engagierte sich Johannes Paul II.
intensiv fuer soziale Gerechtigkeit und setzte sich aktiv fuer die freie
und allgemeine Ausuebung religioesen Glaubens als fundamentales
Menschenrecht ein. Angesichts der immer deutlicher zu Tage tretenden
enormen sozialen Herausforderungen, die aus der Globalisierung
erwachsen, warnte Johannes Paul II. die Welt berechtigterweise vor den
gefaehrlichen Folgen liberaler Marktkraefte.

Das Pontifikat von Johannes Paul II. war gepraegt von der
unermuedlichen Suche nach Moeglichkeiten, wie die roemisch-katholische
Kirche in den verschiedenen Weltregionen dazu beitragen koennte, das aus
politischer und wirtschaftlicher Unterdrueckung, Diskriminierung
aufgrund der Hautfarbe oder der sozialen Schicht sowie aus Armut, Hunger
und Krankheit erwachsende Leid zu lindern. Er scheute sich nie,
schwierige und risikoreiche Herausforderungen anzunehmen, oft entgegen
den Empfehlungen seiner Berater. Bis in die letzten Tage seines Lebens
hinein engagierte er sich persoenlich bei der Loesung von Konflikten,
insbesondere dort, wo religioese Motive eine Rolle spielten. Der Papst
brachte seine grosse Besorgnis ueber die aktuellen Spannungen weltweit
zum Ausdruck, die manche Stimmen als Konflikt zwischen der
muslimisch-arabischen Welt und dem christlichen Westen darstellen.

Johannes Paul II. erkannte das Friedenspotenzial, das ein Handeln aus
dem Glauben birgt, und so es gelang ihm, in einer Form wie niemand sonst
bisher, verschiedene ReligionsfuehrerInnen in gemeinsamer Reflexion und
vom Gebet gepraegtem Engagement fuer den Frieden zusammenzufuehren,
wobei er den Schwerpunkt ausdruecklich bei dem durch Kriege und zahllose
Konflikte verursachten qualvollen Leiden der Welt setzte.

Seine Reisen fuehrten ihn in viele Teile der Welt, er feierte
oeffentlich die Messe an Altaeren, die oft inmitten eines komplexen
gesellschaftlichen und politischen Umfelds errichtet worden waren. Die
eucharistische Botschaft der Versoehnung in Christus wurde in
eindringlicher Weise greifbar, obwohl nur roemisch-katholische Glaeubige
zum Empfang der Eucharistie eingeladen waren.

Die oekumenischen Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der
eucharistischen Gemeinschaft bleiben auch weiterhin ein dringliches
Anliegen in der Suche nach der Einheit der ChristInnen, und die Kirchen
sind aufgerufen, ihre Aufmerksamkeit auf diesen Bereich zu
konzentrieren, damit in den kommenden Jahren mutige Schritte des
Glaubens moeglich werden.

Im Zusammenhang mit dem Wechsel vom zweiten zum dritten Jahrtausend
ermutigte Papst Johannes Paul II. alle christlichen Kirchen, angesichts
aller Fehlerhaftigkeit Busse zu tun und umzukehren, um mit Christus
versoehnt und durch ihn gestaerkt das neue Jahrtausend zu beginnen. Der
Tag der Vergebung fuer die Suenden der Soehne und Toechter der Kirche
war ein bewegendes Ereignis im Jubilaeumsjahr, mit dem Johannes Paul II.
geistliche Wegweisung zur Reue unter dem Kreuz Christi anbot.

Johannes Paul II. hinterlaesst das Vermaechtnis, der bisher
meistgereiste Papst der Geschichte zu sein. Wie der Apostel Paulus seine
vierte Missionsreise nach Spanien nicht verwirklichen konnte, so war es
auch Johannes Paul II. nicht mehr moeglich, die aeusserst
bedeutungsvollen Reisen zu unternehmen, die er geplant hatte. Sein Leben
war eine muehevolle Pilgerreise im echten Sinn des Wortes, die ihn
physisch wie spirituell enorm forderte. Wir wissen, dass er sich, egal
ob zu Hause oder auf Reis
en, taeglich Stunden im Gebet sammelte, um
Gottes Willen zu erkunden. Auch in diesem Sinne gab Johannes Paul II.
Menschen in den verschiedensten geistlichen Leitungspositionen, ja
Fuehrungspersoenlichkeiten und Glaeubigen in allen Lebensbereichen ein
Beispiel.

Moege der Heilige Geist das Vermaechtnis von Papst Johannes Paul II.
dem goettlichen Plan entsprechend wirksam machen.

Pfr. Dr. Ishmael Noko
Generalsekretaer

Genf
2. April 2005

* * *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 138 Mitgliedskirchen, denen rund 66 Millionen ChristInnen in
77 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.

* * *

LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz
Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
Tel.: +41-22-791-6353
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E-Mail: dmg@lutheranworld.org


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