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FEATURE: Kulturelle und politische Vorurteile versperren


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Thu, 21 Apr 2005 11:33:49 -0500

FEATURE: Kulturelle und politische Vorurteile versperren vielen Frauen
Zugang zu leitenden Positionen
Interreligioese Friedensinitiative rueckt Rolle der Frauen im
Friedensprozess ins Blickfeld

Johannesburg (Suedafrika)/Genf, 21. April 2005 (LWI) - "Wir bekommen
nicht erst den Frieden und schaffen dann die Einheit ... Das hiesse, den
Karren vor das Ross spannen!" Dies erklaerte Yvonne Fitzpatrick-Moore,
langjaehrige leitende Angestellte bei Wirtschaftsunternehmen und
Streiterin fuer die Rechte von Frauen, in einer Rede vor mehr als 100
Frauen aus allen Teilen Afrikas, die in Johannesburg (Suedafrika) ueber
die Rolle von Frauen im Friedensprozess im Rahmen der interreligioesen
Zusammenarbeit beraten.

Die Einheit muesse dem Frieden vorausgehen, wenn es einer Gesellschaft
gut gehen soll, so Fitzpatrick-Moore bei der dreitaegigen "Konsultation
der Muetter und Toechter Afrikas" im Vorfeld des Zweiten Gipfeltreffens
der Interreligioesen Initiative fuer Frieden in Afrika (IFAPA). Der
IFAPA-Gipfel findet vom 21. bis 25. April im Hotel und Konferenzzentrum
von Kopanong bei Johannesburg statt. Sieben religioese Traditionen sind
bei der Tagung vertreten, die vom Lutherischen Weltbund (LWB)
koordiniert und vom Nationalen Forum der ReligionsfuehrerInnen in
Suedafrika (NRLFSA) ausgerichtet wird.

In ihrer Rede, in der sie die Zuruestung von Frauen fuer den
Friedensprozess in den Mittelpunkt stellte, wuerdigte Fitzpatrick-Moore
das Engagement der Frauen, ihre Standhaftigkeit und ihren wichtigen
Beitrag zur Konfliktloesung sowie ihre Bemuehungen um Frieden auf dem
gesamten Kontinent. Noch immer seien gerade Frauen Opfer von Kriegen und
Gewalt. Auf die Frage, wie denn Frauen dazu befaehigt werden koennten,
gegen Praktiken anzukaempfen, die ihr Fortkommen behinderten, erklaerte
sie nachdruecklich, die Frauen Afrikas muessten sich von Vorurteilen
frei machen und duerften sich nicht die Vorurteile anderer zu Eigen
machen. "Die Hauptursache fuer falsches Handeln, vor allem falsches
Handeln, das Unrecht schafft, ist die blinde Nachahmung des
Ueberkommenen", betonte sie.

Fitzpatrick-Moore, die der Bahai-Gemeinschaft angehoert, verurteilte
Verbrechen und Unrecht gegen Frauen als rueckwaertsgerichtet und
bedauerte, dass bei vielen afrikanischen Regierungen und Gemeinschaften
Vergewaltigung nicht als Verbrechen gegen die Menschlichkeit gelte.
Fitzpatrick-Moore stammt aus den USA und hat inzwischen die
suedafrikanische Staatsangehoerigkeit erworben. Durch die Organisation
von Seminaren und Ausbildungsveranstaltungen zu Themen wie
Selbstverwirklichung, Rasse und Ethnizitaet, Gleichberechtigung von
Frauen und Maennern, Uebernahme von Leitungsfunktionen und Wandel ist
sie im Bereich der Erziehung und Ausbildung taetig. Unter anderem leitet
sie Frauengruppen bei der Anfertigung von Quilts (Decken aus
Stoffresten) an, die an Waisenkinder von HIV/AIDS-Opfern verschenkt
werden.

Die Praesidentin des Bundes der Muslimischen Frauenverbaende in
Nigeria, Hajiya Bilkisu, appellierte in ihrer Rede vor den Versammelten
an Regierungen, Gruppen der Zivilgesellschaft und Partner in der
Entwicklungsarbeit, Friedens- und Konfliktloesungsinitiativen von Frauen
zu unterstuetzen.

Sie wies darauf hin, dass immer, wenn gewalttaetige Konflikte
eskalierten, Frauen "einen unverhaeltnismaessig hohen Anteil an den
negativen Auswirkungen des Krieges zu tragen haben, die sich in der
Zerruettung des Familienlebens und in massivem Leid niederschlagen".

"Regierungen und Organisationen der Zivilgesellschaft sollten die
erforderlichen Vorkehrungen treffen, dass Frauen eine angemessene Rolle
und Verantwortung in Fruehwarn-Mechanismen zugewiesen wird, um den
Ausbruch von Konflikten zu verhindern", forderte sie.

In Teilen der Massenmedien haette die negative Darstellung von Frauen
zur Verbreitung von Klischees beigetragen, die die Gleichberechtigung
von Frauen und Maennern stark beeintraechtigten. "Die Medienleute
muessen zu Objektivitaet in der Berichterstattung ueber den
Friedensprozess angehalten werden; sie sollten den Friedensprozess
foerdern, indem sie die Taeter brutaler Verbrechen blossstellen und ein
positives Bild von Frauen vermitteln", so Hajiya Bilkisu.

Frauen werden zu gegenseitiger Unterstuetzung aufgerufen

Die ehemalige Sozialarbeiterin beim Hohen Fluechtlingskommissar der
Vereinten Nationen (UNHCR) und Gruenderin von Vision und Aktion
Afrikanischer Frauen gegen den Krieg in Elfenbeinkueste, Dandi Lou
Amanan, wuerdigte die grossen Fortschritte, die die Frauen zur
Verbesserung ihres Status erreicht haetten, hielt ihnen aber zugleich
vor, dass "sie selbst noch immer ihre aergsten Feinde sind".

"Frauen an der Basis sind von anderen Frauen ausgenutzt worden, die
sich selbst nicht fuer Frauenrechte engagieren. Wir haben viel erreicht,
aber der eigentliche Feind der Frau ist die Frau", betonte sie.

Amanan, die auch Beraterin im Westafrikanischen Friedensnetzwerk ist,
wies darauf hin, dass fuer Frauen dringend Ausbildungsmoeglichkeiten
geschaffen werden muessten, damit sie sich wirksamer an wichtigen
Projekten in ihren Gemeinschaften beteiligen koennten.

Die IFAPA-Initiative, fuegte sie hinzu, habe es erreicht, Frauen ganz
unterschiedlicher Herkunft zusammenzufuehren und ihnen so die
Moeglichkeit zu geben, ihre Erfahrungen miteinander auszutauschen und
gemeinsame Interessen zu erkennen. "Frauen merken manchmal gar nicht,
dass sie Einfluss haben und die Gesellschaft veraendern koennten, wenn
sie zusammenstehen und sich ein konkretes Ziel setzen."

Zugleich appellierte sie an Regierungen, Institutionen und fuehrende
Persoenlichkeiten, die sich fuer ein selbstbestimmtes Leben von Frauen
einsetzen, Fraueninitiativen finanziell abzusichern und zu
unterstuetzen. "Wenn es Frauen gut geht, geht es der ganzen Gesellschaft
gut", fuegte sie hinzu.

Suedafrikanische Regierung zur Anerkennung der Gleichberechtigung von
Frauen und Maennern beglueckwuenscht

Die stellvertretende Vorsitzende des NRLFSA, Shohren Rawhani, rief die
Religionsfuehrer auf, Frauen den Weg in leitende Positionen zu ebnen.
"Es gibt nur wenige Religionsfuehrerinnen; die Befaehigung von Frauen
bedeutet aber die Anerkennung ihrer Rolle", betonte sie auf der
Frauenkonsultation im Vorfeld des IFAPA-Friedensgipfels. Die
Konsultation wurde offiziell am 18. April von der suedafrikanischen
Ministerin fuer Bodenschaetze und Energie und derzeitigen Amtierenden
Praesidentin, Phumzile Mlambo-Ngcuka, eroeffnet.

Ausdruecklich lobte Rawhani die suedafrikanische Regierung, weil sie
zusammen mit anderen auf dem Kontinent die Gleichberechtigung von Frauen
und Maennern anerkannt und Frauen mit wichtigen Leitungspositionen
betraut habe.

Die NRLFSA-Vertreterin berichtete eingehend ueber die Aussagen von
Frauen, die Opfer von Diskriminierung wurden, und wies darauf hin, dass
viele Frauen, die auf dem Kontinent eine fuehrende Rolle uebernehmen
koennten, durch kulturelle und politische Vorurteile daran gehindert
wuerden.

Die Professorin Fatima El Kebir aus Algerien warb zur Foerderung der
Belange ihrer jeweiligen Gesellschaften fuer die Schaffung eines
Netzwerks afrikanischer Frauen. Es sei notwendig, Frauen in Toleranz,
Solidaritaet und Zusammenarbeit einzuueben.

"Wir muessen die Kraft von Frauen kreativ nutzen, denn wir sind 50
Prozent der Bevoelkerung und die Muetter der anderen 50 Prozent der
Bevoelkerung", schloss El Kebir ihre Ausfuehrungen.

An der "Konsultation der Muetter und Toechter Afrikas" nahmen auch
maennliche Beobachter teil. Der Generalsekretaer des Rates der Hindus in
Afrika, Prabhudas Pattni, zitierte aus hinduistischen Schriften und
forderte die afrikanischen Frauen nachdruecklich auf, neue Hoffnung zu
wecken und da zu beginnen, wo sie schon jetzt gleichberechtigte
Partnerinnen seien.

Pattni, der auch Mitglied des IFAPA-Fortsetzungsausschusses ist,
erklaerte: "Es ist an der Zeit, dass unsere afrikanischen Frauen neue
Hoffnung wecken und dort damit beginnen, wo ihre Schreie nach
Gerechtigkeit, Frieden, Zugehoerigkeit, Gleichberechtigung und
Sicherheit gehoert werden und wo danach gehandelt wird." (1.042
Woerter)

* * *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 138 Mitgliedskirchen, denen rund 66 Millionen ChristInnen in
77 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
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* * *

LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html

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