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Missbrauch heiliger Schriften zur Rechtfertigung von Kriegen


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Mon, 25 Apr 2005 15:48:33 -0500

Missbrauch heiliger Schriften zur Rechtfertigung von Kriegen verurteilt
Aufruf an ReligionsfuehrerInnen, fuer "Einheit Gottes" zu werben

Johannesburg (Suedafrika)/Genf, 25. April 2005 (LWI) - Pfr. Dr. Samuel
Kobia, Generalsekretaer des Oekumenischen Rates der Kirchen (OeRK) mit
Hauptsitz in Genf, hat die afrikanischen Glaubensgemeinschaften davor
gewarnt, auf der Grundlage heiliger Schriften Kriege zu rechtfertigen.

"Als glaeubige Menschen sollten wir heilige Schriften nicht dazu
benutzen, Kriegen eine moralische Rechtfertigung zu geben, denn so
faellt es leichter zu kaempfen", erklaerte Kobia vor den Delegierten und
geladenen Gaesten beim Zweiten Gipfel der Interreligioesen Initiative
fuer Frieden in Afrika (IFAPA), der vom 21. bis 25. April in der Naehe
von Johannesburg (Suedafrika) stattfindet. Im Rahmen des Gipfel wird ein
Ueberblick ueber Konfliktsituationen und Friedensbemuehungen in
verschiedenen Teilen Afrikas gegeben.

Kobia leitete eine Podiumsdiskussion zu Gebrauch und Missbrauch
heiliger Schriften in Konfliktsituationen und betonte bei dieser
Gelegenheit, es sei notwendig, die Relevanz des reichen Erbes und der
Vielfalt aller Religionen fuer den jeweiligen Kontext zu erschliessen.

An der Podiumsdiskussion nahm unter anderem Scheich Khaled Adlen
Bentounes teil, der den Franzoesischen Rat fuer die muslimische Religion
vertrat. Er betonte, keine moderne Religion koenne vorgeben, gewaltfrei
zu sein. Die Auslegung der heiligen Schriften sei von entscheidender
Bedeutung, da man diese "aus positiver oder negativer Perspektive
betrachten" koenne.

Gladys Quartey-Papafio aus Ghana, Vertreterin des Bahaismus, erklaerte,
die Vielfalt der Religionen und die grosse Zahl von Sekten unter den
Menschen rufe widerspruechliche Wahrnehmungen hervor. Frieden, so
Quartey-Papafio, sei Grundelement aller Religionen. "Es ist die nach
aussen sichtbare Praxis, die sich so sehr unterscheidet, und hieraus
entstehen Konflikte, Streit und Feindschaft."

Quartey-Papafio nannte Unwissenheit, Hochmut und den Mangel an
massgebenden Auslegungen heiliger Schriften als Faktoren, die zu
Konflikten beitruegen. Sie richtete an die ReligionsfuehrerInnen die
Herausforderung, fuer die Anerkennung und Annahme der Einheit Gottes,
der Religion und der Menschheit zu werben, um so Konflikten den Boden zu
entziehen.

Prabhudas Pattni, Generalsekretaer des Afrikanischen hinduistischen
Rates, stellte fest, die Menschen muessten akzeptieren, dass es viele
Wege zu Gott gebe. Er rief zu mehr Toleranz sowie gegenseitiger Annahme
auf und betonte, um Konflikte zu vermeiden, muesse man sich vor einer
"bewussten Fehlinterpretation dessen, was wir lesen" hueten.

Die suedafrikanische anglikanische Pfarrerin Sue Brittion aus Durban
vertrat die Weltkonferenz der Religionen fuer den Frieden (World
Conference on Religion and Peace, WCRP). Sie betonte, es sei notwendig,
die christliche Heilige Schrift unter angemessener Beruecksichtigung des
historischen, soziopolitischen und wirtschaftlichen Kontexts zu lesen,
in dem die Buecher geschrieben worden seien.

Heilige Schriften wuerden, so Brittion, haeufig fuer die Interessen
derjenigen missbraucht, die sie lesen, bzw. fuer die Interessen ihrer
sozialen Schicht oder Position in der Gesellschaft. "Es gibt Texte, die
zur Gewalt aufrufen und Texte, die Frieden und Gewaltlosigkeit foerdern
* man kann immer einen Text finden, der sich fuer die eigenen Zwecke
einsetzen laesst." Es sei notwendig, dem Missbrauch heiliger Schriften
entgegenzutreten, erklaerte Brittion

Im Rahmen einer Podiumsdiskussion wurde ein Appell an religioese
Institutionen gerichtet, ihre jeweiligen Dogmen und ihre Praxis
daraufhin zu ueberpruefen, welche Aspekte in der Folge der
Terroranschlaege auf die Vereinigten Staaten von Amerika am 11.
September 2001 den Rassismus, besonders in Europa und Asien, gefoerdert
haetten.

Doudou Diene, Sonderberichterstatter der Menschenrechtskommission ueber
zeitgenoessische Formen des Rassismus, der Rassendiskriminierung, der
Fremdenfeindlichkeit und damit zusammenhaengender Intoleranz, betonte,
es bestehe dringender Bedarf, das interreligioese Gespraech zu suchen,
um eine Entwicklung zu verhindern, die zu einem Konflikt der Kulturen
fuehren koenne.

In seinem Vortrag zum Thema "Rassismus, Religion und Dialog" empfahl
Diene, sich gegenseitig besser kennen zu lernen und interreligioese
Initiativen fuer Frieden und Verstaendigung zu verwirklichen.

Am Zweiten IFAPA-Gipfel nehmen mehr als 240 Personen aus ganz Afrika
sowie BeobachterInnen aus Europa und Nordamerika teil. Er wird vom
Lutherischen Weltbund (LWB) koordiniert, Gastgeber ist das Nationale
Forum der ReligionsfuehrerInnen in Suedafrika. Die afrikanische
interreligioese Friedensinitiative wurde von LWB-Generalsekretaer Pfr.
Dr. Ishmael Noko ins Leben gerufen. Beim Gipfel sind acht
Glaubensgemeinschaften vertreten, er steht unter dem Thema
"Zusammenarbeit fuer Frieden in Afrika". (644 Woerter)

* * *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 138 Mitgliedskirchen, denen rund 66 Millionen ChristInnen in
77 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.

* * *

LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html

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