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'Wasserverschwendung war ein Tabu'


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Fri, 13 May 2005 16:10:18 -0500

'Wasserverschwendung war ein Tabu'
LWB-Regionalkonsultation sucht nach neuen Ansaetzen zur Loesung der
Wasserproblematik

Nairobi (Kenia)/Genf, 13. Mai 2005 (LWI) - "Wasserverschwendung und das
Spielen mit Wasser waren wichtige Tabus, die Kindern von frueher
Kindheit an gelehrt wurden. Wir durften einmal in der Woche duschen",
erklaerte Pfr. Dr. Peri Rasolondraibe im Blick auf seine Kindheit in
einer vulkanischen Region im Sueden Madagaskars, wo es nur alle drei
Jahre regnete.

Rasolondraibe, Pfarrer der Madagassischen Lutherischen Kirche und
ehemaliger Direktor der Abteilung fuer Mission und Entwicklung (AME) des
Lutherischen Weltbundes (LWB), berichtete von seinen Erfahrungen im
Umgang mit Wasser vor den TeilnehmerInnen der afrikanischen
Regionalkonsultation des LWB, die vom 25. bis 29. April unter dem Thema
"Wasser in Bewegung bringen" in der kenianischen Hauptstadt Nairobi
stattfand.

Die Tagung wurde vom AME-Referat Frauen in Kirche und Gesellschaft
(FKG) organisiert. Sie war ein zweites Folgetreffen nach dem Aufruf der
Zehnten LWB-Vollversammlung im Juli 2003 im kanadischen Winnipeg, einen
Wasseraktionsplan zu entwickeln. An der Tagung beteiligten sich 39
TeilnehmerInnen aus LWB-Mitgliedskirchen in Afrika, von
Laenderprogrammen der LWB-Abteilung fuer Weltdienst (AWD) und von
oekumenischen Organisationen in der Region.

"Ich halte es fuer totale Missachtung und Arroganz, wenn Gewaesser,
(Fluesse, Meere und Ozeane), in denen Myriaden von Lebewesen zu Hause
sind, als Muellhalden fuer Industrie- und Giftmuell missbraucht werden",
so Rasolondraibe unter Hinweis auf die weltweite
Gewaesserverschmutzung.

"Die Wuesten sind in allen Teilen der Welt auf dem Vormarsch. Millionen
von Menschen haben keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser. Fluesse und
Wasserwege sind entweder ausgetrocknet oder hochgradig verschmutzt",
betonte der Theologe.

Er wies darauf hin, dass in den letzten Jahren viele afrikanische
Laender unter den verheerenden Auswirkungen der Duerre haetten leiden
muessen, und machte dafuer den Klimawandel verantwortlich. Dabei duerfe
allerdings die Verantwortung der Menschen fuer die Umwelt nicht
uebersehen werden, so Rasolondraibe. Ferner sei die Welt mit den
Problemen der "Kommerzialisierung des Wassers fuer den privaten Profit"
konfrontiert. Fuehrende internationale Finanzorganisationen draengten
zudem auf die Privatisierung des Wassers, angeblich liesse sich damit
die Effizienz steigern.

Nationale und internationale Organisationen, beispielsweise der LWB,
setzten sich jedoch immer staerker fuer den Schutz des Wassers ein, so
Rasolondraibe, der von Mai 1995 bis Maerz 2005 Direktor der
LWB-Abteilung fuer Mission und Entwicklung war. "Wenn Wasser von
privatwirtschaftlichen Unternehmen zur Ware herabgewuerdigt wird, stehen
die Menschenrechte - Grundrechte - auf dem Spiel", betonte er.

Waehrend sich viele internationale Hilfsorganisationen vor allem vom
rechtlichen Standpunkt aus intensiv mit den Wasserproblemen
auseinandersetzen, suchten die TeilnehmerInnen der
LWB-Regionalkonsultation nach einem im Glauben gegruendeten Ansatz. Sie
diskutierten ueber den globalen Fortschritt und benannten lokale
Kontexte, in denen es moeglich war, das tatkraeftige Engagement fuer die
Wasserprobleme zu foerdern.

In seinem Ueberblick ueber den Schutz des Wassers, den verantwortlichen
Umgang damit und seine gerechte Verteilung wies der Programmreferent
fuer Wirtschaftliche Gerechtigkeit im Team fuer Gerechtigkeit, Frieden
und Schoepfung des Oekumenischen Rates der Kirchen (OeRK) mit Sitz in
Genf, Dr. Rogate Mshana, darauf hin, dass nur 58 Prozent der
Bevoelkerung in Afrika suedlich der Sahara Zugang zu aufbereitetem
Wasser haetten. "Die Konzerne versprechen sich von Investitionen in die
Wasserwirtschaft ein rasch wachsendes Geschaeft." Schaetzungen zufolge
handele es sich dabei um einen Wirtschaftszweig mit Milliardenumsaetzen.

Mshana wiederholte, dass etwa 1,1 Milliarden Menschen keinen Zugang zu
Trinkwasser haetten und jaehrlich 2,2 Millionen Menschen in
Entwicklungslaendern an Krankheiten stuerben, die vom Wasser uebertragen
werden. Die meisten Betroffenen seien Kinder.

Er machte weiterhin auf die ungerechte Wasserverteilung weltweit
aufmerksam. Millionen Frauen, vor allem auf der suedlichen Halbkugel,
muessten weite Wege zuruecklegen, um Wasser fuer den Bedarf in ihren
Haeusern zu holen, waehrend taeglich Millionen Liter Wasser verschwendet
wuerden. "50 Prozent des Frischwassers gehen durch defekte Leitungen
verloren, was als Begruendung dafuer dient, Wassergeld zu erheben. Und
zwar vor allem dort, wo Wasser kostenlos oder zu billig ist, so dass
womoeglich nicht einmal die Kosten fuer die Sammlung, Reinigung und
Verteilung des Wassers gedeckt werden", so Mshana.
Auf die Frage nach Alternativen zur Loesung des Problems antwortete der
OeRK-Mitarbeiter, "Wasser sollte oeffentliches Eigentum bleiben und
nicht zur Ware gemacht werden. Der Schutz, der Verbrauch und die
Verteilung von Wasser sollten in der Zustaendigkeit des Staates oder des
jeweiligen Gemeinwesens liegen."

In seinen Ausfuehrungen ueber Armut und die Wasserkrise in Afrika
betonte Prof. Jesse Mugambi vom Fachbereich fuer Religioese Studien der
Universitaet Nairobi, "die da oben" muessten mit den Menschen an der
Basis zusammenwirken, um das Wasser allen zugaenglich zu machen. "Wir
muessen bei der Speicherung des Regenwassers anfangen. Die
dazugehoerigen technischen Anlagen muessen Eigentum der oertlichen
Gemeinwesen sein und von ihnen verwaltet werden. Die Gemeinwesen sollten
darueber hinaus Pflanzen anbauen, die bereits in der Vergangenheit
kultiviert wurden und der Umwelt angepasst sind", empfahl er. (757
Woerter)

(Ein Beitrag von LWI-Korrespondentin Lillian Kemunto, Nairobi.)

* * *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 138 Mitgliedskirchen, denen rund 66 Millionen ChristInnen in
77 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
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* * *

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