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Zum 60. Jahrestag der Beendigung des Zweiten Weltkrieges


From Christian B. Schäffler (APD Schweiz)
Date Sun, 15 May 2005 11:00:38 +0200

15. Mai 2005
Adventistischer Pressedienst (APD)
Christian B. Schaeffler, Chefredakteur
Fax +41-61-261 61 18
APD@stanet.ch
http://www.stanet.ch/APD
CH-4003 Basel, Schweiz

Zum 60. Jahrestag der Beendigung des Zweiten Weltkrieges
Erklaerung der deutschen und österreichischen Adventisten zur NS-Zeit

Hannover/Wien/APD In einer gemeinsamen Erklaerung zum 60. Jahrestag
der Beendigung des Zweiten Weltkrieges am 8. Mai 1945 haben die
Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland und Oesterreich Stellung zum
Verhalten der Freikirche im Dritten Reich genommen. Darin wird beklagt,
dass auch Siebenten-Tags-Adventisten an "diesem furchtbaren Krieg
beteiligt waren". Der Charakter der NS-Diktatur sei nicht rechtzeitig
und deutlich genug erkannt worden. In adventistischen
Veroeffentlichungen
haetten sich Aussagen befunden, ?die Adolf Hitler huldigten und der
rassistischen Ideologie des Antisemitismus in einer Weise Ausdruck
gaben, die aus heutiger Sicht unfassbar ist?. Deutsche und
Oesterreicher
seien zu "Komplizen des Rassenwahns geworden"; auch "viele
Siebenten-Tags-Adventisten" haetten "an der Not und dem Leid ihrer
juedischen Mitbürger keinen Anteil" genommen, so dass sie "von uns
ausgegrenzt und ausgeschlossen, sich selbst ueberlassen und so der
Gefangenschaft, Vertreibung oder dem Tod ausgeliefert wurden".

"Aufrichtig" werde bekannt, "dass wir gegenueber dem juedischen Volk,
allen Verfolgten und vom Krieg Betroffenen und darueber hinaus auch
gegenueber Adventisten in anderen Laendern durch unser Versagen schuldig

geworden sind". Auch haetten "wir als Siebenten-Tags-Adventisten in
jenen notvollen Zeiten trotz unserer Erkenntnis aus der Heiligen Schrift

und dem prophetischen Wort nicht mutiger und konsequenter gehandelt und
so in der Nachfolge unseres Herrn versagt". Adventisten seien
denjenigen,
"die in unseren Reihen mutig Widerstand geleistet haben und sich der
Nazidiktatur weder gebeugt, noch mit ihr gemeinsame Sache gemacht haben,

nicht mutig entschlossen genug gefolgt".

Die Freikirche wolle deshalb "nachdruecklich" dafuer eintreten, dass nie

wieder ein Krieg gegen andere Voelker von Deutschland oder Oesterreich
ausgehe und dass niemand aufgrund von Rasse, Religion, Nationalitaet
oder
Geschlecht ausgegrenzt oder benachteiligt werde. Die Vergangenheit
duerfe
nicht in Vergessenheit geraten und der Gehorsam, "den wir der
staatlichen
Obrigkeit schulden, nicht zur Preisgabe von biblischen Ueberzeugungen
und
Werten" fuehren. Es gelte, den Glauben auch dann mutig zu bekennen und
konsequent zu leben, "wenn wir unsererseits in die 'Stunde der
Versuchung'
geraten".

In einem Schlusswort wird hervorgehoben, dass es nicht darum gehe,
"ueber jene, die damals lebten und glaubten", sich zu überheben oder
sie
zu verurteilen. Gott allein sei Richter, und er allein koenne von Schuld

freisprechen. "Wir wollen aber in unserer Zeit entschieden fuer Recht
und
Gerechtigkeit ? für alle Menschen ? eintreten."

Die Erklaerung ist von den Pastoren Klaus van Treeck (Hannover) und
Guenther Machel (Ostfildern bei Stuttgart), Vorsitzender beziehungsweise

stellvertretender Vorsitzender der Gemeinschaft der
Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland, sowie von Pastor Herbert
Brugger
(Wien), Vorsteher der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in
Oesterreich,
unterzeichnet. Sie wurde auch in der Mai-Ausgabe der Gemeindezeitschrift

Adventecho" der deutschsprachigen Adventisten veroeffentlicht und in den

Gottesdiensten am Samstag, dem 7. Mai, verlesen.

Die Freikirche hatte schon zuvor zur NS-Zeit Stellung genommen.
Im November 1988 findet sich in der Zeitschrift "Adventgemeinde" der
Siebenten-Tags-Adventisten der ehemaligen DDR unter der Ueberschrift
"Geschrieben uns zur Warnung" ein Wort der dortigen Gemeinschaftsleitung

zum 50. Gedenktag der Kristallnacht am 9. November 1938. Anlaesslich des

Kongresses "100 Jahre Adventisten in Hamburg" am 14. Oktober 1989 im
Congress Centrum der Hansestadt gab der damalige Vorsitzende der
westdeutschen Freikirche, Pastor Erwin Kilian, eine Erklaerung zur
hundertjaehrigen Geschichte, in der auch ein Abschnitt über "die
dunkle
Zeit" von 1933-1945 enthalten war. Sie wurde im "Adventecho" Dezember
1989 veroeffentlicht. Ausserdem stand im "Adventecho" Mai 1995 die
Erklaerung der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten in
Deutschland
"Lasst Versoehnung siegen" zum 50. Jahrestag des Endes des Zweiten
Weltkrieges. Laut Dr. Daniel Heinz, dem Leiter des Historischen Archivs
der Siebenten-Tags-Adventisten in Europa mit Sitz in Friedensau bei
Magdeburg, haetten sich die drei Stellungnahmen aber nicht so konkret
wie die jetzige Erklaerung mit der NS-Zeit befasst.


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