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Eine Herausforderung - 'Zusammenstehen trotz aller


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Thu, 26 May 2005 15:40:32 -0500

Eine Herausforderung - "Zusammenstehen trotz aller Differenzen"
Nordamerikanische Regionalkonsultation beraet ueber Probleme der
LWB-Kirchen weltweit

Chicago (USA)/Genf, 26. Mai 2005 (LWI/ELKA News) - "Die Bande der
Gemeinschaft vertiefen" war das Thema einer Konsultation des
Lutherischen Weltbundes (LWB) fuer seine Mitgliedskirchen in Nordamerika
vom 31. Maerz bis 2. April in Chicago (USA), zu der die
Evangelisch-Lutherische Kirche in Amerika (ELKA) eingeladen hatte.

Ausgehend von der derzeitigen Diskussion ueber Fragen der menschlichen
Sexualitaet diskutierten die 35 TeilnehmerInnen die wechselseitige
Verbundenheit der lutherischen Kirchen in der ganzen Welt in den Fragen
von Mission und Gerechtigkeit. Ziel der Konsultation war es, "die
Kirchenfuehrer und Kirchenfuehrerinnen zu einem Dialog
zusammenzufuehren, der zu wechselseitiger Verbundenheit und zum Teilen
der Gaben zwischen und unter den LWB-Mitgliedskirchen in Nordamerika
ermutigt, und ihnen ihre Verantwortung innerhalb der weltweiten
lutherischen Gemeinschaft bewusst zu machen". Das Forum bemuehte sich
ferner darum, "Gelegenheit zum Gespraech ueber menschliche Sexualitaet
zu bieten und einen Weg zu finden, wie die Probleme in der weltweiten
lutherischen Gemeinschaft angegangen werden koennen".

In seinem Hauptreferat unter dem Thema "Verpflichtet, gemeinsam auf dem
Weg zu sein: Der LWB als eine Gemeinschaft von Kirchen" nahm der
Generalsekretaer des LWB, Pfr. Dr. Ishmael Noko, Bezug auf die vielen -
theologischen, liturgischen und kulturellen - "Stroeme", die im LWB
zusammenfliessen und mit geistlichen und materiellen Guetern gesegnet
seien, um Gottes Gnade, das Evangelium und die Mission in der Welt
Gestalt werden zu lassen. "Es gibt Momente in unserem Leben, in denen
wir gemeinsam fuereinander eintreten muessen", betonte Noko.

Vier der insgesamt 138 LWB-Mitgliedskirchen gehoeren zur LWB-Region
Nordamerika: die Estnische Evangelisch-Lutherische Kirche im Ausland (in
Kanada) und die Evangelisch-Lutherische Kirche in Kanada (ELKIK), die
ELKA sowie die Litauische Evangelisch-Lutherische Kirche in der Diaspora
(in den USA).

Bischof Hans G. Dumpys von der litauischen Kirche beschrieb die Flucht
der baltischen LutheranerInnen nach dem II. Weltkrieg nach Nordamerika,
durch die sie sich der kommunistischen Herrschaft in ihrer Heimat
entziehen wollten. Die litauische Kirche sei "eine ethnische Enklave" in
den USA, so Dumpys. Ihre Gottesdienste faenden in litauischer Sprache
und in der litauischen Tradition statt; der Stolz auf ihre Kultur trenne
sie jedoch von den anderen LutheranerInnen in Nordamerika, stellte er
fest.

Der Leitende Bischof der ELKA, Mark S. Hanson, erklaerte, in den USA
"gemeinsam auf dem Weg zu sein", bedeute Einvernehmen auch in
Machtfragen. Eine Gemeinschaft von Kirchen, die aus der Gnade Gottes und
des Heiligen Geistes gemeinsam auf dem Weg sei, habe Macht. Das einander
"Begleiten" habe die Beziehungen der ELKA zu LutheranerInnen in anderen
Kirchen und Kulturen neu bestimmt - im Sinne von einander Zuhoeren,
Geben und Empfangen, sagte er. Hanson wurde von den Delegierten der
Zehnten LWB-Vollversammlung im Juli 2003 im kanadischen Winnipeg zum
Praesidenten des LWB gewaehlt.

Der Nationalbischof der ELKIK, Raymond L. Schultz, fuehrte aus, seine
Kirche sei eine Kirche von Einwanderern/Einwanderinnen, die darum ringe,
sich als Kirche in der Mission fuer andere zu verstehen und nicht nur
Kirche fuer sich selbst zu sein. Die Kirchen spraechen zwar von
Gemeinschaft und wechselseitiger Verbundenheit, sie gerieten jedoch in
den Sog der nordamerikanischen Kultur des Individualismus, so Schultz.

Der Studienleiter der ELKA-Studie ueber Sexualitaet, Pfr. James M.
Childs Jr., und Bischoefin Margaret G. Payne (Neu-England-Synode),
Vorsitzende der 14-koepfigen Arbeitsgruppe fuer die Studie ueber
Sexualitaet, berichteten ueber die Arbeit der Gruppe und ihre
Empfehlungen zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Die Empfehlungen
befuerworten, dass Menschen, die in solchen Beziehungen leben, in der
Kirche auch als Geistliche Dienst tun koennen.

Aehnliche Beschluesse im Blick auf gleichgeschlechtliche
Partnerschaften plane die ELKIK fuer den Sommer, berichtete
Nationalbischof Schultz. In einer Podiumsdiskussion gingen fuenf
internationale Gaeste auf die Berichte und Probleme ihrer jeweiligen
Kirchen ein.

Der Praesident der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche (IELU)
in Argentinien, Pfr. Alan Eldrid, berichtete, dass die ArgentinierInnen
der Homosexualitaet eine groessere Offenheit entgegenbringen wuerden.
Als Ursache benannte er, dass die Menschen offenbar den Medien staerker
ausgesetzt seien, waehrend die Kirchen staerker von dem Schutz der
Menschenrechte beansprucht wuerden. "Fuer uns ist der freie Markt ein
ungerechter Markt", betonte er. "In unser Land dringen Unternehmen ein,
die unsere Menschen auspluendern." Amerikanische Konzerne haetten schon
in der Vergangenheit ArgentinierInnen von ihren Farmen vertrieben und
das Land ausgebeutet, stellte Eldrid fest.

Die japanische Kultur habe keine Probleme damit gehabt, ueber
Sexualitaet zu diskutieren, bis die christlichen Missionare gekommen
seien, erklaerte der Praesident der Japanischen Lutherischen
Theologischen Hochschule, Dr. Naozumi Eto. Die Kirche bemuehe sich in
der Gesellschaft heute um die Akzeptanz von Minderheiten, auch sexueller
Minderheiten, so Eto. Er wies darauf hin, dass die japanische
Gesellschaft sehr schnell altere und die lutherische Kirche in Japan
sich vor allem jungen Menschen zuwenden muesse. Dies nicht nur um der
Erhaltung der Kirche willen, sondern auch deshalb, weil die juengeren
Generationen unter Isolierung, Rueckzug, Gewalt und allgemeinem Mangel
an geistlicher Wegweisung litten.

Der namibische Theologe Prof. Paul J. Isaak, Leiter des Fachbereichs
Religion und Theologie der Universitaet Namibia, erinnerte daran, dass
Luther das Zoelibat aufgegeben, zu Homosexualitaet aber nichts gesagt
habe. Die Kirche in Namibia arbeite an einer "Theologie der Saerge".
Dies haenge mit ihrer Geschichte zusammen, die vom Tod gezeichnet sei -
von Sklaverei, Kolonialismus, Krieg und von der HIV/AIDS-Pandemie. Fuer
Isaak stellt sich im Blick auf Kirche und Gesellschaft insbesondere die
Frage, "was wir tun muessen, um Leben zu bewahren und sinnloses Sterben
zu verhindern".

Margaret Obaga, Koordinatorin der Frauenarbeit der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kenia (KELK), berichtete,
Homosexualitaet sei fuer KenianerInnen ein relativ neues Thema, bei dem
es im Wesentlichen darum gehe, dass sie von der Anglikanischen Kirche in
Kenia verurteilt werde. In der kenianischen Gesellschaft sei es, so
Obaga, noch immer anstoessig, oeffentlich ueber Sex zu sprechen. Sie
beschrieb die Arbeit der KELK als Hilfe fuer Frauen, Fertigkeiten zu
erlernen, damit sie sich ihren Lebensunterhalt verdienen koennten, als
Protest gegen haeusliche Gewalt und als Fuersorge fuer AIDS-Waisen.

"Anstaendige Leute reden nicht ueber Sex" in Indien, erklaerte Dr.
Sheila Shyamprasad, HIV/AIDS-Programmkoordinatorin der Vereinigten
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Indien (VELKI). Sie berichtete, dass
es schwierig sei, den/die DurchschnittsinderIn davon zu ueberzeugen,
dass Sex nichts "Schmutziges" sei. Auch falle es den indischen Kirchen
nicht leicht, sich an Gespraechen ueber Sexualitaet zu beteiligen, von
denen andere Kirchen im Norden offenbar vollstaendig absorbiert seien.
Die VELKI, ein Zusammenschluss von zwoelf lutherischen Kirchen,
engagiere sich im HIV/AIDS-Aufklaerungsprogramm zur Bewaeltigung der
Krise in Indien. Die Kirche lehre das ABC der Verhuetung - Enthaltung,
Treue in der Partnerschaft und Gebrauch von Kondomen - und kuemmere sich
andererseits um AIDS-Witwen und -Waisen.

Fuer die ehemalige leitende Direktorin der ELKA-Abteilung Weltmission,
Pfarrerin Bonnie L. Jensen, hat die Tagung belegt, dass wirtschaftliche
Habgier und Militarismus fuer die Kirchen in anderen Teilen der Welt
viel schwer wiegendere Probleme darstellen als die Fragen der
Sexualitaet. Sie habe von den internationalen Gaesten erfahren, dass sie
"uns um mehr Sensibilitaet gegenueber Kirchen in einem konservativeren
Umfeld" bitten.

"Unsere Kirchen haben andere Prioritaeten als die Sexualitaetsdebatte.
Die gegenwaertig in der ELKA und der ELKIK gefuehrte Diskussion sei
nicht unbedingt die dringendste Prioritaet und die groesste
Herausforderung in anderen Kirchen", erklaerte Pfarrerin Dr. Karen L.
Bloomquist, Direktorin der LWB-Abteilung fuer Theologie und Studien
(ATS) im Anschluss an die Tagung. "Ich denke aber, es zeigt doch ein
bemerkenswertes Mass an Offenheit der anderen, wenn sie erklaeren: 'wir
verstehen diese Auseinandersetzungen', und ihre Bereitschaft bekunden,
die Kirchen in diesen Fragen zu begleiten", so Bloomquist.

"Als eine Gemeinschaft von Kirchen aus verschiedenen Teilen der Welt
sind wir uns bewusst, dass es nicht selbstverstaendlich ist, miteinander
auf dem Weg zu sein, und deshalb haben wir uns verpflichtet, trotz aller
Schwierigkeiten, die wir bereits vor uns erkennen koennen oder die wir
noch nicht vorhersehen, bereit zu sein, beieinander zu bleiben. Das ist
das Entscheidende", betonte LWB-Generalsekretaer Noko abschliessend.
(1.250 Woerter)

* * *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 138 Mitgliedskirchen, denen rund 66 Millionen ChristInnen in
77 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.

* * *

LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz
Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
Tel.: +41-22-791-6353
Fax: +41-22-791-6630
E-Mail: dmg@lutheranworld.org


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