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Oekumenisches Institut in Strassburg: Seminar zu potenziell


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Thu, 25 Aug 2005 13:36:02 -0500

Oekumenisches Institut in Strassburg: Seminar zu potenziell kirchentrennenden Fragen
Kontroverse Diskussionen ueber Bioethik und Homosexualitaet

Strassburg (Frankreich)/Genf, 25. August 2005 (LWI) - Eine Reihe ethischer
Fragen stellt die Kirchen vor wachsende Herausforderungen, von denen
einige sogar zu Spannungen fuehren, die die Einheit innerhalb und zwischen
Kirchen bedrohen. Vor diesem Hintergrund hat sich das Institut fuer
Oekumenische Forschung in Strassburg (Frankreich) in seinem Sommerseminar
2005 speziell mit zwei Themen befasst, die gegenwaertig besonderes
Spaltungspotenzial beinhalten: Gentechnik und Homosexualitaet.

60 TeilnehmerInnen unterschiedlicher Konfessionen aus verschiedenen
Laendern beteiligten sich an dem Seminar. Trotz einer grossen Meinungsvielfalt fuehrten die TeilnehmerInnen "offene Diskussionen, in denen niemand
ausgegrenzt wurde, gelangten in vielen Fragen zu einem Konsens und
arbeiteten Themenbereiche heraus, in denen es noch Diskussionsbedarf
gibt", so Prof. Kenneth Appold vom Oekumenischen Institut und Koordinator
des Seminars.

Drei Hauptredner beschaeftigten sich mit dem Thema Bioethik und bejahten
uebereinstimmend eine Reihe wichtiger Grundsaetze. Einer dieser Grundsaetze liegt in der fundamentalen Ueberzeugung, dass das menschliche Leben von
Gott erschaffen ist und in allen Stadien seiner Entwicklung besonderen
Schutzes bedarf. Die Redner konnten sich jedoch nicht darauf einigen, wie
der Beginn des Lebens definiert werden sollte. Fuer den roemisch-katholischen Prof. Dr. Eberhard Schockenhoff (Deutschland) stellt der Augenblick der
Befruchtung der Eizelle eindeutig den Beginn des Lebens dar.

Die lutherischen Professoren Dr. Klaus Tanner (Deutschland) und Pfr. Dr.
Jean-François Collange, Praesident der Kirche Augsburgischen Bekenntnisses von Elsass und Lothringen (Frankreich), stellten fest, dass die
schnellen Entwicklungen in der wissenschaftlichen Erkenntnis die meisten
dieser Definitionsbemuehungen als problematisch erscheinen liessen. Die
unterschiedlichen Meinungen ueber den Zeitpunkt des Beginns des Lebens
brachten es mit sich, dass auch in der Frage der embryonalen Stammzellenforschung keine Uebereinstimmung erzielt werden konnte. Schockenhoff lehnt
diesen Bereich der Forschung ab, waehrend die beiden lutherischen
Theologen sich dafuer aussprachen, aber strenge ethische Richtlinien
forderten.

Zum Thema Homosexualitaet tauschten die TeilnehmerInnen Erfahrungen aus
ihren verschiedenen Heimatkirchen aus. Dabei befassten sie sich spezifisch
mit homosexuellen Partnerschaften und der Frage, ob Homosexuelle, die in
solchen Partnerschaften leben, ordiniert werden sollten. Pfarrerin Dr.
Karen Bloomquist, Direktorin der Abteilung fuer Theologie und Studien
(ATS) des Lutherischen Weltbundes (LWB), zeigte theologische und methodische Perspektiven fuer eine Auseinandersetzung mit den Differenzen zu diesem
Thema auf, um so deren kirchentrennendem Potenzial Rechnung zu tragen.

Prof. Eugene Rogers (USA) und Prof. Philippe Bordeyne (Frankreich)
entwickelten kreative Perspektiven zum Verstaendnis der Ehe im Allgemeinen
und zur Frage, ob diese auf gleichgeschlechtliche Beziehungen anwendbar
seien. Die Ehe, so betonten sie uebereinstimmend, sei Teil des oeffentlichen Zeugnisses der Kirche und verheiratete Paare leisteten einen Beitrag zur
Sendung der Kirche. In der Frage, ob eine homosexuelle Partnerschaft einen
solchen Beitrag leisten koenne, vertraten sie allerdings unterschiedliche
Meinungen. Bordeyne argumentierte, dies sei nicht moeglich, da die Ehe
Zeugnis von Gottes Ja zur Heterosexualitaet von Mann und Frau ablege, das
er in der Schoepfung zum Ausdruck gebracht habe. Fuer Rogers hingegen
stellt die Ehe vor allem eine Uebung in geistlicher Askese dar, in der die
geistlichen Werte der Treue, der Selbstaufopferung und der Liebe gepflegt
werden. Nach seiner Meinung traegt jedes Paar, dessen Beziehung diese
Merkmale verkoerpert, zur Sendung der Kirche in der Welt bei. Ausgehend
von dieser Ueberzeugung forderte er dazu auf, Homosexuellen die Moeglichkeit zur Eheschliessung zu geben.

Das Sommerseminar in Strassburg endete fuer die TeilnehmerInnen mit der
Erkenntnis, dass es moeglich und notwendig ist, diese angestossene
Diskussion in ihren Heimatkirchen fortzufuehren. (549 Woerter)

* * *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen
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* * *

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