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LWB-Ratstagung-02-2005: Ratstagung des Lutherischen Weltbundes


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Wed, 31 Aug 2005 06:38:56 -0500

Ratstagung des Lutherischen Weltbundes in Jerusalem eroeffnet
Palaestinensischer Bischof Younan fordert Versoehnung zwischen Israelis
und PalaestinenserInnen

LWB-Ratstagung in Jerusalem/Bethlehem,
31. August * 6. September 2005

PRESSEMITTEILUNG NR: 02

Jerusalem/Genf, 30. August 2005 (LWI) * Zur Versoehnung durch mehr
Gerechtigkeit, Wahrheit und gegenseitige Vergebung hat Bischof Dr. Munib
A. Younan von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im
Heiligen Land (ELKJHL) Israelis und PalaestinenserInnen aufgerufen. Der
palaestinensische Bischof betonte in seiner Predigt im
Eroeffnungsgottesdienst der Ratstagung des Lutherischen Weltbundes (LWB)
am Dienstag, 30. August, in der Erloeserkirche in Jerusalem, dass echte
Versoehnung nur in einer Kultur der Wahrhaftigkeit wachsen koenne und
ihren Grund in Gerechtigkeit habe. "Wenn wirkliche Versoehnung zustande
kommen soll, muessen wir bereit sein zu vergeben", so Younan.

Mit Bezug auf das Thema der Ratstagung "Die Kirche * berufen zum Dienst
der Versoehnung", erklaerte Bischof Younan, dieses Thema sei von der
ELKJHL ausgewaehlt worden, "weil wir fest davon ueberzeugt sind, dass
Gott uns, die oertliche Repraesentantin der weltweiten lutherischen
Gemeinschaft, beruft, diesen unverzichtbaren Dienst gerade zu diesem
Zeitpunkt an diesem Ort konkret werden zu lassen". Die Ratstagung mit
rund 170 TeilnehmerInnen findet auf Einladung der ELKJHL vom 31. August
bis 6. September in Jerusalem/Bethlehem statt.

Es sei nicht schwer, von der Versoehnung der Schoepfung mit Gott durch
Christus zu sprechen und sich in die Theologie der Versoehnung zu
vertiefen, so Younan. "Viel schwieriger ist es indessen, Feindschaft und
Hass zwischen Menschen zu versoehnen. Am schwersten faellt es jedoch,
jemandem in die Augen zu blicken und Versoehnung mit ihm zu suchen. Aber
gerade dazu sind wir berufen."
Das goettliche Geschenk der Versoehnung Gottes oeffne den Weg nicht nur
der Versoehnung unter Kirchen, sondern auch zwischen Maennern und
Frauen, unter Menschen unterschiedlicher Glaubensueberzeugungen,
Kulturen und Traditionen sowie unter den Mitgliedern anderer
Religionsgemeinschaften.

Vor dem Hintergrund des Konflikts zwischen Israelis und
PalaestinenserInnen kritisierte Younan in seiner Predigt, dass sich "die
globalisierte Welt rasant zu einer Welt ohne Werte entwickelt". Es gebe
drei wesentliche Elementen, die der Welt fehlten: Friede, Gerechtigkeit
und Vergebung. Gott definierten immer weniger Menschen als Mitte ihres
Lebens. Bei manchen wirke es, als "wollten sie damit nur so etwas wie
goettliches Recht fuer ihre engstirnigen eigenen Ideologien"
beanspruchen. Im Namen des Friedens und der Sicherheit bete man Waffen,
Mauern und den Krieg an.

Gegen Intoleranz und Extremismus

Laut Younan verurteilen die palaestinensischen christlichen Kirchen
Intoleranz und Extremismus. Sie seien der festen Ueberzeugung, dass sie
berufen sind, eine neue Generation von Glaeubigen heranwachsen zu
lassen, die danach streben, Gott in anderen Religionen und Kulturen zu
entdecken, und die nach gemeinsamen Wertvorstellungen wie Achtung vor
allem menschlichem Leben, gegenseitigem Verstaendnis, Liebe,
Gerechtigkeit, Vergebung und Heilung streben.

Im Friedensprozess zwischen Israelis und PalaestinenserInnen komme der
Wahrheit eine herausragende Rolle, erklaerte Bischof Younan. Beide
Voelker muessten lernen, die Wahrheit der anderen gelten zu lassen und
zu achten, dass auch anderen Leid zugefuegt worden sei. "Wir muessen das
Unrecht bekennen, das dem palaestinensischen Volk angetan worden ist,
und wir muessen bekennen, dass dem israelischen Volk Angst eingefloesst
worden ist." Gegenseitig die Geschichte des anderen anzuerkennen, sei
eine wesentliche Voraussetzung fuer Heilung und Versoehnung.

Younan stellte fest, Frieden sei moeglich, wenn die Menschen begriffen,
dass die Sicherheit Israels von der Freiheit und Gerechtigkeit der
PalaestinenserInnen abhinge und umgekehrt. Diese wechselseitige
Beziehung schaffe "die Voraussetzungen dafuer, dass beide Voelker in
einem unabhaengigen, lebensfaehigen Staat im Einklang mit den
voelkerrechtlichen Normen fuer Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und
eine gerechte Verteilung der Ressourcen leben koennen", so Younan.

Er rief die Gemeinschaft des Lutherischen Weltbundes dazu auf, die
Erloeserkirche in Jerusalem als Staette zu bestimmen, an der einmal im
Jahr ChristInnen, MuslimInnen und Juden/Juedinnen, PalaestinenserInnen
und Israelis zusammenkommen und "unablaessig beten koennen, bis ein
gerechter Friede und Versoehnung verwirklicht worden sind".

Als wahrhafte Botschafterinnen der Versoehnung muessten die Kirchen mehr
tun, als nur vom Frieden zu reden, forderte der ELKJHL-Bischof. Die
Menschen koennten in der Hoffnung leben, dass der Dienst der Versoehnung
alle Mauern niederreissen werde, die sie voneinander trennen, und dass
er Bruecken schlagen werde, die sie in einer Menschheitsfamilie
vereinen. (647 Woerter)

* * *

An der LWB-Ratstagung in Jerusalem/Bethlehem nehmen rund 85
VertreterInnen der LWB-Mitgliedskirchen und Partnerorganisationen teil.
Darueber hinaus sind rund 85 weitere TeilnehmerInnen registriert,
darunter DolmetscherInnen, Gaeste, MitarbeiterInnen des LWB,
PressevertreterInnen und Stewards. Der 49-koepfige LWB-Rat fuehrt
zwischen den in der Regel alle sechs Jahre stattfindenden
Vollversammlungen die Geschaefte des Weltbundes. Der aktuelle Rat wurde
waehrend der Zehnten LWB-Vollversammlung im Juli 2003 im kanadischen
Winnipeg gewaehlt. Der Rat besteht aus dem Praesidenten, dem
Schatzmeister sowie Geistlichen und Laien, die ihre Regionen
repraesentieren.

Waehrend der LWB-Ratstagung erreichen Sie das LWB-Buero fuer
Kommunikationsdienste ueber den Mobilfunk-Anschluss: +972/52-342 4598.

* * *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 138 Mitgliedskirchen, denen rund 66 Millionen ChristInnen in
77 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.

* * *

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
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