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LWB-Ratstagung-05-2005: Die oekumenische Bewegung in einer


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Thu, 01 Sep 2005 06:15:04 -0500

Die oekumenische Bewegung in einer Zeit des Uebergangs
LWB-Generalsekretaer Noko schlaegt Erneuerungsprozess des LWB bis 2010
vor

LWB-Ratstagung in Jerusalem/Bethlehem,
31. August * 6. September 2005

PRESSEMITTEILUNG NR: 05

Jerusalem/Bethlehem/Genf, 31. August 2005 (LWI) - Fuer eine Umgestaltung
der aktuellen oekumenischen Landschaft hat sich der Generalsekretaer des
Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfr. Dr. Ishmael Noko, ausgesprochen. In
seinem Bericht an den Rat des LWB betonte Noko am Mittwoch, 31. August,
im Internationalen Zentrum Bethlehem, dass die oekumenische Bewegung vor
neuen Herausforderungen wie auch neuen Chancen stehe. Ethische Fragen im
Zusammenhang mit wirtschaftlichen Veraenderungen, Biotechnologie und
menschlicher Sexualitaet seien im Leben der Kirchen in den Vordergrund
gerueckt. Diese Herausforderungen drohten nun, innerhalb der universalen
Kirche zu neuen Trennungsmustern zu fuehren, boeten den Kirchen jedoch
auch neue Wachstumschancen, so der LWB-Generalsekretaer.

Die LWB-Ratstagung findet auf Einladung der Evangelisch-Lutherischen
Kirche in Jordanien und im Heiligen Land (ELKJHL) vom 31. August bis 6.
September in Jerusalem/Bethlehem statt. Sie steht unter dem Thema "Die
Kirche - berufen zum Dienst der Versoehnung".

Gegenwaertig erlebe die oekumenische Bewegung sowohl infolge der
wachsenden zahlenmaessigen Staerke der Kirchen des Suedens als auch der
sinkenden zahlenmaessigen und finanziellen Staerke vieler Kirchen des
Nordens einen Paradigmenwechsel. Laut Noko sind in den Bereichen Not-
und Fluechtlingshilfe, Entwicklungszusammenarbeit, Kampf gegen die
HIV/AIDS-Pandemie und anwaltschaftliche Arbeit zahlreiche oekumenische
Organisationen auf nationaler und regionaler Ebene gegruendet worden. Es
sei offensichtlich, dass sich die Arbeit dieser Organisationen zunehmend
ueberschneide, wobei dies jedoch vermeidbar sei. Zudem werde es immer
schwieriger, Mittel fuer die Finanzierung all dieser Aktivitaeten zu
beschaffen.

Zu beobachten sei, so Noko, dass die Kirchen immer abhaengiger wuerden
von kirchennahen Werken und Partnerorganisationen, die ihrerseits in
grossem Masse von staatlichen Geldern abhingen, die die Regierungen des
Nordens zur Verfuegung stellten. "Es ist klar, dass wir nicht in dieser
Weise weitermachen koennen", betonte der LWB-Generalsekretaer.

Neugestaltung der oekumenischen Bewegung

Als eine "lobenswerte Initiative" bezeichnete LWB-Generalsekretaer Noko
den vom Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) in Gang gesetzten
Diskussionsprozess, der unter dem Stichwort "Neugestaltung" die
Kohaerenz der oekumenischen Bewegung pruefen wolle. Diese Initiative sei
spannend und herausfordernd zugleich. Weiterhin stelle sie eine grosse
Herausforderung dar, weil sie weitreichende Konsequenzen einleiten
koennte.

Bei der Schaffung einer oekumenischen Landschaft, die die heutigen
Realitaeten angemessener beruecksichtige, gehe es nicht nur um
Strukturen, sondern auch um Theologie, so Noko. Daher muesse gemeinsam
mit anderen eine theologisch gezielte Reflexion in Gang gesetzt werden.

Da der OeRK "nach wie vor der umfassendste Ausdruck und wichtigste
Referenzrahmen der oekumenischen Bewegung" sei, komme ihm in diesem
Prozess eine bedeutsame Fuehrungsrolle zu. Er muesse Katalysator fuer
die richtigen Veraenderungen sein, betonte Noko.

Der LWB-Generalsekretaer unterbreitete den Vorschlag, in den
Verfahrensregelungen fuer Vollversammlung und Zentralausschuss des OeRK
formell Raum dafuer bereitzustellen, dass die Weltweiten christlichen
Gemeinschaften (CWCs) eigene Tagungen abhalten koennten, die fuer sie
repraesentativ waeren und Zwecke verfolgen wuerden, die ihrem
Selbstverstaendnis und ihren besonderen Beduerfnissen entspraechen. Fuer
einige CWCs waere es so moeglich, innerhalb dieser Strukturen formelle
Beschluesse zu fassen.

Weiterhin sprach sich Noko fuer eine staerkere institutionelle
Verbindung zwischen den neu gestalteten Leitungsstrukturen der CWCs und
der neu gestalteten OeRK-Leitungsstruktur aus. Konkret hiesse das zum
Beispiel, dass Mitglieder der LWB-Leitungsgremien formell in die
Leitungsstrukturen des OeRK, wie den Zentralausschuss, aufgenommen
wuerden. Wenn dieses Modell angenommen wuerde, koennten kuenftige
Tagungen von CWC-Leitungsgremien im Rahmen des OeRK-Zentralausschusses
abgehalten und so Zeit und Geld effizienter genutzt werden.

Neugestaltung des LWB bis 2010

Der LWB, der 1947 parallel zum OeRK gegruendet worden sei, ohne dass ein
Widerspruch zwischen oekumenischer und konfessioneller Loyalitaet
empfunden worden waere, habe sich stets als Instrument zur Erfuellung
dieser Aufgaben verstanden und nie versucht, mit dem OeRK oder einer
anderen oekumenischen Organisation zu konkurrieren, betonte Noko.

Da sich der LWB sowohl als Instrument lutherischer Einheit als auch als
Instrument der weiteren oekumenischen Bewegung verstehe, sei die
Teilnahme an der Diskussion ueber die oekumenischen Neugestaltung eine
Verpflichtung. "Der LWB muss selbst erneuert werden, um bei der
Erfuellung seiner oekumenischen Aufgabe bessere Dienste leisten zu
koennen", so Noko.

Im Blick auf die Zukunft und die konstruktive Rolle des LWB innerhalb
eines neu gestalteten oekumenischen Raums regte Noko die Neugestaltung
des LWB bis zum Jahr 2010 an. Um dieses Ziel zu erreichen, waere es
wichtig, dass der gegenwaertige Rat einen umfassenden
Konsultationsprozess unter den Mitgliedskirchen, nationalen Komitees,
Missionsorganisationen, Partnerorganisationen und anderen in Gang setze
und versuche, eine Vision von einem erneuerten LWB zu entwerfen.

Die gegenwaertige Struktur des LWB, die bei der Achten
LWB-Vollversammlung 1990 in Curitiba (Brasilien) beschlossen wurde, habe
den Mitgliedskirchen und der oekumenischen Bewegung gute Dienste
geleistet. Die Veraenderungen, die seit 1990 eingetreten seien,
erforderten jedoch "einen neuen LWB". Noko schlug vor, dass der Rat dem
Exekutivkomitee die Vollmacht erteilen solle, auf seiner naechsten
Tagung einen Erneuerungsausschuss zu ernennen, dem vier Ratsmitglieder,
vier VertreterInnen der Mitgliedskirchen sowie zwei 2 VertreterInnen von
Missions- und Partnerorganisationen angehoeren koennten.

Da sich der LWB aus Mitgliedskirchen zusammensetze, habe dies auch
direkte Konsequenzen fuer seine Erneuerung. Als zentrales Thema, an dem
sich der Erneuerungsprozess ausrichten sollte, benannte Noko das
Selbstverstaendnis des LWB als Kirchengemeinschaft.

Themen des Erneuerungsprozesses seien unter anderem die LWB-Verfassung
und Ausfuehrungsbestimmungen, die Ueberpruefung der Leitungsgremien
einschliesslich der Groesse und Zusammensetzung des Rates, die
Arbeitsweise des Exekutivkomitees sowie der Programm- und Staendigen
Ausschuesse. Zu klaeren seien Sitz und Groesse des LWB-Sekretariats und
die formelle Integration von regionalen
KirchenleiterInnen-Konsultationen. Als weitere Themen benannte Noko die
zeitliche Abfolge und Groesse der Vollversammlungen sowie deren
Beziehung zu den Vollversammlungen anderer Weltweiter christlicher
Gemeinschaften.

2007 feiert LWB sein 60-jaehriges Bestehen

Der LWB-Generalsekretaer bat die Ratsmitglieder um Unterstuetzung seines
Vorschlags, die Ratstagung im Jahr 2007 mit den Feierlichkeiten aus
Anlass des 60-jaehrigen Bestehens des LWB zu verbinden. Als Tagungsort
waere Lund (Schweden), wo der LWB 1947 gegruendet wurde, ein geeigneter
Ort. Eine solche Versammlung koennte unter anderem eine bedeutsame
Plattform fuer die Diskussion wichtiger Ideen im Blick auf die Zukunft
der lutherischen Gemeinschaft darstellen, betonte Noko.

LWB reduzierte Personalbestand seit Ende 2001 um 30 Prozent

Mit staendiger Sorge erfuelle ihn, so Noko, der kontinuierliche
Rueckgang der Zahl der MitarbeiterInnen des Genfer LWB-Sekretariats
sowie in den Aussenstellen des LWB. Zum 1. Juli 2005 seien im
LWB-Sekretariat noch 70 Personen mit unbefristeten Vertraegen und sieben
PraktikantInnen angestellt gewesen. Dies stelle im Vergleich zum
Personalstand Ende 2001 einen Rueckgang um 30 Prozent dar.

"Diese Zahlen geben Anlass zu grosser Sorge", erklaerte Noko. Der
Ratsbeschluss, den gebilligten Haushalt nicht zu ueberschreiten, habe zu
diesem Personalabbau gefuehrt, der ganz eindeutig negative Auswirkungen
auf die Arbeit des Weltbundes habe.

Noko rief den Rat auf, sich dafuer einzusetzen, ein gesundes
Gleichgewicht zwischen der Zahl der MitarbeiterInnen, der zu leistenden
Arbeit und den verfuegbaren Mitteln herzustellen. Da sich der
Personalbestand im Sekretariat derzeit einem kritischen Punkt naehere,
bat er die Ratsmitglieder, alles in Ihrer Macht Stehende zu tun, die
Mitgliedskirchen zu einer Ueberpruefung und Erhoehung ihrer finanziellen
Beitraege zu veranlassen, damit der Weltbund so in die Lage versetzt
werde, mit den gegenwaertigen Zwaengen fertig zu werden. (1.122 Woerter)

* * *

An der LWB-Ratstagung in Jerusalem/Bethlehem nehmen rund 85
VertreterInnen der LWB-Mitgliedskirchen und Partnerorganisationen teil.
Darueber hinaus sind rund 85 weitere TeilnehmerInnen registriert,
darunter DolmetscherInnen, Gaeste, MitarbeiterInnen des LWB,
PressevertreterInnen und Stewards. Der 49-koepfige LWB-Rat fuehrt
zwischen den in der Regel alle sechs Jahre stattfindenden
Vollversammlungen die Geschaefte des Weltbundes. Der aktuelle Rat wurde
waehrend der Zehnten LWB-Vollversammlung im Juli 2003 im kanadischen
Winnipeg gewaehlt. Der Rat besteht aus dem Praesidenten, dem
Schatzmeister sowie Geistlichen und Laien, die ihre Regionen
repraesentieren.

Waehrend der LWB-Ratstagung erreichen Sie das LWB-Buero fuer
Kommunikationsdienste ueber den Mobilfunk-Anschluss: +972/52-342 4598.

* * *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 138 Mitgliedskirchen, denen rund 66 Millionen ChristInnen in
77 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.

* * *

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
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Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
Tel.: +41/22-791 63 52
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