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LWB-Ratstagung-13-2005 Israel: LWB-Fuehrung eroertert Zukunft


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Wed, 07 Sep 2005 11:35:14 -0500

Israel: LWB-Fuehrung eroertert Zukunft des Auguste
Victoria-Krankenhauses mit Praesident Katsav
Israelische Regierung zur Intervention im Steuerstreit um AVK
aufgerufen

LWB-Ratstagung in Jerusalem/Bethlehem,
31. August * 6. September 2005

PRESSEMITTEILUNG NR: 13

Jerusalem/Bethlehem/Genf, 6. September 2005 (LWI) * Bei einem Treffen
mit dem israelischen Praesidenten Mosche Katsav haben
Verantwortungstraeger des Lutherischen Weltbundes (LWB) am Montag, 5.
September, in Jerusalem die Aussichten fuer den Frieden im Nahen Osten
diskutiert. Weiterhin wurden nachdruecklich finanzielle Anfragen im
Blick auf die Zukunft des vom LWB verwalteten Auguste
Victoria-Krankenhauses (AVK) auf dem Oelberg in Ost-Jerusalem zur
Sprache gebracht.

LWB-Praesident Bischof Mark S. Hanson, Generalsekretaer Pfr. Dr.
Ishmael Noko und der LWB-Vizepraesident fuer die Region Asien, Bischof
Dr. Munib A. Younan, trafen in Jerusalem mit Katsav zusammen. Sie nahmen
an der Tagung des LWB-Rates teil, die vom 31. August bis 6. September in
Jerusalem/Bethlehem stattfand.

Hanson, Leitender Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in
Amerika (ELKA), erklaerte gegenueber Katsav, die LutheranerInnen seien
erfreut ueber die Entscheidung der israelischen Regierung, Siedlungen in
Gaza zu raeumen. Der LWB-Rat tage "hier, weil es uns ein Anliegen ist,
die juedisch-christlichen und christlich-muslimischen Beziehungen zu
staerken", so Hanson.

Der israelische Praesident nannte den Rueckzug aus Gaza "eine
historische Chance", stellte jedoch gleichzeitig fest, die
Entscheidung der Regierung sei schmerzhaft gewesen und spalte die
israelische Gesellschaft. Er erklaerte, die Distanz zwischen Israelis
und PalaestinenserInnen "war noch nie so gering wie heute". Der
Praesident der palaestinensischen Autonomiebehoerde, Mahmud Abbas, mit
dem die Fuehrungsspitze des LWB am Samstag, 3. September,
zusammengetroffen war, habe die Moeglichkeit, dem Terrorismus gegen die
israelische Zivilbevoelkerung ein Ende zu setzen, so Katsav.

Nach Katsavs Aussage sei der Terrorismus wesentlicher Grund dafuer,
dass PalaestinenserInnen unter Unrecht, Arbeitslosigkeit und Armut
litten. Er betonte, Israel wolle keine Eskalation des Blutvergiessens,
und stellte fest, wenn Abbas den Terrorismus stoppen koenne, wuerde dies
dem palaestinensischen Volk zugute kommen.

LWB-Praesident Hanson erklaerte, "es ist eine grosse Herausforderung,
Terrorismus und Gewalt zu beenden", und bekraeftigte, dass
LutheranerInnen Gewalt ablehnten und "einen gerechten und dauerhaften
Frieden fuer alle" unterstuetzten. Ein grosses Anliegen seien den
LutheranerInnen die intensiven Anstrengungen des palaestinensischen
Volkes, Gaza wieder aufzubauen, sowie die Moeglichkeit der Menschen im
Westjordanland, sich frei bewegen zu koennen, so dass sie nicht von
ihren Arbeitsplaetzen und Familien abgeschnitten seien, betonte der
LWB-Praesident gegenueber Katsav.

Younan, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im
Heiligen Land (ELKJHL), erklaerte waehrend des Treffens mit Katsav,
Israels Sicherheit sei abhaengig von Gerechtigkeit, Frieden und
Versoehnung fuer die palaestinensische Bevoelkerung. Er wies darauf hin,
dass die einheimischen Religionsfuehrer einen Rat fuer religioese
Fuehrungspersoenlichkeiten im Heiligen Land initiiert haetten, um das
Verstaendnis zwischen den Religionen zu foerdern.

"Ich bin der Ueberzeugung, dass wir, sofern die lutherische Kirche
einen positiven Beitrag zur Beendigung des Terrorismus leistet,
politische Verhandlungen und den politischen Dialog erneuern koennen",
betonte der israelische Praesident.

LWB-Generalsekretaer Noko erklaerte, zum Beitrag des LWB zu Frieden und
internationalem Verstaendnis gehoere unter anderem der 1984 angenommene
Beschluss, sich von den antijuedischen Schriften des deutschen
Reformators Martin Luthers zu distanzieren.

Das AVK stehe fuer die Verpflichtung des LWB zu Frieden und
humanitaerer Arbeit, so Noko. Gegenwaertig sei das Krankenhaus mit der
Frage konfrontiert, ob es Hunderttausende US-Dollar an Steuern an den
Staat Israel zahlen muesse. Im Jahr 2002 strengte Israel ein Verfahren
gegen den LWB an, um eine Steuerbefreiung fuer ungueltig zu erklaeren,
die dem Krankenhaus 1966 von Jordanien gewaehrt und vom Staat Israel
1967 uebernommen worden war.

Das damit befasste Bezirksgericht urteilte zugunsten des Staates
Israel. Der LWB seinerseits ging beim Obersten Gerichtshof Israels in
Berufung. Die Fuehrung des LWB befuerchtet, dass die Zukunft des
Krankenhauses auf dem Spiel stehe, sollte das Berufungsverfahren
erfolglos bleiben und das AVK eine Arbeitgebersteuer zahlen muessen.
"Es stellt uns vor grosse Schwierigkeiten, unsere humanitaere
Arbeit fortzusetzen, wenn wir besteuert werden. Wir hoffen, dass eine
Loesung gefunden werden kann", so Noko.

Hanson warnte, sollte die israelische Regierung nicht eingreifen und
eine gerechte Loesung fuer die Steuerfrage finden, so koenne dies
negative Folgen fuer Israel haben. Er wies darauf hin, dass eine immer
groessere Zahl Menschen dem Fall und seinen Auswirkungen auf das
Krankenhaus Aufmerksamkeit schenkten, einschliesslich deutscher und
norwegischer Regierungsvertreter, die bereits gegenueber der
israelischen Regierung ihre Besorgnis zum Ausdruck gebracht haetten.

Katsavs Berater, Avi Granot, erklaerte, das AVK sei als Krankenhaus,
nicht als religioese Einrichtung registriert und werde wie alle
Krankenhaeuser in Israel besteuert. Dem hielt Pfr. Mark B. Brown,
Direktor des Regionalprogramms der LWB-Abteilung fuer Weltdienst (AWD)
in Jerusalem, entgegen, dass israelische Krankenhaeuser sich um die
Anerkennung als Lehrkrankenhaeuser bemuehen koennten, was ihnen Zugang
zu Subventionen verschaffe, die das AVK nicht in Anspruch nehmen koenne.

"Das Krankenhaus ist das einzige seiner Art. Wir versorgen Menschen,
die nicht durch die nationale Krankenversicherung abgedeckt sind und
kaum oder gar nicht fuer die medizinische Versorgung zahlen koennen",
so Brown zu den Leistungen des AVK, die auch Krebstherapie und Dialyse
umfassen.

Am 5. September stattete die LWB-Leitung zudem kurze Besuche beim
israelischen Aussenminister, Silvan Schalom, dem Innenminister Ophir
Paz-Pines und dem Buergermeister von Jerusalem, Uri Lupolianski ab. (808
Woerter)

* * *

An der LWB-Ratstagung in Jerusalem/Bethlehem nahmen rund 85
VertreterInnen der LWB-Mitgliedskirchen und Partnerorganisationen teil.
Darueber hinaus waren rund 85 weitere TeilnehmerInnen registriert,
darunter DolmetscherInnen, Gaeste, MitarbeiterInnen des LWB,
PressevertreterInnen und Stewards. Der 49-koepfige LWB-Rat fuehrt
zwischen den in der Regel alle sechs Jahre stattfindenden
Vollversammlungen die Geschaefte des Weltbundes. Der aktuelle Rat wurde
waehrend der Zehnten LWB-Vollversammlung im Juli 2003 im kanadischen
Winnipeg gewaehlt. Der Rat besteht aus dem Praesidenten, dem
Schatzmeister sowie Geistlichen und Laien, die ihre Regionen
repraesentieren.

* * *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund 66 Millionen ChristInnen in
78 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.

* * *

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