From the Worldwide Faith News archives www.wfn.org


LWB-Ratstagung-15-2005 LWB-Ratsmitglieder schockiert ueber


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Wed, 07 Sep 2005 11:45:09 -0500

LWB-Ratsmitglieder schockiert ueber Auswirkungen israelischer
Trennmauer
Rat ruft erneut zur Beendigung der Besetzung palaestinensischer Gebiete
auf

LWB-Ratstagung in Jerusalem/Bethlehem,
31. August * 6. September 2005

PRESSEMITTEILUNG NR: 15

Jerusalem/Bethlehem/Genf, 6. September 2005 (LWI) * Die Delegierten des
Rates des Lutherischen Weltbundes (LWB) haben auf ihrer Tagung in
Jerusalem/Bethlehem eine Oeffentliche Erklaerung zu ihren Erfahrungen in
Israel und den palaestinensischen Gebieten verabschiedet. "Unser
Besuch hat vielen von uns die Augen geoeffnet fuer die taeglichen
Beschwernisse des palaestinensischen Volkes, ueber die die Medien oft
nicht berichten", so die Ratsmitglieder in ihrer Erklaerung am
Dienstag, 6. September. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Jordanien
und im Heiligen Land (ELKJHL) verkuende mutig eine "Botschaft der
Hoffnung und der Versoehnung".

Die Ratstagung in Jerusalem/Bethlehem habe die Moeglichkeit eroeffnet,
die Gemeinden der ELKJHL und die Menschen in der Region kennen zu
lernen. Der Rat habe tiefer verstehen gelernt, dass eine echte
Verpflichtung zum Frieden dringend noetig sei. Die Ratstagung fand auf
Einladung der ELKJHL vom 31. August bis 6. September in
Jerusalem/Bethlehem statt. Das Thema der Tagung lautete: "Die Kirche *
berufen zum Dienst der Versoehnung".

Die Ratsmitglieder erneuerten ihren Aufruf, die Besetzung der
palaestinensischen Gebiete zu beenden. Der israelische Rueckzug aus Gaza
sei lediglich ein erster positiver Schritt in Richtung "Road-Map".
Der "Road-Map" genannte Friedensplan wurde von den USA in
Zusammenarbeit mit Russland, der Europaeischen Union und den Vereinten
Nationen aufgestellt, um eine Beilegung des Konflikts zwischen Israel
und Palaestina zu erwirken. Die Besetzung muesse beendet werden, um eine
Zwei-Staaten-Loesung und ein Jerusalem, das beide Seiten miteinander
teilen zu schaffen, so der LWB-Rat.

Beim Besuch der Trennmauer zwischen Israel und den palaestinensischen
Gebieten zeigten sich die Ratsmitglieder schockiert ueber die
Auswirkungen der Mauer auf das taegliche Leben der PalaestinenserInnen.
Gemeindemitglieder koennten den Gottesdienst nicht besuchen und
Baeuerinnen und Bauern seien von ihren Feldern abgeschnitten. Auch sei
PatientInnen, AerztInnen und medizinischem Personal der Zugang zu
Krankenhaeusern und medizinischen Zentren verwehrt. Dies komme einer
Verweigerung des Rechts auf medizinische Versorgung gleich.

Der Rat habe erlebt, dass die Bewegungsfreiheit erheblich
eingeschraenkt oder unterbunden sei und dabei beispielsweise Eheleute
von ihren Familien getrennt wuerden, weil sie nicht dieselbe
Aufenthaltserlaubnis haetten. Dies werteten die Delegierten als
Druckmassnahmen, die israelische Behoerden im Gebiet um Jerusalem auf
die PalaestinenserInnen ausuebten. Die Behoerden rissen auch Haeuser ab
und erweiterten israelische Siedlungen, um PalaestinenserInnen von ihrem
Land zu verdraengen. Die Kirchen muessten Projekte unterstuetzen, die
die Konfiszierung von Haeusern und Land verhinderten und zusaetzlichen
Wohnraum schafften.

Die zunehmenden Einschraenkungen, denen PalaestinenserInnen unterworfen
seien, fuehrten dazu, dass immer weniger ChristInnen ihr lebendiges
Zeugnis im Heiligen Land fortsetzen koennten. Die Delegierten erklaerten
daher, eine christliche Praesenz sei "wesentliche Bedingung fuer die
weitere Entwicklung kirchennaher Bildungseinrichtungen" und forderten
finanzielle Unterstuetzung dieser Einrichtungen als "Investition in
die Hoffnung der Menschen auf positive Veraenderungen".

Gerechtigkeit und Rechtsstaatlichkeit muessten geachtet werden und sich
durchsetzen. Versoehnung und Gerechtigkeit zu schaffen, sei nicht
moeglich ohne die gegenseitige Anerkennung der Beduerfnisse des
jeweiligen Gegenuebers. "Wir hoeren von den Aengsten, die Israelis
empfinden, und von der Wut, die PalaestinenserInnen erfuellt * dies hat
uns daran erinnert, dass die Sicherheit und Freiheit beider Seiten
wechselseitig voneinander abhaengen", so der LWB-Rat in seiner
Erklaerung.

Die Ratsmitglieder forderten die Mitgliedskirchen dazu auf,
Pilgerfahrten fuer den Frieden zu den Kirchen in der Region anzuregen,
um die Situation der Menschen kennen zu lernen. Zudem ermutigte der Rat
alle Mitgliedskirchen, Aktionsplaene zu entwickeln, um den Frieden in
der Region zu foerdern.

Der Rat schloss sich dem Aufruf von ELKJHL-Bischof Dr. Munib A. Younan
an, jaehrlich ChristInnen, MuslimInnen, Juden/Juedinnen,
PalaestinenserInnen und Israelis in Jerusalem zum Gebet fuer Frieden und
Versoehnung einzuladen. Er unterstuetzte weiterhin den interreligioesen
Dialog. Die Erklaerung umfasst auch die Verpflichtung der Kirchen, sich
weiterhin fuer Gerechtigkeit, Frieden und Versoehnung im Heiligen Land
einzusetzen. (598 Woerter)

* * *

An der LWB-Ratstagung in Jerusalem/Bethlehem nahmen rund 85
VertreterInnen der LWB-Mitgliedskirchen und Partnerorganisationen teil.
Darueber hinaus waren rund 85 weitere TeilnehmerInnen registriert,
darunter DolmetscherInnen, Gaeste, MitarbeiterInnen des LWB,
PressevertreterInnen und Stewards. Der 49-koepfige LWB-Rat fuehrt
zwischen den in der Regel alle sechs Jahre stattfindenden
Vollversammlungen die Geschaefte des Weltbundes. Der aktuelle Rat wurde
waehrend der Zehnten LWB-Vollversammlung im Juli 2003 im kanadischen
Winnipeg gewaehlt. Der Rat besteht aus dem Praesidenten, dem
Schatzmeister sowie Geistlichen und Laien, die ihre Regionen
repraesentieren.

* * *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund 66 Millionen ChristInnen in
78 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.

* * *

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz
Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
Tel.: +41/22-791 63 52
Fax: +41/22-791 66 30
E-Mail: dmg@lutheranworld.org


Browse month . . . Browse month (sort by Source) . . . Advanced Search & Browse . . . WFN Home