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LWB-Generalsekretaer Noko fordert Gruendung eines Lutherischen


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Fri, 11 Nov 2005 16:33:56 -0600

LWB-Generalsekretaer Noko fordert Gruendung eines Lutherischen Rates in
Afrika
Lutherisch zu sein bedeutet, oekumenisch zu sein

Windhoek (Namibia)/Genf, 11. November 2005 (LWI) - Zur Gruendung eines
Lutherischen Rates in Afrika hat der Generalsekretaer des Lutherischen
Weltbundes (LWB), Pfr. Dr. Ishmael Noko, aufgerufen. In seiner Rede
waehrend der Konferenz lutherischer KirchenleiterInnen in Afrika betonte
Noko am Donnerstag, 10. November, in Windhoek (Namibia), die
lutherischen Kirchen Afrikas braeuchten eine panafrikanische
Koordinationsstelle, um die inner-lutherische Einheit voranzutreiben.
Als Instrument der lutherischen Gemeinschaft in Afrika koenne dieser Rat
auch im Bereich der Oekumene sowie des interreligioesen Dialogs aktiv
werden, so Noko.

In seiner Rede zum Thema der Tagung "Aus Isolation zur Gemeinschaft:
Zur Heilung Afrikas" betonte Noko, dass LutheranerInnen immer dann
erfolgreich seien, wenn sie eng mit anderen zusammenarbeiten wuerden.
Lutherisch zu sein, so Noko, bedeute, oekumenisch zu sein. Als Beispiel
nannte er die Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklaerung zur
Rechtfertigungslehre durch VertreterInnen des LWB und der
roemisch-katholischen Kirche am 31. Oktober 1999 in Augsburg
(Deutschland).

Die Staerkung der inner-lutherischen Einheit bezeichnete Noko als einen
der Schwerpunkte, die die lutherischen Kirchen in Afrika in Zukunft
setzen sollten. Er verwies auf die Verfassung des LWB, die festschreibe,
dass alle LWB-Mitgliedskirchen in Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft
verbunden seien. Dies bedeute, betonte der LWB-Generalsekretaer, dass
die Kanzeln und Altaere den PfarrerInnen aller Mitgliedskirchen offen
stuenden. Es sei noetig, Vorgehensweisen und Strukturen zu entwickeln,
um diese Verpflichtung auch umzusetzen, so Noko vor den ueber 80
TeilnehmerInnen der Tagung, die vom 9. bis 14. November stattfindet. An
der Konferenz nehmen VertreterInnen lutherischer Kirchen Afrikas sowie
von Partnerkirchen und organisationen weltweit teil.

Die Gruendung des LWB 1947 im schwedischen Lund sei, ebenso wie die
Gesamtafrikanische lutherische Konferenz (All Africa Lutheran Conference
- AALC) 1955 in Marangu (Tansania), ein klares Bekenntnis gewesen, alles
zu tun, um die Isolation zu ueberwinden und zu einer Gemeinschaft zu
gelangen. Vor 50 Jahren waren die afrikanischen lutherischen Kirchen in
Marangu (Tansania) erstmals zu einer gemeinsamen Konferenz
zusammengekommen. Laut Noko stellt die Isolation der christlichen
Gemeinschaft eine Schwaechung des Zeugnisses der Kirche dar.

Die Gesamtafrikanische lutherische Konferenz in Marangu bezeichnete
Noko aufgrund ihrer weit reichenden Vision als einen Meilenstein. Zwar
haetten an der Gruendung des LWB zwei Vertreter afrikanischer Kirchen
teilgenommen, doch sowohl der Delegierte aus Madagaskar als auch der aus
Suedafrika seien norwegische Missionare gewesen. Auch in den von den
Delegierten der Zweiten LWB-Vollversammlung 1952 in Hannover
(Deutschland) gewaehlten Leitungsgremien seien keine afrikanischen
Delegierten vertreten gewesen. "Afrika war in keiner Weise
repraesentiert", so Noko. Gerade die Tagung in Marangu habe
schmerzhaft deutlich gemacht, wie isoliert die lutherischen Kirchen
Afrikas gewesen seien.

Er hoffe, so der LWB-Generalsekretaer, dass die Konferenz in Windhoek,
so wie das Treffen 1955 in Marangu, ein weiterer Meilenstein auf dem Weg
heraus aus der Isolation werde.

In seiner Rede kritisierte Noko insbesondere die Isolation von Frauen
in den lutherischen Kirchen. Frauen seien vielfach von der Teilhabe am
Weinberg Gottes ausgeschlossen. Wie viele Gruende und Argumente auch
aufgezaehlt wuerden, einige von ihnen mit biblischem oder theologischem
Hintergrund, "wir koennen es uns nicht leisten, so zu
argumentieren", betonte der LWB-Generalsekretaer. Aehnliche
Argumente seien in der Vergangenheit auch herangezogen worden, um
politische oder oekonomische Systeme wie die Apartheid zu begruenden.
Dies koennten gerade AfrikanerInnen nicht vergessen, so Noko.

Der LWB-Generalsekretaer forderte die TeilnehmerInnen des Treffens in
Windhoek weiterhin dazu auf, sich mit der Frage zu befassen, wie
theologische und ethische Fragestellungen unter lutherischen Kirchen
diskutiert werden koennten. Es sei noetig, dass sich die Kirchen zu
herausfordernden Themen wie menschliche Sexualitaet austauschten und
gegenseitig berieten. Hierzu regte Noko die Einrichtung eines Komitees
fuer Lehrfragen an.

Als eine weitere Prioritaet der Arbeit der lutherischen Kirchen in
Afrika benannte Noko die Frage der Arbeitsbedingungen kirchlicher
MitarbeiterInnen. Als LWB-Generalsekretaer habe er auch sehr
schmerzvolle Situationen kennen gelernt, die sich nicht mehr mit Worten,
sondern nur noch mit Traenen beschreiben liessen. Er sei kirchlichen
MitarbeiterInnen begegnet, die in Armut lebten, da sie ueber Monate
keine Loehne erhalten haetten. Noko schlug vor, sich am Beispiel der
Gewerkschaften kirchlicher MitarbeiterInnen wie in Finnland zu
orientieren und mit deren Unterstuetzung nach Moeglichkeiten zu suchen,
angemessene Arbeits- und Lebensbedingungen sicherzustellen.

Die Konferenz lutherischer KirchenleiterInnen in Afrika findet auf
Einladung der drei lutherischen Kirchen in Namibia und des LWB in
Windhoek statt. Zu den drei LWB-Mitgliedskirchen in Namibia gehoeren die
ELKRN mit rund 300.000 Mitgliedern, die Evangelisch-Lutherische Kirche
in Namibia (ELKIN) mit ueber 640.000 Mitgliedern sowie die
deutschsprachige Evangelisch-Lutherische Kirche in Namibia (ELKIN-DELK)
mit rund 6.500 Mitgliedern. Rund die Haelfte der Bevoelkerung Namibias
gehoert zu einer der lutherischen Kirchen. (740 Woerter)

* * *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund 66 Millionen ChristInnen in
78 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.

* * *

LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
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Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
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