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FEATURE: Liberia - die Hoffnung im Land waechst, aber in den


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Wed, 21 Dec 2005 14:47:32 -0600

FEATURE: Liberia - die Hoffnung im Land waechst, aber in den
Fluechtlingslagern herrscht bittere Not
LWB versorgt liberianische Fluechtlinge in Sierra Leone mit dem
Notwendigsten

Kenema (Sierra Leone)/Genf, 20. Dezember 2005 (LWI) - Mamusu Greye ist
eine allein erziehende Mutter mit vier Kindern. Sie erinnert sich an den
Tag, als sie mit ihrer Familie im Fluechtlingslager Tobanda (Sierra
Leone) ankam. Sie erhielt Kuechenutensilien - Kochtoepfe, Teller, Tassen
und Loeffel - eine Lampe, Decken, Blechkanister, Plastikeimer und
Matten. Nach fast drei Jahren, in denen diese Gegenstaende staendig
gebraucht und repariert wurden, ist nicht mehr viel davon uebrig.

Mamusu Greye muss daher die noetigsten Dinge wie Kochtoepfe von ihren
NachbarInnen leihen. Bei Regen koennen sie und ihre Kinder - wie viele
andere im Lager auch - nicht richtig schlafen, weil es durchs Dach
regnet. Die von Mai bis November dauernde Regenzeit ist von Juli bis
September am schlimmsten. Wenn sie sich dem Ende zuneigt, beginnt die
Zeit des Harmattan, der kalten, trockenen Passatwinde, die bis Februar
dauern und die Familien weiterhin extrem harten Wetterbedingungen
aussetzen.

Im Gegensatz zu Nahrungsmitteln, die jeden Monat an die Fluechtlinge
verteilt werden, erhalten sie Gegenstaende des taeglichen Gebrauchs nur
einmal bei ihrer Ankunft im Lager. Unter den Fluechtlingen waechst der
Unmut darueber, dass diese dringend benoetigten Dinge nicht ersetzt
werden.

Im Rahmen ihres Regionalprogramms fuer Westafrika (Guinea, Liberia und
Sierra Leone) leitet die Abteilung fuer Weltdienst (AWD) des
Lutherischen Weltbundes (LWB) das Fluechtlingslager Tobanda seit seiner
Einrichtung durch den Hohen Kommissar der Vereinten Nationen fuer
Fluechtlinge (UNHCR) im Maerz 2003. Dieses Lager liegt ungefaehr 24
Kilometer westlich der Stadt Kenema im Osten Sierra Leones und ist eines
von acht Lagern fuer liberianische Fluechtlinge in den oestlichen und
suedlichen Provinzen des Landes. Im November 2005 lebten dort rund 4.780
Fluechtlinge.

Morris T. Kulabengu, Vorsitzender des Komitees fuer Nahrungsmittel und
Gebrauchsgegenstaende, der selbst Fluechtling ist, erklaert: "Vielen der
hier lebenden Menschen fehlt es so sehr an Dingen des taeglichen
Gebrauchs, dass sie zum Beispiel gezwungen sind, die
*Charles-Taylor-Lampe', wie wir sie nennen, zu benutzen." Diese Lampe,
die vermutlich in den Jahren bitterer Not, die die liberianische
Bevoelkerung unter dem jetzt im Exil lebenden frueheren Rebellenfuehrer
und Ex-Praesidenten Charles Taylor erlebte, erfunden wurde, funktioniert
nach einem einfachen Prinzip: etwas Baumwollstoff wird in einer mit Oel
gefuellten Schale oder Tasse angezuendet und brennt langsam vor sich
hin. Die Flamme gibt genuegend Licht, um einen kleinen Raum zu
erleuchten. Diese Lampen sind jedoch, besonders in einem dicht
besiedelten Lager, potenziell sehr gefaehrlich, da eine kleine
Unaufmerksamkeit genuegt, um ein grosses Feuer zu entfachen.

Seit mehreren Monaten waechst der Unmut der Fluechtlinge ueber den
Mangel an Dingen des taeglichen Gebrauchs. Das LWB/AWD-Buero versucht
weiterhin Mittel zu finden, um die benoetigten Gegenstaende zu ersetzen
und dabei vor allem den beduerftigsten Familien zu helfen.

In Liberia selbst sind signifikante politische Fortschritte zu
verzeichnen: die allgemeinen Wahlen sind friedlich abgelaufen und im
Januar 2006 wird die neu gewaehlte Fuehrung unter Leitung von
Praesidentin Ellen Johnson-Sirleaf, dem ersten weiblichen
Staatsoberhaupt Afrikas, die Regierung uebernehmen.

Die Hoffnung auf Frieden und Stabilitaet ist gewachsen und viele der
Fluechtlinge haben ihre Bereitschaft zur freiwilligen Repatriierung
durch den UNHCR und LWB/AWD-Sierra Leone zum Ausdruck gebracht. Aber
trotz dieser Bereitschaft, in ihre Heimat zurueckzukehren und zum
Wiederaufbau ihres Landes beizutragen, das durch den 14-jaehrigen
Buergerkrieg verwuestet wurde, haben viele dieser Menschen Angst um ihre
Sicherheit. So kann es durchaus noch einige Zeit dauern, bis viele der
LiberianerInnen im Fluechtlingslager Tobanda sich den Herausforderungen
einer erneuten Umsiedlung gewachsen fuehlen und in ihr Land
zurueckkehren. (579 Woerter)

(Ein Beitrag von Alfred Gorvie, Informationsassistent im
Fluechtlingslager Tobanda, LWB/AWD-Sierra Leone.)

Dieser Beitrag gehoert zu einer Feature-Serie der Lutherischen
Welt-Information (LWI) zum Thema der Zehnten LWB-Vollversammlung 2003
"Zur Heilung der Welt". Die Serie beleuchtet die Relevanz des
Vollversammlungsthemas in den verschiedenen regionalen und lokalen
Kontexten der weltweiten lutherischen Gemeinschaft und stellt Projekte
der Versoehnung und Heilung vor angesichts weltweiter Bedrohung. Auch
nach Abschluss der Zehnten Vollversammlung, die vom 21. bis 31. Juli
2003 in Winnipeg (Manitoba/Kanada) stattfand, bildet das
Vollversammlungsthema einen der Schwerpunkte der Arbeit des LWB.

* * *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
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