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LWB begruesst demokratischen Wahlprozess in palaestinensischen


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Tue, 31 Jan 2006 13:20:28 -0600

LWB begruesst demokratischen Wahlprozess in palaestinensischen Gebieten,
mahnt jedoch zu Friedensbemuehungen mit Israel
LWB-Generalsekretaer Noko: Gewalt ist unvereinbar mit demokratischer
Fuehrungsverantwortung

Genf, 31. Januar 2006 (LWI) - Der Lutherische Weltbund (LWB) hat den
demokratischen Wahlprozess im Zusammenhang mit den Parlamentswahlen in
den palaestinensischen Gebieten am 25. Januar begruesst und die Hamas,
die die absolute Mehrheit erringen konnte, aufgefordert, ihrer
Verantwortung fuer eine solide Fuehrung des gesamten palaestinensischen
Volkes gerecht zu werden und sich den Friedensbemuehungen mit Israel zu
verschreiben.

"Um des palaestinensischen Volkes und des zukuenftigen Staates
Palaestina willen muss die Hamas sich wandeln im Blick auf ihre Politik
und Haltung gegenueber dem Staat Israel und sie muss sich zu Dialog und
Verhandlungen verpflichten", erklaerte LWB-Generalsekretaer Pfr. Dr.
Ishmael Noko in einer Stellungnahme, die heute veroeffentlicht wurde.

Noko brachte die Ueberzeugung des LWB zum Ausdruck, dass die neue
Verantwortung der Hamas, die naechste Regierung zu bilden, das Potenzial
habe, als Katalysator fuer die Wandlung der Gruppierung zu wirken.
"Nachdem die Hamas nun diesen politischen Sieg errungen hat, ist sie
verpflichtet, allen PalaestinenserInnen eine solide, demokratische und
integere Fuehrung angedeihen zu lassen, unabhaengig von deren
religioeser oder politischer Zugehoerigkeit. Die Hamas muss sich fuer
die Einheit des palaestinensischen Volkes und fuer Religionsfreiheit
einsetzen, zugunsten einer Gesellschaft der und fuer die BuergerInnen",
so Noko.

In den ersten palaestinensischen Parlamentswahlen seit zehn Jahren
gewann die islamistische Gruppierung Hamas 76 von 132 Parlamentssitzen.
Die regierende Fatah-Partei von Praesident Mahmud Abbas kam nur auf 43
Sitze.

Der LWB-Generalsekretaer nannte die palaestinensischen Wahlen "ein
Vorbild" fuer die allgemeine demokratische Entscheidungsfindung in einer
Region, in der Demokratie "nach wie vor eher die Ausnahme denn die Regel
ist". Er wuerdigte auch den erheblichen Beitrag, den die Hamas im
Bereich sozialer Hilfen fuer das palaestinensische Volk und der
Bekaempfung von Korruption leiste.

Noko unterstrich ausserdem die Unvereinbarkeit von Gewalt mit
demokratischer Fuehrungsverantwortung, und er erinnerte sowohl die Hamas
als auch die israelische Regierung an ihre Verantwortung, den
Nahost-Friedensplan, die sogenannte "Roadmap", weiterzuverfolgen. Ziel
dieses Plans ist die endgueltige und umfassende Loesung des Konfliktes
zwischen Israel und Palaestina, mit zwei Staaten, die Seite an Seite in
Frieden leben koennen.

Zu einem Zeitpunkt, an dem auch die politische Fuehrung Israels sich in
einer "Phase des Wandels" befinde, seien die Risiken jedoch ebenso
immens wie die Chancen, betonte Noko. "Wir beten darum, dass beide
Seiten keine Gelegenheit zum Dialog ausschlagen und dass sich Weisheit
und Zurueckhaltung durchsetzen, damit die Risiken, die augenblicklich
bestehen, nicht ihr schreckliches Potenzial entfalten."

Der Generalsekretaer betonte die Verpflichtung des LWB und seiner
Mitgliedskirche im Nahen Osten, der Evangelisch-Lutherischen Kirche in
Jordanien und im Heiligen Land, den politischen und interreligioesen
Dialog fuer Frieden und Stabilitaet in der Region zu foerdern und einen
humanitaeren Beitrag zur Foerderung der Menschenrechte zu leisten. (451
Woerter)

Im Folgenden finden Sie den vollen Wortlaut der Stellungnahme von
LWB-Generalsekretaer Pfr. Dr. Ishmael Noko:

Erklaerung des LWB-Generalsekretaers zu den Ergebnissen der
palaestinensischen Wahlen

Der Lutherische Weltbund ist im Heiligen Land durch seine
Mitgliedskirche, die Evangelisch-Lutherische Kirche in Jordanien und im
Heiligen Land, sowie durch sein Laenderprogramm, das unter anderem das
Auguste Victoria-Krankenhaus auf dem Oelberg betreibt, praesent. Er
begleitet seit langem die Friedensbemuehungen im Heiligen Land und
foerdert den politischen wie interreligioesen Dialog, der das einzige
Mittel ist, einen gerechten Frieden zwischen PalaestinenserInnen und
Israelis zu schaffen. Gleichzeitig leistet der LWB medizinische und
andere humanitaere Hilfe fuer die verarmte Bevoelkerung in Ostjerusalem
und dem Westjordanland. Dementsprechend ist der Lutherische Weltbund von
den juengsten politischen Entwicklungen in der Region unmittelbar
betroffen und verfolgt sie aufmerksam.

Demokratische Prozesse fuehren zwangslaeufig zu Ergebnissen, denen
manche nicht zustimmen. Und doch bleibt die Demokratie das am wenigsten
ungerechte politische System, das bisher entwickelt wurde. Dies trifft
auch auf das Ergebnis der palaestinensischen Wahlen zu - es ist legitim,
den erfolgreichen Wahlprozess zu begruessen, trotz der vielerorts
gehegten Besorgnis ueber dessen Ergebnis. In einer Region, in der
Demokratie nach wie vor eher die Ausnahme denn die Regel ist, bieten die
palaestinensischen Wahlen ein Vorbild fuer die allgemeine demokratische
Entscheidungsfindung. Der Lutherische Weltbund moechte diese Tatsache
ausdruecklich gewuerdigt wissen. Der erhebliche Beitrag der Hamas im
Blick auf die Leistung sozialer Hilfen und die Bekaempfung von
Korruption verhalf ihr zur Mehrheit der Stimmen der PalaestinenserInnen,
die unter immer schwierigeren sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen
nur mit Muehe das Lebensnotwendige erwirtschaften koennen und die ueber
die grassierende Korruption enttaeuscht und frustriert sind.

Nachdem die Hamas nun diesen politischen Sieg errungen hat, ist sie
verpflichtet, allen PalaestinenserInnen eine solide, demokratische und
integere Fuehrung angedeihen zu lassen, unabhaengig von deren
religioeser oder politischer Zugehoerigkeit. Die Hamas muss sich fuer
die Einheit des palaestinensischen Volkes und fuer Religionsfreiheit
einsetzen, zugunsten einer Gesellschaft der und fuer die BuergerInnen.

Besonders muessen wir in unserer Zeit betonen, dass Gewalt unvereinbar
ist mit demokratischer Fuehrungsverantwortung und ethischer Legitimitaet
in der Staatengemeinschaft. Dies gilt fuer Palaestina wie fuer alle
anderen Staaten und Voelker. Um des palaestinensischen Volkes und des
zukuenftigen Staates Palaestina willen muss die Hamas sich wandeln im
Blick auf ihre Politik und Haltung gegenueber dem Staat Israel und sie
muss sich zu Dialog und Verhandlungen verpflichten. Sowohl Hamas als
auch die israelische Regierung tragen die Verantwortung, die "Roadmap"
mit dem Ziel zweier Staaten, die Seite an Seite in Frieden leben,
weiterzuverfolgen. Beide muessen anerkennen, dass das Heilige Land nicht
nur einer, sondern drei Religionen heilig ist.

Der Lutherische Weltbund ist der Ueberzeugung, dass die Verantwortung,
die der Hamas nun uebertragen wurde, die Chance in sich traegt, als
Katalysator fuer deren Wandlung zu wirken. Zu einem Zeitpunkt, an dem
auch die politische Fuehrung Israels sich in einer Phase des Wandels
befindet, sind jedoch die Risiken ebenso wie die Chancen immens. Wir
beten darum, dass beide Seiten keine Gelegenheit zum Dialog ausschlagen
und dass sich Weisheit und Zurueckhaltung durchsetzen, damit die
Risiken, die augenblicklich bestehen, nicht ihr schreckliches Potenzial
entfalten.

Der Lutherische Weltbund und die Evangelisch-Lutherische Kirche in
Jordanien und im Heiligen Land werden der palaestinensischen
Bevoelkerung auch weiterhin medizinische Dienste, Bildung und
Berufsbildung sowie Seelsorge anbieten und damit einen humanitaeren
Beitrag zur Foerderung der Menschenwuerde, der Stabilitaet in der Region
und der Bemuehungen um einen gerechten Frieden leisten. Und wir werden
weiterhin, wie von jeher, beten um Frieden im Heiligen Land und um
Gerechtigkeit fuer alle Kinder Abrahams.

Pfr. Dr. Ishmael Noko
Generalsekretaer
Lutherischer Weltbund
Genf, 31. Januar 2006

* * *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund 66 Millionen ChristInnen in
78 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
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gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
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* * *

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