From the Worldwide Faith News archives www.wfn.org


FEATURE: Auf dem Weg zur Wahrung der Autonomie


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Wed, 08 Mar 2006 09:12:44 -0600

FEATURE: Auf dem Weg zur Wahrung der Autonomie Lutherische costa-ricanische Kirche unterstuetzt indigene Bevoelkerung bei Wahrung ihrer Rechte

San José (Costa Rica)/Genf, 8. Maerz 2006 (LWI) - In Conte Burica in der suedlichen Zone beginnt fuer die 54-jaehrige Luisa Bejarano und ihre 84-jaehrige Mutter, María Montezuma, der Arbeitstag vor Sonnenaufgang und endet, wenn sie zu Bett gehen. "Als allein stehende Frauen muessen wir bis zu 17 Stunden hintereinander arbeiten. Gemeinsam versorgen wir die Kuehe, fuettern die Schweine, hacken Brennholz und stellen Handarbeiten her, die wir verkaufen, um unseren Lebensunterhalt zu sichern", berichtet Luisa, die in ihrem "da gudu ga", einem langen farbenfrohen Gewand, auf ihrem Bett in der Unterkunft der lutherischen Kirche im Stadtteil San Cayetano in San José, der Hauptstadt Costa Ricas, sitzt.

Wie Luisa und María, die zum Volk der Gnobe (auch unter dem Namen Guaymíes bekannt) gehoeren, beschaeftigen sich viele Frauen der indigenen Bevoelkerung im Landesinneren damit, auf dem wenigen Land, das sie besitzen, etwas anzubauen. Nach der im Jahr 2000 durchgefuehrten Volkszaehlung lebt in Costa Rica eine indigene Bevoelkerung von mehr als 70.000 Menschen unterschiedlicher Ethnien. Dies entspricht bei rund vier Millionen EinwohnerInnen einem Anteil von knapp zwei Prozent. Die indigenen Voelker leben zwar in 24 Reservaten, die ihnen gesetzlich zur Nutzung ueberlassen worden sind, doch sie gehoeren zu den Aermsten des Landes und sind sozial, wirtschaftlich und kulturell in erheblichem Masse ausgegrenzt und benachteiligt.

Die Nutzung und der Besitz des Landes bilden eines der Probleme, mit denen die indigene Bevoelkerung konfrontiert ist. Obwohl nach dem Gesetz ueber die Rechte der indigenen Voelker von 1977 dieses Land unveraeusserlich, unuebertragbar und ausschliesslich dieser Bevoelkerungsgruppe vorbehalten ist, wird auch innerhalb der Reservate mit Grundstuecken gehandelt. So haben nicht nur Fremde unberechtigt in den Reservaten Landbesitz erworben, sondern es sind auch grosse Besitzungen entstanden.

Aus diesem Grunde unterstuetzt die Lutherische costa-ricanische Kirche (Iglesia Luterana Costarricense - ILCO) seit 15 Jahren in enger Zusammenarbeit mit 24 Reservaten die indigenen Voelker in Costa Rica im Hinblick auf die Wahrung ihrer Kultur und ethnischen Identitaet sowie die Durchsetzung ihrer Rechte, insbesondere das Recht auf Landbesitz.

Eine Kirche mit dem Antlitz der indigenen Bevoelkerung

"Gott offenbart sich jedem Volk und jeder Kultur auf andere Weise", betont der Begruender und Praesident der ILCO, Pfr. Melvin Jiménez. Die Kirche wurde 1988 gegruendet und hat heute rund 1.250 Mitglieder. Seit 2002 ist sie Mitgliedskirche des Lutherischen Weltbundes (LWB). Die ILCO arbeitet vorrangig in den Bereichen Staerkung der christlichen lutherischen Gemeinschaften, Unterstuetzung der indigenen Bevoelkerung, der staedtischen und laendlichen Bevoelkerung sowie der Bauern/Baeuerinnen. Zunehmend beteiligen sich Menschen aus aermeren und staedtischen Gebieten, aus der indigenen Bevoelkerung, baeuerlichen Kreisen und nicaraguanischen ImmigrantInnen am Gemeindeleben.

Fuer Pfr. Jiménez gehoert die Zusammenarbeit mit den Gemeinschaften der indigenen Voelker, die Achtung ihrer Identitaet und ihres Lebens nach den ueberkommenen Traditionen und Glaubensvorstellungen, zu den wichtigsten Aufgaben der Kirche.

Im interreligioesen Dialog, im Bemuehen, die Kultur der indigenen Voelker zu verstehen, ist die ILCO in vier Bereichen der Sozialarbeit taetig, die von der Rechtsberatung Einzelner sowie der Gemeinschaft bei der Verteidigung ihres Landes bis zur Foerderung von Programmen zur Verhinderung von Naturkatastrophen oder zur Wiedererlangung des dabei verloren gegangenen Besitzes reichen.

In diesen 15 Jahren wurde die Mitbestimmung von Gemeinschaften der indigenen Voelker gefoerdert. Auf diese Weise sollte ihnen Mut gemacht werden, ihre Stimme zu erheben, ihre Rechte einzufordern und Entscheidungen zu treffen.

Durch das Programm der ILCO zur Unterstuetzung von Gemeinschaften der indigenen Voelker wurde der Versuch unternommen, alternative Loesungen fuer ihre Probleme zu finden. Hierzu gehoert beispielsweise, nicht zu den indigenen Voelkern Gehoerende daran zu hindern, widerrechtlich in den Stammesgebieten Landbesitz zu erwerben, sowie Umweltschaeden zu vermeiden, den unzureichenden Zugang zu Produktions- und Kreditmoeglichkeiten zu verbessern, Bildung und Entwicklung zu planen und Institutionen des Gemeinwesens zu schaffen.

"Ueber rechtliche Beratung bietet dieses Programm Wegweisung fuer die indigene Bevoelkerung an, ihre gesetzlichen Rechte und Pflichten kennen zu lernen", erklaerte der auf den Bereich der Eigentumsrechte der indigenen Bevoelkerung in Costa Rica spezialisierte Rechtsanwalt und Foerderer des Hilfsprogramms, Rubén Chacón.

Laut Chacón konnte durch diese Initiative der ILCO mit Unterstuetzung des Nationalen Praesidiums der indigenen Bevoelkerung erstmals ein Bericht ueber die Lage der Rechte der indigenen Voelker in Costa Rica erstellt werden.

Der Bericht wurde am 1. Maerz 2005 der Internationalen Menschenrechtskommission in Washington (USA) vorgelegt. Er ist ein Abbild der Lebensbedingungen der indigenen Bevoelkerung in Costa Rica. Er zeigt, wie die uneingeschraenkte Verwirklichung der individuellen Freiheitsrechte der indigenen Bevoelkerung in Costa Rica behindert wird und weist darauf hin, dass Normen, die im Leben dieser Voelker nicht verankert sind, ihnen durch das Erziehungssystem und durch die Regierung vor Ort aufgezwungen werden. Darueber hinaus foerdert die ILCO weitere soziale Aktionsprogramme fuer die Landwirtschaft, die Volksbildung und fuer das Kreditwesen fuer Klein- und Mikrounternehmen, um die Lebensbedingungen dieser Gemeinschaften zu verbessern. (787 Woerter)

(Ein Beitrag von Mariam Carpio Carpio, ILCO-Kommunikationsabteilung.)

Dieser Beitrag gehoert zu einer Feature-Serie der Lutherischen Welt-Information (LWI) zum Thema der Zehnten LWB-Vollversammlung 2003 "Zur Heilung der Welt". Die Serie beleuchtet die Relevanz des Vollversammlungsthemas in den verschiedenen regionalen und lokalen Kontexten der weltweiten lutherischen Gemeinschaft und stellt Projekte der Versoehnung und Heilung vor angesichts weltweiter Bedrohung. Auch nach Abschluss der Zehnten Vollversammlung, die vom 21. bis 31. Juli 2003 in Winnipeg (Manitoba/Kanada) stattfand, bildet das Vollversammlungsthema einen der Schwerpunkte der Arbeit des LWB.

* * *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund 66,2 Millionen ChristInnen in 78 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI" gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt werden.

* * *

LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch Tel.: +41-22-791-6352 Fax: +41-22-791-6630 E-Mail: dmg@lutheranworld.org


Browse month . . . Browse month (sort by Source) . . . Advanced Search & Browse . . . WFN Home