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Kann die Bibel mit Gottes Wort gleichgesetzt werden?


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Thu, 09 Mar 2006 09:19:32 -0600

Kann die Bibel mit Gottes Wort gleichgesetzt werden? Lutherische TheologInnen diskutieren kontextuelle Wirklichkeiten der biblischen Autoritaet

Warschau (Polen)/Genf, 8. Maerz 2006 (LWI) - Mit der Frage "Kann die Bibel mit Gottes Wort gleichgesetzt werden?" beschaeftigte sich eine Gruppe lutherischer TheologInnen bei ihrem zweiten Treffen innerhalb des Studienprogramms des Lutherischen Weltbundes (LWB) zum Thema "Die Autoritaet der Bibel im Leben der Kirche". Das Treffen fand vom 1. bis 6. Februar in Warschau (Polen) statt.

Bereits bei ihrer ersten Tagung im September 2004 hatten die sieben TheologInnen wichtige Themen wie Einheit und Vielfalt in der Bibel, der biblische Kanon und Methoden der Bibelauslegung identifiziert, um die Grundlage fuer Praesentationen und Vortraege aus ihrer jeweiligen kontextuellen Perspektive zu schaffen. Die TheologInnen kommen aus LWB-Mitgliedskirchen in Argentinien, Deutschland, Malaysia, Russland, Suedafrika, Ungarn und den USA.

Professorin Diane Jacobson, Dozentin fuer Altes Testament am Luther Seminary in St. Paul (Minnesota/USA), erklaerte, sie begruesse "Spannungen und Widersprueche in der Bibel, weil sie dazu einladen, immer wieder neu Tiefe und Reichtum des Evangeliums zu erforschen und zu erfahren". Pfr. Dr. Elelwani Farisani, der Altes Testament an der Universitaet von Pietermaritzburg (Suedafrika) lehrt, betonte, in seinem Land koenne man "die Bibel nicht lesen, ohne das [Ausmass] zu bedenken, in welchem [sie] fuer die Interessen der Maechtigen missbraucht wurde."

Dr. Marta Cserharti von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn warnte, es sei die "Pflicht studierter Theologen und Theologinnen, Bibelauslegungen zu entlarven, die gefaehrliche Tendenzen wie beispielsweise Anti-Judaismus stuetzen." Die argentinische Theologin Pfarrerin Dr. Mercedes García Bachmann, Dozentin fuer Altes Testament und Dekanin der oekumenischen theologischen Hochschule ISEDET in Buenos Aires (Argentinien), bemerkte, dass besonders von aussen gesehen, "die Glaubwuerdigkeit und Autoritaet der Bibel durch die Art und Weise, wie Kirchen agieren und Christen und Christinnen ihren Glauben leben, verdunkelt werden koennen." Prof. Dr. Dr. Guenter Thomas, Lehrstuhlinhaber fuer Systematische Theologie an der Ruhr-Universitaet Bochum (Deutschland), erklaerte, "es ist ungeheuer wichtig, die Bibel vielmehr als entscheidenden Knoten zu verstehen, den Gott in die Geschichte [seiner] Kommunikation mit der Menschheit gewoben hat, als die Bibel als *das' Wort Gottes, das ueber aller Geschichte steht, zu isolieren."

Die Beitraege der Gruppe sollen spaeter in diesem Jahr in einer in englischer Sprache erscheinenden Publikation der Reihe "LWB-Studien" unter dem Titel "Witnessing to God's Faithfulness: Issues in Biblical Authority" (Zeugnis von Gottes Treue: Themen biblischer Autoritaet) zusammengefasst werden.

Pfarrerin Dr. Karen Bloomquist, Direktorin der LWB-Abteilung fuer Theologie und Studien (ATS) und Studienreferentin fuer "Die Kirche und sozialethische Fragen", bemerkte, dass die Frage der Autoritaet der Bibel unterschwellig viele Diskussionen und Kontroversen innerhalb des LWB und darueber hinaus mitbestimme. Sie hoffe, dass die geplante Publikation die LWB-Mitgliedskirchen darin unterstuetzen koenne, "inmitten der brennenden Fragen zu Glauben und Leben aufmerksam und phantasievoll auf die Bibel zu hoeren."

Der fuer das Studienprogramm verantwortliche ATS-Studienreferent fuer "Theologie und die Kirche", Pfr. Dr. Reinhard Boettcher, erklaerte, "in Anbetracht der grossen spirituellen und theologischen Vielfalt innerhalb des LWB wird diese Publikation sicherlich nicht *den gordischen Knoten zerschneiden', aber sie soll eine spezifisch lutherische Perspektive in eine wichtige Debatte innerhalb der oekumenischen Bewegung einbringen."

Die Bedeutung des Studienprozesses sieht Boettcher auch im Zusammenhang mit dem Aufruf des LWB-Rates waehrend seiner Tagung im September 2005 in Jerusalem/Bethlehem, dass weltweite christliche Gemeinschaften ein Symposium ueber die Auslegung der Bibel im Licht fundamentalistischer Tendenzen abhalten sollen. (540 Woerter)

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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund 66,2 Millionen ChristInnen in 78 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI" gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt werden.

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LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch Tel.: +41-22-791-6352 Fax: +41-22-791-6630 E-Mail: dmg@lutheranworld.org


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