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FEATURE: 'Keine Sorge, auch ich habe gebettelt'


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Mon, 26 Jun 2006 09:08:36 -0500

FEATURE: 'Keine Sorge, auch ich habe gebettelt' Assoziiertes Programm des LWB-Weltdienstes in Bangladesch verhilft armer laendlicher Bevoelkerung zu Ausbildung

Dhaka (Bangladesch)/Genf, 26. Juni 2006 (LWI) - "Keine Sorge, auch ich habe gebettelt." Mit diesen Worten beruhigt Sakhina Khatun BettlerInnen, wenn sie ihnen bei ihren Spaziergaengen in der Umgebung ihres Dorfes Uttar Singargari (Bangladesch) begegnet. Tatsaechlich hat sie frueher auch gebettelt, aber jetzt nicht mehr.

Vor einigen Jahren starb ihr Mann und liess sie im Alter von 40 Jahren mittellos zurueck. Da ihre erwachsenen Kinder nicht in der Lage waren, ihr mehr als ein Dach ueber dem Kopf zu bieten, weil sie ihre eigenen Familien ernaehren mussten, blieb ihr nur das Betteln. Sie war schon zu alt, um noch auf den Feldern zu arbeiten, und weil sie keinerlei Ausbildung vorweisen konnte, hatte sie keine andere Wahl.

Aber im Jahr 2003 hat sich Sakhinas Leben grundlegend geaendert. Sie hoerte vom Integrierten Ernaehrungssicherungsprogramm des Welternaehrungsprogramms der Vereinten Nationen und des RDRS (Rangpur Dinajpur Rural Service) in Bangladesch; ein Programm, das mit der Abteilung fuer Weltdienst (AWD) des Lutherischen Weltbundes (LWB) assoziiert ist.

Der RDRS ist eine der aeltesten und groessten

Nichtregierungsorganisationen (NGOs) in Bangladesch und hat eine bedeutende Rolle bei der laendlichen Entwicklung. Seit 1997 ist er ein assoziiertes Programm der AWD. Seit seinen Anfaengen als AWD-Programm 1971 nach Ende des Unabhaengigkeitskriegs prangert der RDRS unablaessig die Ursachen und Folgen von Armut, Unwissenheit und Machtlosigkeit an. Er hat eine Entwicklung von der auf die akuten Beduerfnisse ausgerichteten Arbeit hin zu einem Ansatz vollzogen, bei dem der Anspruch der Menschen auf ihre Rechte (rights-based approach) im Mittelpunkt steht.

Das Programm arbeitet auf 9.902 Quadratkilometern in 46 benachbarten Upazilas (Unterbezirken) im Nordwesten Bangladeschs, weit entfernt von den wirtschaftlichen und politischen Zentren in Dhaka, Chittagong oder Rajshahi. Das Ziel ist, Wissen und Zugang zu Ausbildung und Ressourcen fuer alle zu bieten. Das Programm konzentriert sich auf Landwirtschaft, Weiterentwicklung des Gemeinwesens, Gesundheit und Wirtschaft und erreicht rund eine Million DorfbewohnerInnen. Ein Arbeitsfeld von besonderer Bedeutung ist das Augenarzt- und Rehabilitationszentrum, wo blinde Kinder lernen, mit ihrer Behinderung umzugehen. Pro Jahr werden ueber 30.000 PatientInnen behandelt.

Hilfe zur Selbsthilfe

Das Integrierte Ernaehrungssicherungsprogramm, an dem Sakhina nun teilnimmt, wird von der Regierung unterstuetzt. Es soll die Nahrungsmittelversorgung und die ausreichende Ernaehrung armer landwirtschaftlicher Haushalte verbessern. In Zeiten ohne Ernten werden Familien mit geringem Einkommen, die sonst keine Nahrung haetten, zum Bau von Strassen, Spielplaetzen und Hochwasserschutzanlagen, sowie zum Baeumepflanzen oder zu anderen Arbeiten eingestellt. Dies erfolgt nach dem Prinzip "Nahrung im Austausch fuer Arbeit". Es besteht die Hoffnung, dass sich ihre Situation langfristig so weit verbessert, dass sie an den normalen RDRS-Entwicklungsprogrammen teilnehmen koennen.

Auf diese Weise kam Sakhina zum Strassenbau und arbeitete hart, verdiente aber gleichzeitig mehr Geld als je zuvor. Nach zwei Jahren harter Arbeit im Strassenbau waren ihre Ersparnisse auf 600 Taka (7 Euro) angestiegen. Sie hatte nicht nur neue Fertigkeiten erlernt, sondern am Training des RDRS teilgenommen und so das Betteln hinter sich gelassen.

Ihre Anstrengung war es wert. Als das Projekt beendet wurde, trat Sakhina einem RDRS-Gruppenprogramm bei, lieh sich 2.000 Taka (23 Euro) von der Organisation und gruendete ihr eigenes Geschaeft. Sie kaufte zwei Ziegen und lieh ihren Kindern etwas Geld, die sie nach Kraeften unterstuetzt hatten. Auch sie investierten das Geld und konnten ihrer Mutter bald die Schulden zurueckzahlen. Heute hat Sakhina ihren eigenen kleinen Laden und verkauft Brot, Suessigkeiten und Lebensmittel am Strassenrand in ihrem Dorf.

Sakhinas Geschichte ist eine von vielen Erfolgsgeschichten von RDRS. Dank des langfristigen Engagements in der Gegend von Rangpur-Dinajpur hat sich die Organisation das tiefe Vertrauen der Menschen erworben. (592 Woerter)

(Dieser Beitrag basiert auf Informationen des RDRS und wurde von Iris Kohler, Trainee im LWB-Buero fuer Kommunikationsdienste, zusammengestellt.)

Weitere Informationen zum Rangpur Dinajpur Rural Service in Bangladesch finden Sie auf der LWB-Webseite unter: www.lutheranworld.org/Arbeitsfelder/Awd/Laenderprogramme/AWD-Bangladesch.html

Dieser Beitrag gehoert zu einer Feature-Serie der Lutherischen Welt-Information (LWI) zum Thema der Zehnten LWB-Vollversammlung 2003 "Zur Heilung der Welt". Die Serie beleuchtet die Relevanz des Vollversammlungsthemas in den verschiedenen regionalen und lokalen Kontexten der weltweiten lutherischen Gemeinschaft und stellt Projekte der Versoehnung und Heilung vor angesichts weltweiter Bedrohung. Auch nach Abschluss der Zehnten Vollversammlung, die vom 21. bis 31. Juli 2003 in Winnipeg (Manitoba/Kanada) stattfand, bildet das Vollversammlungsthema einen der Schwerpunkte der Arbeit des LWB.

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