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KirchenleiterInnen diskutieren Herausforderungen der AIDS-Arbeit


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Sun, 20 Aug 2006 13:46:42 -0500

KirchenleiterInnen diskutieren Herausforderungen der AIDS-Arbeit Einbeziehung von HIV und AIDS in theologische Arbeit ist langfristige Verpflichtung

Toronto (Kanada)/Genf, 20. August 2006 (LWI) * Das spanische Wort fuer Stigma (estigma) bedeutet ?Wunde? oder ?Narbe? und wird auch zur Bezeichnung der Wunden Jesu Christi benutzt. ?Deswegen ist eine stigmatisierte Person tatsaechlich Christus?, betonte der argentinische lutherische Pfarrer Lisandro Orlov in seiner Rede auf der oekumenischen und interreligioesen Vorkonferenz der 16. Internationalen AIDS-Konferenz (IAK) vom 13. bis 18. August in Toronto (Kanada).

Orlov, Regionalkoordinator fuer Lateinamerika der HIV und AIDS-Kampagne des Lutherischen Weltbundes (LWB), ist einer von 21 KoordinatorInnen der AIDS-Arbeit der LWB-Mitgliedskirchen und Laenderprogramme der LWB-Abteilung fuer Weltdienst (AWD), die an der IAK teilnahmen. Die IAK stand unter dem Thema ?Time to deliver?. Gastgeber der Vorkonferenz ?Glaube in Aktion: Das Versprechen halten? waren das kanadische Christian Host Committee und das Globale Oekumenische Aktionsbuendnis (Ecumenical Advocacy Alliance * EAA), ein Netzwerk mit Sitz in Genf.

In einem Workshop unter der Leitung des LWB mit dem Titel ?Kirchen und Kirchenleitungen an Bord holen? berichtete Orlov von seinen Erfahrungen in der AIDS-Arbeit. Er sei anfangs mit grossen Problemen konfrontiert gewesen, als er 1986 damit anfing, HIV-Infizierte zu besuchen, denn die KirchenleiterInnen haetten nicht verstanden, warum er sich dieses Themas annehmen sollte. Er mache sich Sorgen darueber, dass die Kirche oftmals die Wuerde der Menschen, die mit HIV leben, missachte.

?Vielleicht koennen wir das Virus selbst nicht bekaempfen, aber wir muessen die Menschenwuerde wiederherstellen?, betonte Orlov und wies darauf hin, dass sich nicht nur Frauen und Kinder unter den verwundbarsten der von HIV betroffenen Gruppen befaenden. ?Die Kirchen muessen im Namen all derer auftreten, die verletzlich sind?, eingeschlossen ?Maenner, die Geschlechtsverkehr mit Maennern haben, Drogenabhaengige und andere?.

Die Theologie ueberdenken

Dr. Sheila Shyamprasad, HIV und AIDS-Beraterin der LWB-Abteilung fuer Mission und Entwicklung (AME), erklaerte die Geschichte des Engagements seitens des LWB. Seit 1987 unterstuetzt die AME AIDS-Projekte der LWB-Mitgliedskirchen. Die Kirchenstrukturen ?waren anfangs ein Hindernis fuer unsere Arbeit, und es war schwierig, Kirchenleitungen, die wenig ueber die Pandemie wussten, zu sensibilisieren und zu schulen?. Die Kirchen haetten ihre Theologie ueberdenken muessen, um ?AIDS-kompetente Kirchen? zu werden, so Shyamprasad.

?Aber auch noch im Jahr 2000 vertraten die Kirchen groesstenteils eine verzerrte und ausgrenzende Theologie, sie gaben ein schlechtes Zeugnis?, erinnerte sich Shyamprasad. 2002, zwei Jahre spaeter, wurde der LWB-Aktions plan ?Anteilnahme, Umkehr, Zuwendung: Kirchen reagieren auf die HIV/AIDS-Pandemie? initiiert. Das Ziel ist, in den Mitgliedskirchen eine offene Diskussion ueber das Thema anzustossen. Ein wichtiger Aspekt der Kampagne besteht in der Begleitung von KirchenleiterInnen und Kirchen durch Schulung in Form von fachlicher und finanzieller Unterstuetzung.

Darueber hinaus unterstuetzt der LWB die Mitgliedskirchen unter anderem bei der Schaffung neuer Strukturen und Systeme, bei der Anstellung von HIV-Infizierten in den Kirchen sowie bei Sensibilisierungsprozessen im Konfirmandenunterricht und im Kindergottesdienst. Die Ergebnisse einer kuerzlich durchgefuehrten LWB-Studie zu aktiver Kirchenleitung in Hinsicht auf das Thema AIDS bezeichnete Shyamprasad als ermutigend. ?Wir koennen sehen, dass die Kirchenleitungen aktiver geworden sind, besonders in Afrika?, stellte sie fest.

Ein Aufruf, sich der Realitaet zu stellen

Pfr. Dr. Ambrose Moyo, Direktor der Lutherischen Gemeinschaft im suedlichen Afrika (Lutheran Communion in Southern Africa, LUCSA), schaetzt, dass sich ueber 90 Prozent der Kirchenleitungen in Afrika an der Antwort auf die AIDS-Pandemie beteiligen. Als Kirchenleiter raeumte er ein: ?Wir stehen keiner Gemeinschaft von Heiligen vor. Wir wissen, dass die Menschen vorehelichen Geschlechtsverkehr haben, wir moegen das nicht, es ist nicht gut. Aber es passiert. Und wir wissen auch, dass ein Kondom Leben retten kann?.

Der anglikanische Pfarrer Desmond Cox, Vorsitzender des Fuehrungsgremiums des St John?s Cathedral HIV Education Center in Hongkong (China), setzt sich fuer ein rechtzeitiges HIV-Training fuer PfarrerInnen ein. ?Wir muessen uns schon in den theologischen Fakultaeten mit dem Thema HIV befassen, es sollte integraler Bestandteil der Ausbildung werden. Wir muessen die Schrift pruefen, um zu sehen, dass HIV und AIDS keine Strafen sind?, so Cox.

Orlov ist ebenfalls der Meinung, dass ?die Einbeziehung von HIV und AIDS in unsere theologische Arbeit auch ein Weg ist, die Menschen zu unterstuetz en, die bereits an Bord sind. Das ist eine langfristige Verpflichtung?.

Die 16. IAK mit rund 20.000 TeilnehmerInnen aus mehr als 170 Laendern wurde von der Internationalen AIDS-Gesellschaft und dem lokalen Gastgeber AIDS 2006 Toronto Local Host ausgerichtet. Die IAK findet alle zwei Jahre statt und ist ein Treffen der weltweiten Gemeinschaft derer, die von AIDS betroffen sind oder sich in diesem Bereich engagieren. (723 Woerter)

(Eine Beitrag von LWI-Korrespondentin Julia Heyde, Toronto. Weitere Informationen ueber die oekumenische Vorkonferenz und die Internationale AIDS-Konferenz 2006 finden Sie unter http://iac.e-alliance.ch/index.php.)

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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund 66,2 Millionen ChristInnen in 78 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit ?LWI? gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt werden.

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LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch Tel.: +41-22-791-6352 Fax: +41-22-791-6630 E-Mail: dmg@lutheranworld.org


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