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Konsequente Beruecksichtigung von Gender-Fragen in allen Bereichen kirchlicher Arbeit gefordert


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Tue, 24 Oct 2006 15:31:17 -0500

Konsequente Beruecksichtigung von Gender-Fragen in allen Bereichen kirchlicher Arbeit gefordert Lutherische Seminare sollen Gender-Thematik in Studienplaene aufnehmen

São Leopoldo (Brasilien)/Genf, 24. Oktober 2006 (LWI) - Die Teilnehmenden einer Konsultation fuer Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Lateinamerika haben dazu aufgerufen, Gender-Fragen in allen Arbeitsbereichen der lutherischen Gemeinschaft konsequent zu beruecksichtig en.

Im Verlauf der Konsultation zum Thema ?Gender und Macht?, die vom 6. bis 10. September in São Leopoldo (Brasilien) stattfand, stellten 37 Frauen, Maenner und junge Menschen, die in den lateinamerikanischen Mitgliedskirchen Leitungsverantwortung tragen, fest, dass der LWB zwar in den vergangenen Jahrzehnten verschiedene Programme und Dokumente zur Gender-Thematik aufgelegt habe, die Fragestellung aber nach wie vor keineswegs integraler Bestandteil des Dienstes der Kirche sei. Die Tagung wurde vom Referat fuer Frauen in Kirche und Gesellschaft (FKG) der LWB-Abteilung fuer Mission und Entwicklung (AME) organisiert.

Die indische Theologin und FKG-Referentin Priscilla Singh betonte: ?Wir sprechen von Gender immer als Frauenproblem. Heute ist es aber an der Zeit, uns damit auseinander zu setzen, was Maenner und junge Leute zu diesem Thema zu sagen haben.?

In ihrer Einleitung erklaerte Singh, Gender als Konzept und Zielsetzung habe beim LWB hohe Prioritaet. In Seminaren und Kirchen faenden immer wieder Programme statt, die die Auseinandersetzung mit der Fragestellung vorantreiben wuerden. ?Es ist an der Zeit, uns der Frage zu stellen, welche Fortschritte wir wirklich erzielt haben und inwieweit sich die Ergebnisse gegenwaertig in den LWB-Mitgliedskirchen anwenden lassen?, so Singh im Gespraech mit der Lutherischen Welt-Information (LWI).

Ziel der Konsultation war es, TheologInnen sowie Maenner, junge Menschen und Frauen in kirchlichen Leitungspositionen an einen Tisch zu bringen, um die Diskussion ueber die in den Kirchen zu foerdernde Gender-Praxis zu vertiefen. Im Rahmen der Tagung bot sich den Teilnehmenden ein Forum fuer den Austausch ueber Lernerfahrungen aus der Arbeit des zweiten Regionalkong resses zu Gender-Fragen, den die brasilianische theologische Hochschule Escola Superior de Teologia (EST) durchgefuehrt hat.

Die Teilnehmenden gaben weiterhin Rueckmeldung zum Entwurf eines Gender-Dok uments, den eine von der lateinamerikanischen KirchenleiterInnenkonferenz (Conferencia de Liderazgo - COL) im April 2006 eingesetzte Arbeitsgruppe erarbeitet und der der COL bei ihrer naechsten Tagung im April 2007 vorgelegt werden soll. Die COL hatte im vergangenen Jahr ihren Namen geaendert, um der gleichberechtigten Beteiligung weiblicher wie maennlicher VerantwortungstraegerInnen in ihren Reihen angemessenen Ausdruck zu verleihen.

Singh erwartet, dass die Diskussionen der Konsultation sowie der Entwurf des Gender-Dokuments im Zusammenhang mit dem 60. Jubilaeum des LWB, das im Maerz 2007 in Lund (Schweden) gefeiert wird, wertvolle Diskussionsanstoesse liefern werden. Sie hoffe, so Singh, das Dokument der COL werde sich fuer den LWB als wertvoller Beitrag der lateinamerikanischen Region erweisen, den das FKG-Referat in den kommenden zwei Jahren auf anderen Kontinenten als Modell und Diskussionshilfe einsetzen koenne.

Singh verwies darauf, dass der LWB die Diskussion auch deswegen in Lateinamerika eroeffnet habe, weil die EST eine Reihe von Studien durchgefuehrt und zwei internationale Konferenzen zur Gender-Thematik veranstaltet habe, wodurch umfassende Erkenntnisse zur Problematik gesammelt worden seien.

Die brasilianische Theologin Elaine Gleci Neuenfeldt, Dozentin an der EST, hob hervor, dass Gender-Fragen ?den Sprung schaffen muessten? vom ausschliesslich von Pfarrerinnen, Frauenreferaten und Frauengruppen thematisierten Bereich hin zum integralen Bestandteil aller Bereiche der kirchlichen Arbeit, in Mission, Lebensberatung und Laienarbeit.

Die Konsultation setzte sich auch mit der Frage der Gewalt gegen Frauen auseinander. Der Gewalt, so Singh, muesse auf struktureller Ebene begegnet werden. Wo sie im haeuslichen Bereich angesiedelt sei, werde lediglich unter dem Deckmantel des Schweigens ihr Fortbestehen erleichtert.

Die Teilnehmenden der Tagung kamen zu dem Ergebnis, dass auch bei Maennern und jungen Menschen Diskussionsbedarf ueber Gender-Fragen bestehe, damit andere Modelle von Maennlichkeit jenseits der patriarchalen Dominanz gefoerdert werden. Sie ermutigten die lutherischen Seminare in Lateinamerik a, Veranstaltungen zu Gender-Fragen und feministischer Theologie in ihre Studienplaene aufzunehmen.

Bei der Konferenz waren Kirchen aus Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, Costa Rica, Kolumbien, Nicaragua, Paraguay, Peru und Venezuela vertreten. (627 Woerter)

(Dieser Beitrag basiert auf einem Bericht von Edelberto Behs, ALC - Agencia Latinoamericana y Caribeña de Comunicación/Lateinamerikanisch-K aribische Nachrichtenagentur.)

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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund 66,2 Millionen ChristInnen in 78 Laendern weltweit angehoeren.

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Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit ?LWI? gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt werden.

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