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Freikirchen im Gespraech mit Rom


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Date Tue, 21 Nov 2006 08:05:39 +0100

Freikirchen im Gespraech mit Rom

21. November 2006

Adventistischer Pressedienst (APD)

Christian B. Schaeffler, Chefredakteur

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Freikirchen im Gespraech mit Rom

Niederaltaich bei Deggendorf/Deutschland (APD) "Die theologische Distanz zwischen den Freikirchen und der roemisch-katholischen Kirche war in Deutschland besonders gross", sagte der Vorsitzende des Vereins fuer Freikirchenforschung, Professor Dr. Erich Geldbach (Marburg), in seiner Einfuehrung zum Thema "Freikirchlich-katholische Dialoge" der Herbsttagung des Vereins vom 26. bis 28. Oktober in der Benediktinerabtei Niederaltaich bei Deggendorf. Erst in den letzten Jahren seien ethische Fragen aufgetaucht, bei denen die Freikirchen der roemisch-katholischen Position eher als den Aussagen evangelischer Landeskirchen haetten zustimmen koennen. International scheine das anders zu sein, "denn es gab eine Reihe von freikirchlich-katholischen Dialogen". Diese theologischen Gespraeche seien zwar noch nicht abgeschlossen, aber sie sollten dennoch zur Kenntnis genommen werden.

Die Pastorin einer Mennonitengemeinde im pfaelzischen Weiherhof, Andrea Lange, berichtete ueber den mennonitisch-katholischen Dialog, der von 1998 bis 2003 unter dem Motto "Unterwegs zu einer Heilung der Erinnerungen" zwischen der Mennonitischen Weltkonferenz und dem Paepstlichen Rat fuer die Einheit der Christen der roemisch-katholischen Kirche stattfand. Die Friedensfrage sei das Hauptthema des Dialogs gewesen. Beide Kirchen haetten viele Gemeinsamkeiten in der Friedenstheologie entdeckt. Es seien aber auch Aufgabenfelder fuer weitere Studien benannt worden. Es stehe jedoch noch nicht fest, ob und wann es zu einem zweiten internationalen Dialog ueber offene Fragen kommen werde. Das Schlussdokument der theologischen Gespraeche von 1998 bis 2003 mit dem Titel "Gemeinsam berufen, Friedenstifter zu sein - Gemeinsam berufen, Frieden zu stiften" ist im Internet unter www.mennoniten.de zu finden.

Den Dialog zwischen der Kommission fuer baptistische Lehre und zwischenkirchliche Beziehungen des Baptistischen Weltbundes und dem Paepstlichen Rat fuer die Einheit der Christen in den Jahren 1984 bis 1988 stellte Professor Dr. Erich Geldbach vor. Noch in diesem Jahr solle mit einer zweiten theologischen Gespraechsrunde auf Weltebene begonnen werden. Die Furcht vor kirchlichen Strukturen, welche die Autonomie der Ortsgemeinde infrage stellen koennte, habe lange Zeit baptistische Dialoge mit anderen Kirchen verhindert. Das Hauptthema der Gespraeche in den 1980er Jahren lautete "Christliches Zeugnis in der Welt von heute". Es sei also um Fragen der Mission und Evangelisation gegangen. Dass zwei so unterschiedliche Kirchen miteinander ins Gespraech kamen, sei laut Geldbach mehr als nur eine "Klimaverbesserung".

Die laengsten Erfahrungen einer Freikirche im Dialog mit Rom haben die Methodisten. Wie der Dozent am Kolleg des CVJM in Kassel, Dr. Christoph Raedel, darlegte, "begannen die Gespraeche des Methodistischen Weltrates mit dem Paepstlichen Rat fuer die Einheit der Christen bereits 1966". Der Dialog habe bis 2006 acht Gespraechsrunden zu je fuenf Jahren mit einem gemeinsamen Bericht pro Gespraechrunde umfasst. Anfangs sei es um ethische Fragen in einer saekularen Welt gegangen. Spaeter habe die Zielsetzung volle Gemeinschaft in Glauben, Sendung und sakramentalem Leben gelautet. Dabei gehe es nicht um ein bestimmtes Kirchenmodell, sondern um sichtbare Gemeinschaft. Doch auch nach 40 Jahren Dialog gebe es Fragen, die noch nicht geklaert seien; etwa die Rolle der Laien, die Stellung zu den Sakramenten, das Wesen der Ordination und des Bischofsamtes. "Es mag sein", so Raedel, "dass sich diese Fragen zur Zeit auch nicht loesen lassen. "

Um informelle Gespraeche ging es bei dem Dialog zwischen dem Rat fuer zwischenkirchliche und interreligioese Beziehungen der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) der Siebenten-Tags-Adventisten und dem Paepstlichen Rat fuer die Einheit der Christen. Laut dem Dozenten an der adventistischen Theologische Hochschule Friedensau bei Magdeburg, Dr. Rolf J. Poehler (Hannover), habe 1999 ein Vorgespraech stattgefunden. Ein Jahr spaeter seien moegliche Gespraechsthemen beraten und ueber die Organisationsstruktur der Adventisten sowie deren Auffassung zu Evangelisation, Proselytismus und Religionsfreiheit gesprochen worden. Die Themen der drei je zweitaegigen Gespraechsrunden in den Jahren 2001 bis 2003 im John Knox Zentrum des Reformierten Weltbundes in Genf haetten gelautet: Die Glaubensueberzeugungen der Adventisten, warum Adventisten den Ruhetag am Sabbat (Samstag) und Katholiken am Sonntag begehen sowie Prinzipien der Bibelauslegung. Zeitpunkt und Themen der naechsten Begegnungen stuenden noch nicht fest. Nach Poehler boeten sich folgende Themen an: Fragen der Anthropologie (Leib-Seele-Dualismus, Tod und Auferstehung, Unsterblichkeit), der Soteriologie (Rechtfertigung, Heiligung, Versoehnung), der Ekklesiologie (Kirche, Aemter, Sakramente), der Eschatologie (Wiederkunft Christi, Weltvollendung, Endzeitprophetie), aber auch ethische Fragen.

Hans Gasper (Bonn), Geschaeftsfuehrer der Oekumene-Kommission der katholischen deutschen Bischofskonferenz, fuehrte in Niederaltaich in den Dialog zwischen Pfingstlern und Katholiken ein. Dieser unterscheide sich von den Dialogen anderer Freikirchen dadurch, dass bei jeder Gespraechsrunde betont werde, dass es nicht darum gehe, eine strukturelle oder organische Einheit anzustreben, um der Befuerchtung einer Vereinnahmung durch Rom vorzubeugen. Waehrend katholischerseits der Paepstliche Rat fuer die Einheit der Christen federfuehrend sei, wuerden die pfingstkirchlichen Teilnehmer entweder von ihren Kirchen offiziell entsandt oder deren Teilnahme sei nur geduldet. Andere naehmen lediglich als persoenliche Delegierte teil, da sie keinen Rueckhalt dafuer in ihrer Kirche haetten.

Gerhard Bially (Duesseldorf), Herausgeber der Zeitschrift "Charisma", stellte die einzelnen Dialogrunden vor. Bei den internationalen Gespraechen zwischen 1972 und 1976 sei es schwerpunktmaessig um die Fragen Taufe im Heiligen Geist, die Wassertaufe, Heilige Schrift und Tradition sowie den oeffentlichen Gottesdienst gegangen. Von 1977 bis 1982 haetten sich die Teilnehmer ueber die Themen Zungenrede, Glaube und Erfahrung, Bibelauslegung, Heilen in der Kirche und Maria ausgetauscht. Von 1985 bis 1989 seien die Frage der Kirche als Koinonia (Gemeinschaft) und von 1990 bis 1997 die Themen Evangelisation, Proselytismus und gemeinsames Zeugnis diskutiert worden. Hans Gasper, der an der bisher letzten Gespraechsrunde in den Jahren 1998 bis 2006 mit den Schwerpunkten Glaube, Bekehrung, Umkehr, christliche Unterweisung und Erfahrung der Geistestaufe teilnahm, meinte zum gesamten Dialog, dass Katholiken und Pfingstler immer noch gegenseitig viele Fragen haetten, die beide Seiten herausforderten. Es blieben daher genug Themen fuer eine naechste Gespraechsrunde.

Ueber "Freikirchen aus Sicht der roemisch-katholischen Kirche" sprach Professor Dr. Hans-Joerg Urban, bis zu seinem Ruhestand Leitender Direktor des Johann-Adam-Moehler-Instituts Paderborn. Danach habe es ein Jahrhunderte altes katholisches Misstrauen gegenueber den Freikirchen gegeben, die als fremd empfunden worden seien. Eine AEnderung haette erst das Oekumenismusdekret des Zweiten Vatikanischen Konzils gebracht. Im Bereich des praktischen Christentums gebe es grosse Uebereinstimmungen zwischen den Freikirchen und der roemisch-katholischen Kirche. Im Bereich der Glaubenslehre seien die Unterschiede dagegen noch gross. Dennoch gebe es Moeglichkeiten des Miteinanders, etwa wenn es um das Studium der Bibel gehe.

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Diese Agenturmeldung ist auch im Internet abrufbar :

http://www.stanet.ch/apd/news/1249.html

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