From the Worldwide Faith News archives www.wfn.org


Religioeser Fanatismus nicht Hauptursache fuer Terrorismus


From "APD Schweiz/Switzerland" <APD@stanet.ch>
Date Wed, 22 Nov 2006 09:23:19 +0100

Religioeser Fanatismus nicht Hauptursache fuer Terrorismus

22. November 2006

AdventistischerPresessedienst (APD)

Christian B. Schaeffler, Chefredakteur

Fax +41-61-261 61 18

APD@stanet.ch

http://www.stanet.ch/APD

CH-4003 Basel, Schweiz

Religioeser Fanatismus nicht die Hauptursache von politischer Gewalt und Terror

Guetersloh/Deutschland (APD) Religioeser Fanatismus ist einer neuen Studie zufolge nicht die Hauptursache fuer politische Gewalt und Terrorismus. Vielmehr seien Armut, Misswirtschaft und Unterdrueckung die zentralen Gruenden, wie die Bertelsmann Stiftung am 21. November in Guetersloh mit Verweis auf eine weltweite Untersuchung mitteilte.

Laut der neuen Studie ist die Zahl der Terroranschlaege und Opfer in den vergangenen Jahren weltweit um mehr als das Dreifache gestiegen. Der geographische Schwerpunkt von gewalttaetigen Konflikten und politischer Militanz lag den Angaben zufolge eher in Asien als im Nahen und Mittleren Osten. Der Studie zufolge stieg die Zahl der Terroranschlaege in den vergangenen fuenf Jahren von 700 auf 2.200 pro Jahr an, die Zahl der dabei getoeteten und verletzten Menschen von 4.000 auf 13.000.

Der religioes motivierte, Staaten uebergreifende Terrorismus nehme zwar zu, sei aber nicht das Hauptmotiv politischer Gewalt. So seien nur 26 Prozent aller terroristischen Gruppen weltweit dem religioesen - und dabei vor allem dem islamistischen - Extremismus zuzuordnen. Dies entspreche in etwa dem Anteil linksextremistischer militanter Organisationen. Den groessten Anteil an politischer Gewalt haben demnach mit 36 Prozent nach wie vor nationalistische und separatistische Bewegungen.

Waehrend die Zahl der Konflikte insgesamt weltweit gestiegen sei, habe das Ausmass der Gewalt abgenommen, erbrachte die Studie. 80 Prozent aller terroristischen Anschlaege entfallen demnach auf eine Kerngruppe von Staaten: Russland mit Tschetschenien, Kolumbien, Irak sowie die Laenderdreiecke Indien-Kaschmir-Pakistan und Thailand-Philippinen-Indonesien. "Auch wenn unsere Bedrohungswahrnehmung aufgrund der Anschlaege in New York, London und Madrid eine andere ist, so wird politische Gewalt im Regelfall dort ausgeuebt, wo sie aufgrund von sozialer Ungerechtigkeit und der Ausgrenzung von benachteiligten Gruppen auch entsteht", hob der Autor der Studie, Aurel Croissant von der Universitaet Heidelberg, laut Bertelsmann Stiftung hervor.

Als wesentliche Ursachen politischer Gewalt werden in der Studie Armut, ethnische Spaltung, Staatsschwaeche, Maengel des politischen Systems und externe Intervention angegeben. "Unsere einseitige Aufmerksamkeit auf den islamistischen Terrorismus und den Mittleren Osten verstellt den Blick des Westens auf die eigentlichen Ursachen der politischen Gewalt sowie geeignete Ansaetze ihrer Bekaempfung", folgerte Hauke Hartmann, Projektleiter der Bertelsmann Stiftung. Abschottung und Kontrolle wuerden allein keine umfassende Sicherheit bieten koennen. Vielmehr muesse sich die westliche Entwicklungspolitik verstaerkt mit Armutsbekaempfung, Demokratiefoerderung und Unterstuetzung guter Regierungsfuehrung befassen. Zum Konfliktmanagement in Form von Deeskalation und Wiederaufbau muessten daher umfassende und nachhaltige Entwicklungsstrategien treten.

Autoren dieser Studie sind Prof. Dr. Aurel Croissant und Nicolas Schwank vom Institut fuer Politische Wissenschaft an der Ruprecht-Karl-Universitaet in Heidelberg. Die Studie "Gewalt und Extremismus" ist im Rahmen des Bertelsmann Transformations Index (BTI) 2006 entstanden. Der BTI erhebt alle zwei Jahre Daten und Berichte zum Stand von Demokratie und Marktwirtschaft sowie zur Qualitaet der politischen Fuehrung in 119 Laendern.




Browse month . . . Browse month (sort by Source) . . . Advanced Search & Browse . . . WFN Home