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Vom toleranten Nebeneinander zu verbindlichen christlich-muslimischen Beziehungen


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Wed, 06 Dec 2006 09:18:40 -0600

Vom toleranten Nebeneinander zu verbindlichen christlich-muslimischen Beziehungen Christliche Identitaet und christliche Glaubensueberzeugungen werden im Dialog mit MuslimInnen vertieft und erweitert

Breklum (Deutschland)/Genf, 6. Dezember 2006 (LWI) - Seine Hoffnung auf einen verbindlichen christlich-muslimischen Dialog, der ueber ein blosses distanziertes Tolerieren hinausgeht, hat Bischof Dr. Hans Christian Knuth (Schleswig/Deutschland) von der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche im Rahmen einer theologischen Studientagung Anfang Dezember zum Ausdruck gebracht.

Er hoffe sehr, ?dass es uns moeglich sein wird, die Liebe Gottes und die Wahrheit des christlichen Glaubens in interreligioesen Zusammenhaengen zu bezeugen und ueber ein blosses distanziertes Tolerieren hinaus den verbindlichen Dialog der Liebe und Zuwendung zu Menschen anderer Glaubensri chtungen zu suchen?, so Knuth vor den rund 30 TeilnehmerInnen der Tagung vom 1. bis 3. Dezember im Christian-Jensen-Kolleg in Breklum (Schleswig-Hol stein/Deutschland).

Die Studientagung, die von der Abteilung fuer Theologie und Studien (ATS) des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Zusammenarbeit mit dem Nordelbischen Missionszentrum organisiert wurde, stand unter dem Thema: ?Mehr als ein tolerantes Nebeneinander? Theologische Perspektiven zu neuen Herausforderun gen in den christlich-muslimischen Beziehungen?. Ziel der Konsultation war eine Bewertung der aktuellen Situation unter Beruecksichtigung der durch den LWB im Bereich christlich-muslimische Beziehungen seit mehreren Jahrzehnten geleisteten Arbeit. Darueber hinaus ging es um die Vertiefung der theologischen Konzepte zu den neuen Herausforderungen, vor die sich die LWB-Mitgliedskirchen in diesem Zusammenhang gestellt sehen.

Die Teilnehmenden kamen grossteils aus LWB-Mitgliedskirchen in europaeische n Laendern, wo in juengster Zeit die Praesenz von MuslimInnen und mit ihr verbundene Spannungen zugenommen haben, sowie aus Brasilien, Indien, Indonesien, Kenia, Tansania und den USA.

Teilnehmende aus der nordelbischen und aus weiteren deutschen Kirchen berichteten ueber die vielfaeltigen Schritte, durch die Gemeinden zur Entwicklung christlich-muslimischer Beziehungen beitragen. Deutlich wurden Unterschiede im Blick auf die Integration von MuslimInnen in Laendern wie Daenemark und Schweden.

Dr. Viggo Mortensen von der Universitaet Aarhus (Daenemark) warnte vor der Gefahr einer sich entwickelnden Apartheid in manchen Gesellschaften Europas, die ChristInnen und MuslimInnen zu trennen drohe. Im Gegensatz hierzu berichtete Dr. Goeran Gunner von der Forschungsabteilung der Schwedischen Kirche von einer sich entwickelnden spezifisch schwedischen Form des Islam und von MuslimInnen, die bestimmte Rituale modifizieren, um ?schwedischer? zu sein.

Asiatische und afrikanische Teilnehmende hoben hervor, in welchem Ausmass kulturelle, weltwirtschaftliche und weltpolitische Faktoren auf die christlich-muslimischen Beziehungen einwirken. ?In Indien werden Christentum und Islam gleichermassen als fremd wahrgenommen und sind gemeinsam mit der Macht der hinduistischen Mehrheit konfrontiert?, so Pfr. Manmasih Ekka vom Gossner Theological College (Indien). Dr. Leonard Mtaita, Generalsekretaer des Christenrats von Tansania, ergaenzte: ?Wenn wir keine Wege finden, zusammenzuleben, ueberleben wir womoeglich ueberhaupt nicht.? Laut Dr. Carol Schersten LaHurd (Evangelisch-Lutherisc he Kirche in Amerika) muss der Schritt von der Toleranz hin zu echten Beziehungen zu den MuslimInnen getan werden, die auf gegenseitiger Rechenschaft und Achtung fussen.

Christliche Identitaet und christliche Glaubensueberzeugungen wuerden im Dialog mit MuslimInnen nicht beiseite geschoben, sondern vertieft und erweitert, stellten einige Teilnehmende fest. Tatsache sei, dass MuslimInne n sehr viel klarer als viele ChristInnen artikulieren koennten, wer sie seien und was sie glaubten. Darueber hinaus motiviere dies viele ChristInne n dazu, sich vertieft mit Inhalt und Sinn des christlichen Glaubens auseinander zu setzen. ?So gesehen, geht es hier um genau jene Art theologischer Arbeit, die im Mittelpunkt der LWB-Initiative *Die Theologie im Leben der Kirche? steht, in deren Rahmen auch unsere Tagung hier veranstaltet wird?, betonte Pfarrerin Dr. Karen Bloomquist, Direktorin der ATS.

Laut Dr. Risto Jukko von der Finnischen Evangelisch-Lutherischen Mission, der in Paris (Frankreich) taetig ist, birgt der Ansatz einer Pluralitaet in der Einheit neue Moeglichkeiten, die ueber die gaengigen Ansaetze der christlichen Theologie im Umgang mit anderen Religionen hinausgehen. ?Der dreieinige Gott sagt uns, dass fuer unsere Beziehungen die Prinzipien Transparenz, Gemeinschaft und Gleichheit unerlaesslich sind* Die Trinitaet ist die transzendente Vorbedingung fuer den interreligioesen Dialog, denn sie befaehigt uns, unser Gegenueber uneingeschraenkt ernst zu nehmen, ohne Angst oder Gewalt*?

Aus der Konsultation ging unter anderem die Empfehlung hervor, das historische Erbe des Luthertums im Blick auf die Haltung und Beziehung zu MuslimInnen kritisch zu untersuchen. Eine Reihe theologischer Themen, die sich fuer eine christlich-muslimische Bearbeitung eignen, wurde zusammenges tellt. ChristInnen sollten die Praxis der Gastfreundschaft ?offener Moscheen?, wie sie muslimischerseits geuebt werde, erwidern und einen Tag festlegen, an dem MuslimInnen und Angehoerige anderer Glaubensrichtunge n bewusst eingeladen seien, ?offene Kirchen? zu besuchen, so eine der Empfehlungen. (698 Woerter)

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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund 66,2 Millionen ChristInnen in 78 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit ?LWI? gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt werden.

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LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch Tel.: +41-22-791-6352 Fax: +41-22-791-6630 E-Mail: dmg@lutheranworld.org


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