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Feature: Mittendrin in Afrika


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Wed, 06 Dec 2006 11:45:33 -0600

Feature: Mittendrin in Afrika

Hermine Nikolaisen arbeitet fuer den LWB-Weltdienst in Ruanda und in der DR Kongo

Kigali (Ruanda)/Genf, 6. Dezember 2006 (LWI) - Am Abend wird sie nach Goma im Osten der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) aufbrechen. Drei Stunden rechnet die schlanke blonde Frau fuer diese Strecke von Kigali (Ruanda) in die Stadt, die Mitte Januar 2002 traurige Beruehmtheit erlangte, als der nahe Goma gelegene Vulkan Nyiragongo ausbrach und zahlreiche Menschen und Haeuser unter sich begrub.

Im November 2005 hat Hermine Nikolaisen ihre Arbeit in Kigali begonnen. Die Deutsche aus der Naehe von Muenchen hat in diesen wenigen Monaten schon viel von Land und Leuten gesehen und die Fahrt nach Goma ist ihr mehr als vertraut. Meist faehrt sie die Strecke allein mit ihrem Landrover. Personal ist knapp und sie sitzt gerne selbst am Steuer. Wenn man mit Hermine Nikolaisen unterwegs ist, kann es passieren, dass sie kurz anhaelt und ueberwaeltigt von der Schoenheit der Landschaft ihre MitfahrerInnen auf dieses einzigartige Naturschauspiel im Land der tausend Huegel hinweist. Dass es wohl in Wirklichkeit hunderttausende sind, stoert nicht. Im Gegenteil.

Nikolaisen leitet das Laenderprogramm der Abteilung fuer Weltdienst (AWD) des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Kigali und ist fuer die Laender Ruanda und DR Kongo zustaendig. Rund 60 einheimische Frauen und Maenner stehen ihr zur Seite und betreuen die zahlreichen Projekte in den Laendern rund um die Grossen Seen in Ostafrika. Sie ist froh, dass sie nicht nur fuer die reine Nothilfe zustaendig ist, sondern dass die meisten Projekte langfristig eine Verbesserung der Lebensumstaende der Menschen verheissen. Aber natuerlich hat die Armutsbekaempfung Vorrang: ?Wir koennen nicht von Frieden und Versoehnung in Ruanda und Kongo reden, wenn die Leute hungern?, merkt die zarte Frau an.

Sie will den Menschen Perspektiven und Bildung geben. ?Die Menschen hier haben so viel Erfahrung und wissen so viel, darauf laesst sich gut und nachhaltig aufbauen?. Deshalb liegt ihr auch ein landwirtschaftliches Projekt im Suedosten Ruandas, in der Stadt Gitarama, besonders am Herzen. Dort lernen Baeuerinnen und Bauern aus der Umgebung, wie sie mit geringen Hilfsmitteln nachhaltig Landwirtschaft betreiben koennen. Wie sie mit natuerlichem Duenger ihre Maisfelder fruchtbarer machen, wie sie einen Obstgarten anlegen oder wie sie selbst Rinder oder Huehner zuechten koennen. Das Schulungszentrum, in dem gut angelegte Felder und artgerecht gehaltene Tiere als Anschauungsmaterial dienen, erzeugt auch selber Milch, Eier, Gemuese und Fruechte. Mit dem Erloes aus dem Verkauf dieser Produkte werden die laufenden Kosten gedeckt.

Wir brauchen hier einfach mehr Zeit

Ein Blick in eines der Klassenzimmer des Schulungszentrums macht deutlich, dass mehr Frauen als Maenner dort sitzen, um zu lernen. Hermine Nikolaisen kann nur bestaetigen, was viele, die in der Entwicklungszusammenarbeit taetig sind, schon lange wissen. Frauen sind die Verlaesslicheren, die Fleissigeren: ?Frauen koennen kaempfen und sie sind stark. Deshalb laufen unsere Projekte mit Frauen auch ueberwiegend gut?. Wenn sie so schwaermt von ihren Projekten, dann leuchten die Augen der Frau. Aber das Leuchten erlischt schnell wieder, wenn Hermine Nikolaisen von den unterernaehrten Kindern spricht, fuer die etwas getan werden muesse. ?Wir brauchen hier in Gitarama nicht mehr Geld, sondern einfach mehr Zeit?. Dies sagt sie auch im Hinblick auf die EU-Foerderung fuer das Ausbildungszentrum. Manchmal brauche man eben einen langen Atem, und koenne ein Projekt nicht gleich nach zwei Jahren abschliessen.

Zwoelf Jahre war Hermine Nikolaisen auf dem Balkan. Von 1992 bis 1998 in Kroatien. Dann zwei Jahre in Kenia und von 2000 bis 2005 im Kosovo. Sie kennt den Konflikt zwischen ChristInnen und MuslimInnen, aber auch den Konflikt zwischen Volksgruppen im eigenen Land. Deshalb war sie fuer die Stelle in Ruanda wie geschaffen.

Weltbuergerin aus Bayern

Nikolaisen ist eine Weltbuergerin. Vor ihrem Einsatz im Kosovo, bei dem sie sich viel Anerkennung fuer ein effektives Projektmanagement erworben hatte, war sie fuenf Jahre in Aethiopien. Das westafrikanische Wuestenland Mauretanien, Namibia und Malawi waren weitere Stationen auf dem Weg der heute 60-Jaehrigen.

Das Fernweh scheint Hermine Nikolaisen in die Wiege gelegt worden zu sein. Gleich nach dem Abitur ging sie in die franzoesische Hauptstadt Paris, um an der beruehmten Sorbonne zu studieren. Dort lernte sie exzellent Franzoesisch. In der Schweiz machte sie eine Ausbildung im Hotelfach. Anschliessend war sie ein paar Jahre lang Flugbegleiterin bei der deutschen Fluggesellschaft Lufthansa, bevor sie fuer ein bayrisches Unternehmen drei Jahre lang in Muenchen taetig war und dort in der Verwaltung arbeitete. Aber schon bald ging sie mit einer Muenchner Baufirma nach Aethiopien, um dort ein grosses Wasserprojekt mit Staudammbau zu betreuen. In Aethiopien entdeckte sie ihre Liebe zum afrikanischen Kontinent und sie entschloss sich, ein Angebot des Lutherischen Weltbundes anzunehmen, und in der Entwicklungszusammenarbeit taetig zu werden.

Die grosse Erfahrung merkt man der Frau mit dem leichten weissen Baumwollkl eid bei allem, was sie tut, an. Freundlich im Umgang mit den Menschen, aber eindeutig in ihren Zielen und Aussagen. Sie spricht muehelos Englisch und Franzoesisch und findet sich auch mit Spanisch und Serbokroatisch zurecht. Im Gespraech in dem beruehmten ?Hotel Ruanda? in Kigali, das heute ?Milles Collines? heisst, kommt ein unverfaelschter bayrischer Dialekt zutage. Nikolaisen ist eine gute und kritische Verhandlungsfuehreri n. Auf die Frage, wie sie das als Frau allein in diesen konfliktreichen Laendern schafft, und ob das alles nicht auch gefaehrlich sein kann, schaut sie einen nur unglaeubig an. Und auch die Frage nach einem Lieblingsland in der Welt laesst sie unbeantwortet: ?Jedes Land ist schoen, wenn man dort zusammen mit den Menschen arbeiten kann?. (888 Woerter)

(Ein Beitrag von Klaus Rieth, Pressesprecher der Evangelischen Landeskirche in Wuerttemberg. Er besuchte Projekte des AWD-Laenderprogramms in Ruanda/DR Kongo im Juni dieses Jahres im Rahmen der Eroeffnungstagung der IFAPA-Kommission sowie eines LWB-Jugendkommunikationsworkshops.)

Weitere Informationen zum LWB/AWD-Laenderprogramm in Ruanda/DR Kongo finden Sie auf der LWB-Webseite unter: www.lutheranworld.org/Arbeitsfelder/ Awd/Laenderprogramme/AWD-Ruanda.html

Dieser Beitrag gehoert zu einer Feature-Serie der Lutherischen Welt-Informa tion (LWI) zum Thema der Zehnten LWB-Vollversammlung 2003 ?Zur Heilung der Welt?. Die Serie beleuchtet die Relevanz des Vollversammlungsthemas in den verschiedenen regionalen und lokalen Kontexten der weltweiten lutherischen Gemeinschaft und stellt Projekte der Versoehnung und Heilung vor angesichts weltweiter Bedrohung. Auch nach Abschluss der Zehnten Vollversammlung, die vom 21. bis 31. Juli 2003 in Winnipeg (Manitoba/Kanada ) stattfand, bildet das Vollversammlungsthema einen der Schwerpunkte der Arbeit des LWB.

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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund 66,2 Millionen ChristInnen in 78 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit ?LWI? gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt werden.

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LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html

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