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LWB FEATURE: Vertriebene ZivilistInnen suchen Schutz in Fluechtlingslager in Sued-


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org> (by way of George Conklin <gconklin@igc.org>)
Date Sat, 06 Jan 2007 13:42:52 -0800

FEATURE: Vertriebene ZivilistInnen suchen Schutz in Fluechtlingslager in Sued-Darfur Trotz Friedensabkommen haben die Kaempfe zugenommen

Fluechtlingslager Otash (Sued-Darfur/Sudan)/Genf, 22. Dezember 2006 (LWI) - Dies ist ein merkwuerdiger Anblick - Bambusrohr und -staebe, ueberzogen mit einer Mischung aus Plastikfolie, Matten, Saecken und Tuch. Diese halbrunden und eckigen Bauten, die gerade gross genug sind, dass ein paar Menschen darin Schutz finden koennen, sind Zuflucht fuer Tausende.

In den letzten Monaten sind mehr als 10.000 Menschen im Fluechtlingslager Otash nahe der sudanesischen Stadt Nyala angekommen, nachdem sie aus ihrem Zuhause in Tulus oder Buram in der Provinz Sued-Darfur geflohen sind.

"Um sechs Uhr morgens [am 30. August] griffen 100 uniformierte und bewaffnete Maenner auf Kamelen und Pferden und manche mit Autos mit schwerer Bewaffnung im Kofferraum unser Dorf an", berichtet Sherif* und erzaehlt damit von einer Erfahrung, die im Darfur-Konflikt schon viele gemacht haben.

"Die Angreifer haben unseren gesamten Besitz gestohlen", faehrt er fort. "Und wenn sie irgend einen Mann angetroffen haben, haben sie ihn gleich erschossen", ergaenzt sein Cousin Adam*.

Drei Tage dauerte der Angriff auf die Doerfer in El Amoud el Akhdar in Buram. Alle 49 Doerfer wurden abgebrannt, 47 Menschen getoetet, darunter 15 Kinder, und fast 2.000 Menschen wurden verletzt.

"Wir haben viele unserer Verwandten verloren, vor allem Aeltere und Kinder, und wir wissen nicht, was mit ihnen passiert ist", sagt Sherif. Er schaetzt, dass 400 Menschen verschwunden sind.

Diejenigen, denen die Flucht gelang, nahmen ihre Schafe, Kuehe und Esel mit, aber sie wurden erneut ueberfallen und haben dabei alles verloren. "Sogar unsere Kleidung und Schuhe haben sie uns abgenommen", erzaehlt Sherif. "Wir kamen mit leeren Haenden im Lager Otash an."

Dringende humanitaere Hilfe

Die im Lager praesenten Hilfsdienste koennen eine so grosse Menschenmenge nicht bewaeltigen. Humanitaere Hilfe ist daher dringend notwendig.

Hunderte Neuankoemmlinge haben mehrere Tage lang unter dem Dach grosser Affenbrotbaeume zugebracht, bevor sie genuegend Materialien zusammensuchen konnten, um die winzigen Behausungen zu bauen, die jetzt den staubigen Boden bedecken. Manche der Fluechtlinge, die im letzten Monat angekommen sind, haben jetzt stabilere Unterkuenfte, aber auch diese sind nicht angemessen.

Es gibt keine Latrinen fuer die Neuankoemmlinge, die Menschen leiden an Durchfall und Malaria, und die Nasen der Kinder laufen regelmaessiger als das Wasser aus den Quellen, die um sieben Uhr abends austrocknen. An grundlegenden Dingen des taeglichen Bedarfs wie Kochtoepfe und Seife fehlt es ebenfalls.

Hilfsorganisationen nehmen sich jetzt verstaerkt der humanitaeren Beduerfnisse an. Das weltweite Netzwerk von Kirchen und Partnerorganisationen ACT International (Action by Churches Together - Kirchen helfen gemeinsam), zu dessen Gruendungsmitgliedern der Lutherische Weltbund (LWB) gehoert, sowie Caritas Internationalis (CI) arbeiten an einer gemeinsamen Antwort auf die Krise in Darfur. ACT-Caritas und ihr lokaler Partner Sudanaid, der eine Grundschule im Fluechtlingslager betreibt, haben gemeinsam die Lage analysiert.

Schutz der Zivilbevoelkerung

Humanitaere Hilfe ist nicht alles, was die Menschen in Otash benoetigen. "Wir wollen uns sicher fuehlen", betont Sherif. "Wir sind nach Otash gekommen, weil wir Schutz suchen."

Otash liegt ein paar Kilometer von der Stadt Nyala entfernt, in der Polizei, Militaer und Einheiten der Afrikanischen Union (AU) stationiert sind. Aber dies, so Sherif, biete keinen umfassender Schutz.

"Wenn Frauen ausserhalb des Lagers nach Feuerholz suchen, koennen sie in Schwierigkeiten geraten", meint er, "aber in den Doerfern war es noch schlimmer".

"Was ist die Rolle der Afrikanischen Union? Ist sie hier, um uns zu schuetzen, oder nur um zuzusehen?", fragt Sherif. "Wenn die sudanesische Regierung mich nicht wirksam schuetzen kann, dann sollte die AU diese Verantwortung uebernehmen."

Alle haben Angst davor, dass diejenigen, die die Frauen ausserhalb des Lagers angreifen, sich ins Lager trauen und sie dort angreifen koennten. Es gibt keinen Schutzzaun um das Lager. Ausserdem sind die Maenner, die sie aus ihren Doerfern vertrieben haben, immer noch bewaffnet.

Medienberichten zufolge hat der Sudan zugesagt, dass er einen Plan zum Beginn der Entwaffnung der regierungstreuen Milizen innerhalb von zwei Monaten vorstellen werde. Dies ist Teil einer neuen nationalen Kommission, die ueber die Umsetzung des Friedensabkommens fuer Darfur wachen soll und deren Vorsitzender der sudanesische Praesident ist. Aber noch ist unklar, wie die Regierung die Milizen entwaffnen will.

Viele sind der Ansicht, dass das Friedensabkommen im Widerspruch zu seinem Namen eher zu einer neuen Welle von Kaempfen gefuehrt hat und wieder vermehrt ZivilistInnen angegriffen werden, die die Hauptopfer dieses Konfliktes sind.

"Ich weiss nicht, warum wir angegriffen werden. Wir sind normale Buergerinnen und Buerger, die seit Jahren in unserem Dorf gelebt haben", so Sherif. (727 Woerter)

*Die Namen aller erwaehnten Personen wurden zu deren Schutz geaendert.

(Ein Beitrag von Charlotte Brudenell, die als Journalistin fuer ACT-Caritas taetig ist.)

Am 13. Dezember legte der LWB dem UN-Menschenrechtsrat auf dessen vierter Sondertagung eine schriftliche Erklaerung zur Menschenrechtslage in Darfur vor. In dieser Erklaerung begruesst der LWB insbesondere die "breite Unterstuetzung, die [die Einberufung dieser Sondertagung] in allen Regionen gefunden hat", und brachte seine Besorgnis ueber die "zoegerliche Umsetzung" des Friedensabkommens fuer Darfur zum Ausdruck. Die Erklaerung finden Sie auf der LWB-Webseite unter: www.lutheranworld.org/LWF_Documents/LWB_Darfur_Statement-DE-12-2006.pdf

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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund 66,2 Millionen ChristInnen in 78 Laendern weltweit angehoeren.

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Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI" gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt werden.

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LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html

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