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WSF: Nobelpreistraegerin betont Rolle der Kirche bei Kampagne zum Schuldenerla


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Mon, 05 Feb 2007 09:23:11 -0600

WSF: Nobelpreistraegerin betont Rolle der Kirche bei Kampagne zum Schuldenerlass Argentinischer lutherischer Pfarrer: Es kommt auf gegenseitige Verantwortung an

Nairobi (Kenia)/Genf, 2. Februar 2007 (LWI) - Auf dem siebenten Weltsozialforum (WSF) hat die Friedensnobelpreistraegerin von 2004, Professorin Wangari Maathai, KirchenleiterInnen dazu aufgerufen, ihre zahlenmaessige Staerke und ihre moralische Autoritaet dafuer einzusetzen, die Industrielaender zu einem Erlass der Auslandschulden armer Laendern zu bewegen. Das siebente WSF fand vom 20. bis 25. Januar in Nairobi (Kenia) statt.

?Die [Kirchen] koennen das. Sie sind die geistlichen Fuehrungskraefte der Menschen. Sie haben die moralische Autoritaet, Ungerechtigkeit anzuprangern, und sie haben sich in der Vergangenheit immer wieder fuer die Armen, Marginalisierten und Gedemuetigten eingesetzt?, betonte Maathai in ihrer Ansprache bei einem der WSF-Seminare mit dem Titel ?Der Dialog ueber illegitime Schulden?.

Maathai hob hervor, dass die Kirchen ?manchmal nicht laut genug zu hoeren waren?. Die Podiumsdiskussion im oekumenischen Pavillon des WSF wurde gemeinsam vom norwegischen Hilfswerk Norwegian Church Aid (NCA) und AFRODAD, dem Afrikanischen Forum und Netzwerk zu Schulden und Entwicklung, organisiert. Moderiert wurde die Diskussionsrunde von Peter Prove, Assistent des Generalsekretaers des Lutherischen Weltbundes (LWB) im Bereich Internationale Angelegenheiten und Menschenrechte.

An die armen Laender gewandt regte die Friedensnobelpreistraegerin an, den Schuldenerlass einzufordern: ?Wir koennen diese Schulden nicht akzeptieren, denn sie sind nicht nur illegitim, sondern bedeuten auch den Tod fuer unsere Bevoelkerung?.

Der argentinische Pfarrer Ángel F. Furlan, eines der Podiumsmitglieder, berichtete, dass Kirchen in Lateinamerika an einem gemeinsamen Verstaendnis der Illegitimitaet der Auslandsschulden arbeiteten und einen Konsens darueber erreicht haetten, dass Auslandsschulden eine Last darstellten, die die Menschenrechte verletze. ?Die Schulden sind fuer einen wahren Voelkermord verantwortlich. Es gibt ebenfalls einen Konsens in Bezug auf ihre Analyse im Hinblick auf diktatorische Regime und Korruption?, betonte er.

Laut Furlan haben die Kirchen und Regierungen sehr eng zusammengearbeitet, um Fortschritte zu erzielen. Dies beinhalte das Eroeffnen ?neuer Horizonte? zwischen Kirchen und ihren Partnern in Lateinamerika sowie im Norden. Furlan, ehemaliger Praesident der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche (IELU) in Argentinien, leitet ein Anwaltschaftsprogramm des LWB zu illegitimen Auslandsschulden in der Region Lateinamerika. Das Programm wird von der LWB-Abteilung fuer Mission und Entwicklung (AME) unterstuetzt und vor Ort koordiniert. Es hat zum Ziel, sowohl in Entwicklungslaendern als auch in Industrielaendern das Bewusstsein fuer die Illegitimitaet von Auslandsschulden auf den verschiedenen kirchlichen Ebenen zu schaerfen.

?Diese (unsere) Regierungen sind starkem Druck und Drohungen ausgesetzt und benoetigen einen starken politischen Willen und gegenseitige Unterstuetzung?, betonte Furlan. ?Auch wenn wir ueber illegitime Schulden reden, ist es wichtig, ueber gegenseitige Verantwortung zu sprechen?. Als Beispiel fuehrte Furlan die fehlende Verantwortlichkeit im Fall von Argentinien in Bezug auf Betrug, Korruption und Verbrechen gegen die Menschlichkeit an.

Bei einer oekumenischen Feier zur Eroeffnung des WSF am 20. Januar erklaerte der Friedensnobelpreistraeger von 1984 und ehemalige anglikanische Erzbischof von Kapstadt (Suedafrika), Desmond Tutu: ?Wenn wir Sie dazu aufrufen, unbezahlbare Schulden zu erlassen, dann bitten wir Sie nicht um einen Gefallen, sondern dann geschieht dies ebenso in Ihrem Interesse?.

Waehrend AktivistInnen im Rahmen des WSF in Nairobi sich weiterhin fuer einen Schuldenerlass einsetzten, stand im Mittelpunkt der meisten Diskussionen das Thema gegenseitige Verantwortung. Zahlreiche Te ilnehmerInnen stellten die Frage, wie manche der Entwicklungslaender einen Schuldenerlass fordern koennten, waehrend ihre Regierungen nichts gegen die Korruption unternaehmen und die Glaeubiger davon Kenntnis haetten.

?Wenn sie die Schulden erlassen, liegt es in ihrer Verantwortung, dafuer zu sorgen, dass das Geld den Armen zugute kommt?, erklaerte Bischof Martin Kivuva von der roemisch-katholischen Dioezese Machakos in Kenia.

Besorgnis wurde auch ueber den Effekt der anhaltenden anwaltschaftlichen Arbeit fuer den Schuldenerlass geaeussert. ?Trotz der Kampagnen und Bemuehungen, das Bewusstsein fuer illegitime Schulden zu foerdern, haben wir in der Realitaet recht wenig erreicht?, so Gunstein Instefjord, Direktor der NCA-Abteilung fuer Entwicklungspolitik. (607 Woerter)

(Ein Beitrag von LWI-Korrespondent Fredrick Nzwili, Nairobi.)

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