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Afrikanische interreligioese Delegation fordert Einhaltung der Zusagen an den Sudan


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Thu, 01 Mar 2007 09:57:07 -0600

Afrikanische interreligioese Delegation fordert Einhaltung der Zusagen an den Sudan Friedensabkommen muessen alle Konfliktparteien einschliessen

Khartum (Sudan)/Genf, 28. Februar 2007 (LWI) - Im Anschluss an ihren Besuch im Sudan und Diskussionen mit politischen und religioesen Fuehrungsp ersoenlichkeiten in der sudanesischen Hauptstadt Khartum sowie in Juba (Suedsudan) hat eine afrikanische interreligioese Delegation an die internationale Gemeinschaft appelliert, ihre politischen und finanziellen Zusagen zur Unterstuetzung des Friedensprozesses im Sudan einzuhalten.

?Der Frieden im Sudan wird die Grundlage fuer Stabilitaet und Frieden in der ganzen Region und in Afrika bilden?, heisst es in der Erklaerung der Delegation leitender ReligionsvertreterInnen, die den Sudan im Namen der Interreligioesen Initiative fuer Frieden in Afrika (IFAPA) Mitte Januar besuchten.

Die Delegation unter Leitung von Pfr. Dr. Ishmael Noko, Generalsekretaer des Lutherischen Weltbundes (LWB) und Initiator der IFAPA, erklaerte, die Menschen, denen sie begegnet seien, darunter auch VertreterInnen lokaler Frauen- und Jugendgruppen, haetten ganz klar zum Ausdruck gebracht, dass der Konflikt im Sudan ?eindeutig nicht religioeser, sondern politischer Natur? sei.

Der Delegation gehoerten an Prabhudas Pattni, Generalsekretaer des Hindu-Rates von Afrika, Scheich Swalleh Habimana, Mufti von Ruanda, Margaret Arach Orech vom Netzwerk der Ueberlebenden von Landminen (Uganda) und Scheich Saliou Mbacké, Koordinator von IFAPA. VertreterInnen des Sudanesischen Kirchenrates und der gastgebenden Organisation, des Sudanesischen Interreligioesen Rates (SIRC), schlossen sich der Delegation im Sudan an. IFAPA, ein 2002 ins Leben gerufenes afrikaweites Netzwerk interreligioeser Gruppen und leitender ReligionsvertreterInnen aller wichtigen in Afrika vertretenen Glaubensrichtungen, setzt sich fuer Frieden und interreligioese Zusammenarbeit auf dem Kontinent ein.

In den Diskussionen in Khartum und Juba ging es vor allem um die Schwierigk eiten, die bei der Umsetzung der Friedensvereinbarungen im Sudan entstehen, einschliesslich des umfassenden Friedensabkommens (CPA) vom Januar 2005 zwischen der Regierung des Sudan und der Sudanesischen Rebellenorganisation SPLM/A (Sudanese People?s Liberation Movement/Army), des Darfur-Friedens abkommens (DPA) vom Mai 2006 zwischen der Regierung und der Sudanesischen Befreiungsbewegung sowie den Vereinbarungen mit aufstaendischen Gruppen im oestlichen Sudan.

Die verschiedenen Religionsgemeinschaften, politischen Parteien und zivilgesellschaftlichen Gruppen brachten ihre Anerkennung fuer die Abkommen zum Ausdruck, wiesen jedoch auch auf Schwierigkeiten insbesondere mit dem bilateralen Ansatz hin, der andere Konfliktparteien ausschliesse. Ferner wurde Besorgnis ueber den schleppenden Rueckzug der Regierungstruppe n aus dem Sueden sowie die Praesenz der Milizen geaeussert, die angeblich von inlaendischen und auslaendischen Gruppen unterstuetzt werden. Betont wurde auch die Notwendigkeit sozial gerechterer Investitionen in die Infrastruktur, einer angemessenen Verteilung der Oeleinnahmen des Landes sowie der Achtung der grossen kulturellen, ethnischen und religioesen Vielfalt im Sudan.

?Diese Friedensabkommen sollten als Grundlage fuer einen Verfassungsentwu rf dienen, dem die verschiedenen Parteien zustimmen koennen. Ferner ist es dringend erforderlich, dass sich die internationale Gemeinschaft an die finanziellen Zusagen haelt, die sie auf der internationalen Geberkonferenz fuer den Wiederaufbau des Sudan im April 2005 im norwegischen Oslo gemacht hat. Der Friedensprozess im Land wird ohne diese Unterstuetzung nicht vorangebracht werden koennen?, erklaerte Noko.

Versoehnung setzt die Einbeziehung aller Konfliktparteien voraus

Im Gespraech mit dem sudanesischen Vizepraesidenten Ali Osman Taha betonte die IFAPA-Delegation, dass zukuenftige politische Stabilitaet nur dann erreicht werden koenne, wenn religioese und politische Verantwortungstraege rInnen zusammenarbeiteten. ?Wir duerfen die Religionen nicht aussen vorlassen oder als stoerend abtun?, lautete die Antwort des Vizepraesiden ten.

Bei einer Begegnung mit dem ehemaligen Premierminister Imam Sadik Al-Mahdi in Khartum ging es vor allem um einen multidimensionalen Ansatz bei der Beilegung der Konflikte im Land. Al-Mahdi betonte die Notwendigkeit, sich fuer Menschenrechte und Freiheit einzusetzen. ?Wir brauchen Zeit und wir muessen fuer Transparenz, Verlaesslichkeit, Partizipation und Rechtssicherh eit sorgen?, erklaerte er und fuegte hinzu, die Einbeziehung aller sei ?grundlegende Voraussetzung fuer Versoehnung und Frieden?.

Abiodun Bashua, Direktor fuer politische Angelegenheiten im Buero des Sonderbeauftragten der Vereinten Nationen im Sudan, erlaeuterte waehrend eines Treffens mit der Delegation die komplexen Probleme, die bei der Umsetzung des unter der Schirmherrschaft der Afrikanischen Union (AU) unterzeichneten Darfur-Friedensabkommens auftreten. Die Probleme im Westsudan wuerden, so seine Einschaetzung, durch bestimmte Faktoren verschaerft, wie zum Beispiel die Aufsplitterung der Rebellen in 15 verschiedene Gruppen oder die Tatsache, dass die ?AU nicht ueber die Mittel verfuegt, das DPA umzusetzen?. Er forderte IFAPA und SIRC nachdruecklich auf, die Konfliktparteien davon zu ueberzeugen, sich gemeinsam fuer einen Waffenstillstand und eine Wiederaufnahme der Gespraeche einzusetzen.

Schaetzungen zufolge verloren mehr als 150.000 Menschen ihr Leben infolge des Konflikts im Westsudan, in dem die lokale Bevoelkerung zur Zielscheibe der Dschandschawid-Milizen geworden ist. Rund zwei Millionen Menschen sind aus ihrer Heimat geflohen und leben als Binnenvertriebene in Fluechtlingsla gern. Die Zivilbevoelkerung wird gezielt von den Milizen angegriffen und, Berichten zufolge, auch von Regierungsstreitkraeften aus der Luft bombardiert.

In Juba, der Hauptstadt des Suedsudan, wurden die IFAPA-VertreterInnen von einer hochrangigen Delegation, einschliesslich des Parlamentssprechers James Wani Igga und der Vorsitzenden mehrerer Parlamentsausschuesse, empfangen. Diese berichteten von den Schwierigkeiten, die durch die Praesenz der ?Widerstandsarmee des Herrn? (The Lord?s Resistance Army, LRA) im Suedsudan und insbesondere durch die Massnahmen der Regierung zur Vertreibung dieser Rebellengruppe entstuenden. Die LRA fuehrt seit 20 Jahren Krieg gegen die Regierung von Uganda und operiert dabei von Stuetzpunkten in Norduganda und Suedsudan aus, wobei es haeufig zu Ueberfaellen auf suedsudanesische ZivilistInnen kommt. Die IFAPA-Vertret erInnen diskutierten mit der Delegation auch ausfuehrlich ueber den Friedensprozess in Norduganda und reisten anschliessend weiter nach Uganda, wo weitere Treffen unter der Schirmherrschaft des Interreligioesen Rates von Uganda stattfanden.

Die suedsudanesische Ministerin fuer soziale, religioese und Gleichstellung sfragen, Mary Kiden Kimbo, bekraeftigte in einem Gespraech die wichtige Rolle der oekumenischen Gemeinschaft, die waehrend des Buergerkriegs jahrelang humanitaere Hilfe geleistet hatte. ?In einer Zeit des Leidens wurde die Kirche fuer uns zu einer festen Groesse?, betonte Kimbo und verwies besonders auf das Engagement des Lutherischen Weltbundes in dem Land. Sie verwies auch auf die potenziell sehr wichtige Rolle der religioesen Gemeinschaften im anlaufenden Friedensprozess. ?Das CPA muss zu einem Dokument werden, das in Kirchen und Moscheen bekannt ist?, fuegte sie hinzu.

Das CPA beendete formell den Buergerkrieg im Sudan, der 1983 begonnen hatte und in dem sich die in Khartum ansaessige Regierung des Nordsudan und die SPLM/A des Suedsudan gegenueberstanden. Schaetzungsweise zwei Millionen Menschen verloren infolge des Konflikts ihr Leben; weitere vier Millionen Menschen im Suedsudan wurden zu Binnenvertriebenen und rund 500.000 flohen ins Ausland. (998 Woerter)

(Dieser Beitrag basiert auf Informationen von Klaus Rieth, Pressesprecher und Leiter des Amtes fuer Information der Evangelischen Landeskirche in Wuerttemberg, der die IFAPA-Delegation nach Khartum und Juba begleitete.)

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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund 66,2 Millionen ChristInnen in 78 Laendern weltweit angehoeren.

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