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FEATURE: Protest gegen eine schicke Flasche


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Mon, 12 Mar 2007 09:56:15 -0500

FEATURE: Protest gegen eine schicke Flasche

Kampagne fuer Wasserrechte beim Weltsozialforum

Nairobi (Kenia)/Genf, 9. Maerz 2007 (LWI) - Linus Njoroge, ein Strassenjunge, fand es schick, beim Siebenten Weltsozialforum (WSF) in Nairobi (Kenia) mit einer Flasche in seiner Huefttasche und einer weiteren in seiner Hand herumzulaufen.

Er war in das Moi International Sports Center (Kasarani) gekommen, um âso eine grosse Veranstaltungâ mitzuerleben, wo Tausende miteinander die Moeglichkeit einer âanderen Weltâ diskutierten. Bald stellte er fest, dass alle dort Flaschenwasser dabei hatten - anders als er, der seine Flasche am Wasserhahn aufgefuellt hatte.

Fuer sich betrachtet ist die Geschichte von Njoroge kaum der Erwaehnung wert, aber die Wut, mit der beim WSF, das vom 20. bis 25. Januar 2007 stattfand, fuer Wasserrechte demonstriert wurde, ist symptomatisch fuer einen neuen Konflikt, der, so die Einschaetzung mancher TeilnehmerInnen, viele Regierungen unvorbereitet treffen koennte.

Von Ghana bis Indien und fast ueberall im Sueden der Welt decken sich die Berichte: Multinationale Konzerne bemaechtigen sich, mit Unterstuetzung der Behoerden vor Ort, der Wasserressourcen, des Landes und der Waelder der einheimischen Bevoelkerung, fuellen das Wasser ab und verkaufen es an die armen Gemeinwesen, denen es urspruenglich gehoerte.

Recht auf Land und Ressourcen

Im Rahmen eines Workshops betonte Kishore Kumar Nag, Mitglied der Delegation des Lutherischen Weltbundes (LWB) beim WSF 2007, die Wasserkrise in Indien verschaerfe sich aufgrund der Privatisierungspolitik der Regierung. Angesichts dieser bedrohlichen Entwicklung versuchten die lutherischen Kirchen in Indien gemeinsam, âzu verstehen, wer an der Kommerzialisierung des Wassers beteiligt ist und welche Hintergruende diese Entwicklung und insbesondere die Privatisierung von Land hatâ, so Nag, Beigeordneter Direktor der Abteilung fuer soziale Fragen der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Indien (VELKI) mit Hauptsitz in Chennai (Indien).

Der Delegierte der VELKI legte dar, Unternehmen wollten sich im Rahmen dieser âheimlichen Privatisierungspolitikâ grosse Flaechen aneignen, insbesondere solche Flaechen, die armen oder ausgegrenzten Bevoelkerungsgruppen gehoerten. Die Kirchen ihrerseits argumentierten, das Land sei die Lebensgrundlage der Menschen. Werde ihnen diese entzogen, stehe letztlich ihr Ueberleben zur Disposition, betonte Nag. âDaher schliessen sich zahlreiche Kirchen, oekumenische Organisationen und Gruppen von Ehrenamtlichen zusammen, um diese Tendenzen zu bekaempfen und sich fuer das Recht der Menschen auf ihre Wasserressourcen und das Eigentum an ihrem Land einzusetzen.â

Beim WSF in Nairobi entstand angesichts dieser Problematik das Afrikanische Wassernetzwerk, das gegen die Privatisierung von Wasser aktiv werden soll. Das Netzwerk wurde bei einem Workshop am 24. Januar ins Leben gerufen, an dem Teilnehmende aus 40 Laendern mitwirkten. Dort wurde betont, dass der weltweite Trend zur Privatisierung des Wassers negative Folgen fuer Millionen AfrikanerInnen haben werde, die zu den 1,1 Milliarden Menschen weltweit zaehlten, die keinen Zugang zu Wasser haetten. Weiteren 2,6 Milliarden stuende nur eingeschraenkt Wasser zur Verfuegung.

âDieses Netzwerk ist eine Warnung an Wasserpiraten, Regierungen und internationale Finanzinstitutionen, dass Afrika sich gegen die Privatisierung zur Wehr setzen wirdâ, so Hassan Adam, ghanaischer Aktivist, der das Netzwerk organisierte. Aus seinem westafrikanischen Land wird berichtet, vier Fluesse seien durch den Bergbau bereits zerstoert worden.

Der Zugang zu Wasser bleibt in den meisten armen Laendern weltweit weiterhin unsicher und stark gefaehrdet. Angesichts dieser Situation betonen Organisationen, die sich gegen die Armut engagieren, dass dieser Zugang zu den Wasserressourcen Vorbedingung fuer die Ueberwindung und Linderung der Armut sei.

Dringliches Problem

Im Rueckblick auf die Beteiligung des LWB am diesjaehrigen WSF erklaerte Peter Prove, Assistent des LWB-Generalsekretaers im Bereich Internationale Angelegenheiten und Menschenrechte sowie Leiter der LWB-Delegation: âBeim Weltsozialforum hatten Vertreter und Vertreterinnen der LWB-Mitgliedskirchen und -Laenderprogramme Gelegenheit, im Blick auf die draengenden Probleme, mit denen sie in ihrem jeweiligen Kontext konfrontiert sind, Informationen zu sammeln und Netzwerke mit zivilgesellschaftlichen Partnerinnen und Partnern aufzubauen. An immer mehr Orten weltweit stellt der Zugang zu Wasser eines der dringlichsten Probleme dar.â

Erstmals fand dieses Jahr das WSF in Afrika statt. Etwa 70.000 registrierte Delegierte nahmen an dem jaehrlichen Forum zivilgesellschaftlicher Bewegungen und AktivistInnen teil, die unter dem Motto âEine andere Welt ist moeglichâ gegen die negativen Folgen der Globalisierung und ihre Auswirkungen auf die Armen weltweit die Stimme erheben. (653 Woerter)

(Ein Beitrag von LWI-Korrespondent Fredrick Nzwili, Nairobi.)

Die Wasserfrage gehoert zu den zentralen Themen der Arbeit des LWB. Die juengste Sonderausgabe der Lutherischen Welt-Information mit dem Titel âWasser des Lebensâ befasst sich mit den Hauptaspekten der gegenwaertigen Wasserdebatte, Privatisierung, Zugang zu Wasser und theologischen Beruehrungspunkten. Die LWI-Sonderausgabe steht auf der LWB-Webseite als PDF-Datei zum Download zur Verfuegung: www.lutheranworld.org/What_We_Do/OCS/LWI-2006-PDF/LWI-200609-DE-low.pdf

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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund 66,7 Millionen ChristInnen in 78 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit âLWI â gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt werden.

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LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch Tel.: +41-22-791-6352 Fax: +41-22-791-6630 E-Mail: dmg@lutheranworld.org


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