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Kirchen spielen wichtige Rolle bei der Loesung von Konflikten


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Sun, 25 Mar 2007 14:15:18 -0500

Kirchen spielen wichtige Rolle bei der Loesung von Konflikten KirchenleiterInnen reagieren auf die Rede von Martti Ahtisaari zum Thema âHaus Europaâ

LWB-Ratstagung in Lund (Schweden) 20. bis 27. Maerz 2007

PRESSEMITTEILUNG NR: 10

Lund (Schweden)/Genf, 24. Maerz 2007 (LWI) â Der UN-Sonderbeauftrag te fuer das Kosovo, der fruehere finnische Praesident Martti Ahtisaari, hat eingeraeumt, dass sein Kompromissvorschlag fuer den kuenftigen Status des Kosovo zur Unabhaengigkeit der frueheren jugoslawischen Provinz fuehren koennte. Die EU forderte er am Samstag, 24. Maerz, vor den rund 500 Teilnehmenden der KirchenleiterInnenkonsultation und Ratstagung des Lutherischen Weltbundes (LWB) im schwedischen Lund dazu auf, Loesungen fuer die Einwanderung zu finden. Ausserdem muesse Europa fairer mit Fluechtlingen umgehen, betonte er in seiner Antwort zu Fragen der Teilnehmenden im Anschluss seine Rede zum Thema âHaus Europa†œ.

Die religioese Dimension des Kosovokonflikts wird nach Ansicht Ahtisaaris noch nicht verstanden. Die Kirchen muessten sich aus der Politik heraushalten, sagte der Politiker. Er wuerdigte ausserdem die Rolle der Kirchen bei der Loesung von Konflikten. âIch bin sehr stolz darauf, Lutheraner zu seinâ, betonte Ahtisaari und erinnerte an die Rolle des LWB und seiner Mitgliedskirchen bei der Beendigung der Apartheid in Suedafrika. Wie er selbst betonte, habe er schon bei zahlreichen Gelegenheiten mit dem LWB zusammengearbeitet.

Besonders bei der Vorbeugung vor Konflikten sieht der Politiker kuenftig eine wichtige Aufgabe fuer den LWB. Er forderte die EU ausserdem dazu auf, Integrationsprozesse zu beschleunigen. Nur wenn MigrantInnen die Landessprache beherrschten, koennten sie sich auch in die Gesellschaft integrieren.

Mehrere Teilnehmende bezogen sich bei der Ratstagung am Samstagnachmittag direkt auf die Rede Ahtisaaris. Bischoefin April U. Larson von der La Crosse (Wisconsin) Area-Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA) erinnerte daran, dass die Kirchen dabei geholfen haetten, religioese und ethnische Spannungen in Europa zu verringern. Sie forderte, die Rechte von Frauen und Maedchen bei der Loesung von Konflikten staerker zu beruecksichtigen.

Der Generalsekretaer des Oekumenischen Rates der Kirchen (OeRK), Pfr. Dr. Samuel Kobia, bezeichnete Europa in wirtschaftlicher, kultureller und politischer Sicht als immer noch gespalten. Der Kenianer kritisierte die Furcht vor EinwandererInnen, insbesondere aus Afrika. Europa werde als Haus unter Belagerung wahrgenommen. Ausserdem wies er darauf hin, dass religioese und ethnische Minderheiten nicht integriert seien und MuslimInnen als Gefahr angesehen wuerden.

Das Misstrauen gegen Minderheiten wuerde zu einem Wachsen rechter Ideologien fuehren. Entschieden forderte Kobia eine Entschuldigung fuer den Sklavenhandel. Europa sollte seiner Ansicht nach ein offener Platz sein in dem groesseren Haus der Menschheit und nicht ein abgeschlossenes eigenes Haus.

Der orthodoxoe Metropolit Ambrosius von Helsinki (Finnland) bezeichnete das Streben nach Gerechtigkeit und Menschlichkeit als gemeinsame Aufgabe von KirchenvertreterInnen und PolitikerInnen. Ausserdem sollten die Religionen voneinander lernen, um Konflikte zwischen den Kulturen zu vermeiden.

Der fruehere LWB-Generalsekretaer Bischof em. Dr. Gunnar J. StÃlsett aus Norwegen rief die Kirchen dazu auf, ueber den Dialog hinauszugehen und zur praktischen Kooperation zu kommen. Den interreligioesen Dialog gelte es zu verstaerken, so StÃlsett. Er warnte davor, die islamische Kultur zu daemonisieren.

Er wies darauf hin, dass die religioese Frage ernst zu nehmen sei. Nicht nur die politische Geschichte, sondern auch die religioese Identitaet muessten anerkannt werden, forderte StÃlsett. Sonst gebe es keine Loe von Konflikten. In Bezug auf die Beitrittsverhandlungen der EU mit der Tuerkei betonte er, dass die EU durch die Mitgliedschaft der Tuerkei gesta erkt wuerde, vor allem durch die Einbeziehung des Islam.

Darueber hinaus forderte der norwegische Theologe, die Herausforderungen der Saekularisierung anzugehen. Die einzigen beiden voellig saekularisierten Staaten in Europa, Albanien und Frankreich, koennten nichts anbieten, wenn es um innerkulturelle oder religioese Konflikte gehe.

Die Praesidentin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Chile (IELCH), Pfarrerin Gloria Rojas, setzte sich fuer den Erlass der Schulden fuer die Entwicklungslaender ein. Sie kritisierte die Beschraenkungen des Welthandels durch Europa und die USA, die ihre eigenen Produkte durch diesen einseitigen Handel schuetzen wollten. Der Welthandel sei ungerecht organisiert, betonte Rojas. âUnsere Voelker leiden†œ, ergaenzte sie. Ausserdem kritisierte sie den fehlenden Einsatz fuer Gerechtigkeit und die mangelnde Bekaempfung der Armut.

Der Generalsekretaer des Reformierten Weltbundes (RWB), Pfr. Dr. Setri Nyomi aus Ghana, prangerte die neuen Formen der Sklaverei durch die wirtschaftliche Globalisierung an. In diesem Zusammenhang muesse auch der wirtschaftliche Erfolg Europas kritisch betrachtet werden. Europa habe deshalb die grosse Verantwortung seine Stimme zu erheben und das globale Problem anzusprechen, so Nyomi. Momentan fuehlten sich viele Menschen von der Festung Europa ausgeschlossen. Die EinwandererInnen seien jedoch auch Teil des europaeischen Hauses.

Pfr. Canon Gregory K. Cameron, Stellvertretender Generalsekretaer der Anglikanischen Kirchengemeinschaft und Direktor fuer Oekumenische Angelegenheiten und Theologische Studien, betonte, dass der Glaube eine wichtige Rolle beim Bau des Hauses Europa spiele. ChristInnen seien Vorbilder fuer Gastfreundschaft, die Aufnahme von Fremden und die Anerkennung von werten. (749 Woerter)

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An der LWB-Ratstagung vom 20. bis 27. Maerz in Lund (Schweden), die eine KirchenleiterInnenkonsultation sowie die Feierlichkeiten aus Anlass des 60-jaehrigen Bestehens des Lutherischen Weltbundes einschliesst, nehmen rund 500 VertreterInnen der LWB-Mitgliedskirchen und Partnerorganisationen teil, unter ihnen mehr als 100 lutherische KirchenleiterInnen. Zu den Teilnehmenden gehoeren auch DolmetscherInnen, Gaeste, Mitarbeitende des LWB, PressevertreterInnen und Stewards. Der 49-koepfige LWB-Rat fuehrt zwischen den in der Regel alle sechs Jahre stattfindenden Vollversammlungen die Geschaefte des Weltbundes. Der aktuelle Rat wurde waehrend der Zehnten LWB-Vollversammlung im Juli 2003 im kanadischen Winnipeg gewaehlt. Der Rat besteht aus dem Praesidenten, dem Schatzmeister sowie Geistlichen und Laien, die ihre Regionen repraesentieren.

Waehrend der LWB-Ratstagung erreichen Sie das LWB-Buero fuer Kommunikationsdienste ueber den Mobilfunk-Anschluss: +46/76-276 12 79.

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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund 66,7 Millionen ChristInnen in 78 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit âLWI â gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt werden.

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LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch Tel.: +41/22-791 63 52 Fax: +41/22-791 66 30 E-Mail: dmg@lutheranworld.org


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