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LWB-KirchenleiterInnen eroertern Bericht zum Thema Ehe, Familie und Sexualitaet


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Sun, 25 Mar 2007 14:19:18 -0500

LWB-KirchenleiterInnen eroertern Bericht zum Thema Ehe, Familie und Sexualitaet Aufruf zu vertiefter Reflexion ueber das theologische Verstaendnis

LWB-Ratstagung in Lund (Schweden) 20. bis 27. Maerz 2007

PRESSEMITTEILUNG NR: 12

Lund (Schweden)/Genf, 24. Maerz 2007 (LWI) â Ehe, Familie und Sexualitaet sind Themen, die ungeachtet aller Kontroversen keinen kirchentrennenden Charakter haben. Diese Auffassung vertritt der Bericht der Arbeitsgruppe Ehe, Familie und menschliche Sexualitaet des Lutherischen Weltbundes (LWB), der am Donnerstag, 22. Maerz, auf dem KirchenleiterInnentreffen und der Ratstagung des LWB im schwedischen Lund vorgestellt wurde. Die Ausarbeitung war nach der letzten Vollversammlung im Juli 2003 in Winnipeg (Kanada) in Auftrag gegeben worden. Die Aufgabe der achtkoepfigen Arbeitsgruppe sei es gewesen, Leitlinien fuer einen auf fuenf Jahre angelegten Studienprozess ueber Ehe, Familie und menschliche Sexualitaet in den Mitgliedskirchen zu entwickeln, so Prof. Dr. Jan-Olav Henriksen von der Norwegischen Kirche, der Mitglied der Arbeitsgruppe war.

Laut Henriksen war es nicht das Mandat der Arbeitsgruppe, Entscheidungen zu treffen, sondern die Mitgliedskirchen in der Diskussion zu unterstuetzen und hilfreiche Hintergrundmaterialien bereitzustellen und Unterstuetzung zur Diskussion zu diesem Thema innerhalb LWB-Mitgliedskirchen und in der lutherischen Gemeinschaft zu leisten.

Weiterhin sollte die Arbeitsgruppe den LWB-Rat dabei unterstuetzen, Richtlinien und Prozesse vorzuschlagen, in welcher Form eine respektvolle Diskussion der Mitgliedskirchen ueber gemeinsame und unterschiedliche Auffassungen zu Ehe, Familie und menschlicher Sexualitaet innerhalb der lutherischen Gemeinschaft fortgefuehrt werden koenne. Dabei sollten die Ergebnisse hinsichtlich der Lebensrealitaeten und Einstellungen biblisch, theologisch, historisch und ethisch reflektiert werden.

Die Arbeitsgruppe schlaegt in ihrem Bericht vor, Kirchenmitglieder einzuladen, âdie Schrift vor dem Hintergrund ihrer zentralen Botschaft â Erloesung in Jesus Christus und Rechtfertigung allein aus Gnade â zu lesen und alle Schwierigkeiten und potenziellen Meinungsunterschiede in Fragen der Familie, Ehe und menschlichen Sexualitaet aus dieser Perspektive heraus anzugehen.â

Die Kirchenmitglieder werden dazu ermutigt, unterschiedliche Moeglichkeiten der Gestaltung eines verantwortlichen Lebens in Familie, Ehe und anderen Beziehungen anzuerkennen und nicht bestimmte, in ihrem jeweiligen Kontext gegebene Formen als einzige moralisch vertretbare Lebensformen absolut zu setzen. Sie rufen dazu auf, âsich mit den verschiedenen Lebensformen auseinander zu setzen und deren moralische Wirklichkeit zu pruefen.â

Der Bericht der Arbeitsgruppe wurde von der Ratstagung nach ausfuehrlichen Aussprachen im Plenum entgegengenommen und soll nun einschliesslich der Anmerkungen aus den Regionaltreffen an die LWB-Mitgliedskirchen zur weiteren Diskussion weitergeleitet werden.

In der kontroversen Debatte zum Bericht der Arbeitsgruppe wuerdigte der finnische Bischof Dr. Eero Huovinen (Helsinki) das Dokument und betonte, dass Fragen der Sexualitaet keine Heilsfragen seien. âIch erwarte eine vertiefte Reflexion ueber das theologische Verstaendnis der Ehe.â Dabei gelte es, den biblischen Hintergrund genauer zu bedenken, so der LWB-Vizepraesident fuer die Region Nordische Laender.

âWir muessen bei Ehe, Familie, Sexualitaet nicht einer Meinung sein, aber uns gegenseitig respektierenâ, warb Pfarrerin Hedwig Partaj von der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Oesterreich, die als Jugenddelegierte Mitglied des Rates ist.

Als einen âguten Bericht, fair und ausgewogenâ stufte Bischof Dr. Stephen Munga von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania den Text eiie behandelten Themen seien nicht allein eine Frage der Bibelauslegung, sondern auch der kulturellen Traditionen. Jetzt muesse mit âgegenseitig em Respektâ diskutiert werden. Dabei seien auch die Gemeinden mit einzubeziehen.

Abigail Zang Hoffman, ein Jugendratsmitglied von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA), drueckte ihre Wertschaetzung darueber aus, dass ein solches Dokument zum ersten Mal produziert wurde. Jedoch gebe es angesichts der verschiedenen Ebenen, auf denen die Diskussion unter den Mitgliedern stattfaende, einen Bedarf an Dialog darueber, wie der Dialog effektiv zu fuehren sei.

Satou Marte Hamadou von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Kameruns wies darauf hin, dass Gott die Frau aus einem bestimmten Grund geschaffen habe; ansonsten haette Gott eine Welt erschaffen, in der Frauen und Maenner getrennt voneinander lebten. Sie seien gemeinsam erschaffen worden, so dass eine Frau Kinder gebaeren koenne. Sie lehne eine Diskussion ueber die Themen Ehe, Familie und Sexualitaet ab, betonte sie.

Bischof Joseph P. Bvumbwe von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Malawi vertrat die Position, dass es sich um ein âpotenziell kirchentrennendes Themaâ handle. âBestimmte Kirchen haben bereits ihre Entscheidung getroffen. Was bringt da noch der Dialog?â, fragte er.

Als ânicht hilfreichâ bezeichnete Erzbischof Janis Vanags von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands den vorgelegten Bericht. Seiner Meinung nach kaemen die Leitlinien zu spaet, denn es gebe bei den genannten Themen bereits Entscheidungen in Mitgliedskirchen. âIn meiner Kirche wird Homosexualitaet als Suende angesehen. Wenn andere Kirchen gegenteiliger Auffassung sind, ist das kirchenspaltendâ, so der lettische Erzbischof.

Pfarrerin Susan Johnson von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kanada betonte, die in den Richtlinien angesprochenen Fragen seien nicht die einzigen Herausforderungen, denen sich die Communio des LWB stellen muesse. Sie wies darauf hin, dass die vorliegenden Richtlinien auch fuer andere Diskussionen hilfreich sein koennten. âSie zeigen uns einen Weg, respektvoll miteinander zu redenâ.

Bischof Harlen Simangunsong, Vorsitzender des Nationalen Komitees des LWB in Indonesien, meinte, die Diskussion koenne eine Kirchenspaltung ausloesen. Seiner Ansicht nach ist es in seinem Land ein Tabu und somit unmoeglich, ueber menschliche Sexualitaet zu sprechen. Allerdings begruesste er den Prozess als Moeglichkeit, etwas davon zu lernen.

Als âeinseitigâ kritisierte Pfarrer Iteffa Gobena, Praesident der Aethiopischen Evangelischen Kirche Mekane Yesus, die theologische Argumentation. Sie sollte seiner Auffassung nach nicht zum Gegenstand der Debatte in den Mitgliedskirchen werden. Vielmehr plaediere er dafuer, sich nur an den Leitlinien fuer die Diskussion zu orientieren.

Bischof Dr. Munib A. Younan von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land, erinnerte die Mitgliedskirchen daran, dass sie zu einer groesseren Gemeinschaft gehoerten. Der LWB-Vizepraesident fuer die Region Asien empfahl den Mitgliedskirchen, dass es zur Weiterentwicklung der Gemeinschaft gehoere, die jeweils getroffenen Entscheidungen gegenueber anderen Kirchen zu begruenden. Dabei sei auch der jeweilige oekumenische Kontext in den Blick zu nehmen. (906 Woerter)

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An der LWB-Ratstagung in Lund (Schweden), die eine KirchenleiterInnenkonsultation sowie die Feierlichkeiten aus Anlass des 60-jaehrigen Bestehens des Lutherischen Weltbundes einschliesst, nehmen rund 500 VertreterInnen der LWB-Mitgliedskirchen und Partnerorganisationen teil, unter ihnen mehr als 100 lutherische KirchenleiterInnen. Zu den Teilnehmenden gehoeren auch DolmetscherInnen, Gaeste, Mitarbeitende des LWB, PressevertreterInnen und Stewards. Der 49-koepfige LWB-Rat fuehrt zwischen den in der Regel alle sechs Jahre stattfindenden Vollversammlungen die Geschaefte des Weltbundes. Der aktuelle Rat wurde waehrend der Zehnten LWB-Vollversammlung im Juli 2003 im kanadischen Winnipeaus dem Praesidenten, dem Schatzmeister sowie Geistlichen und Laien, die ihre Regionen repraesentieren.

Waehre

nd der LWB-Ratstagung erreichen Sie das LWB-Buero fuer Kommunikationsdienste ueber den Mobilfunk-Anschluss: +46/76-276 12 79.

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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund 66,7 Millionen ChristInnen in 78 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit âLWI â gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt werden.

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LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch Tel.: +41/22-791 63 52 Fax: +41/22-791 66 30 E-Mail: dmg@lutheranworld.org


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