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FEATURE: Es geht nicht nur um Gleichberechtigung


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Mon, 02 Apr 2007 11:07:55 -0500

FEATURE: Es geht nicht nur um Gleichberechtigung Botschaft der Kirchenleiterinnen an den LWB-Rat

Lund (Schweden)/Genf, 30. Maerz 2007 (LWI) - An der Ersten Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) 1947 in Lund (Schweden) haben fuenf weibliche Delegierte teilgenommen. 60 Jahre spaeter sind es nahezu 150 Frauen, die - wiederum in Lund - an der LWB-Ratstagung und den damit in Verbindung stehenden Feierlichkeiten aus Anlass des 60-jaehrigen Bestehens des LWB sowie der KirchenleiterInnenkonsultation teilnehmen. Bereits im Vorfeld der Ratstagung beteiligten sie sich an der Konferenz der Bischoefinnen und Praesidentinnen sowie der regionalen Koordinatorinnen des LWB-Referats âFrauen in Kirche und Gesellschaftâ (FKG), die vom 20. bis 21. Maerz in Lund stattfand.

Laut Priscilla Singh, FKG-Referentin der LWB-Abteilung fuer Mission und Entwicklung (AME), hat die lutherische Gemeinschaft grosse Fortschritte im Hinblick auf die Beteiligung von Frauen auch in Leitungspositionen sowie die Aufnahme der Genderproblematik in die Agenda der Mitgliedskirchen gemacht. âViele Menschen wollen einen LWB, der eine integrative Gemeinschaft vorlebt, in der Frauen, Maenner und junge Menschen sich nicht nur in gegenseitigem Respekt begegnen, sondern auch das Evangelium ganzheitlicher leben.â

âEs geht hierbei nicht nur um Gleichberechtigung, sondern auch darum, dass Gott alle Maenner und Frauen dazu berufen hat, am Aufbau des Gottesreiches teilzuhabenâ, betonte Singh am Rande der LWB-Ratstagu ng. Dazu gehoere, âdass das Zeugnis und die unterschiedlichen Gaben akzeptiert werden, die Frauen als Verantwortliche in der Laienarbeit, als Pfarrerinnen und Bischoefinnen in die Kirche einbringen. Wir sind aufgerufen, das Evangelium ganzheitlich zu leben als Priestertum aller Glaeubigen - von Maennern und Frauen, Jugendlichen und Kindern.â

Obwohl wichtige Ziele erreicht worden seien, wie zum Beispiel die Einbeziehung einer wachsenden Zahl von Frauen in kirchliche Leitungspositionen, bleibe noch sehr viel zu tun, heisst es in der Botschaft der Teilnehmerinnen der Konferenz der Bischoefinnen und Praesidentinnen.

Die Botschaft enthaelt die Empfehlung an den LWB-Rat, Frauen, einschliesslich Bischoefinnen und Praesidentinnen, an den interkonfessionellen und innerlutherischen Dialogen zu beteiligen. Dies entspraeche der Selbstverpflichtung des LWB, einen Frauenanteil von 40 Prozent in kirchlichen Gremien zu erreichen.

Die Botschaft appelliert an alle Mitgliedskirchen, der Ordination von Frauen zuzustimmen, und fordert volle Unterstuetzung fuer die Rechte von Bischoefinnen im Rahmen von Vereinbarungen zur vollen Kirchengemeinschaft. Ferner wird in der Botschaft die Notwendigkeit bekraeftigt, dass die Kirchen auch in Zukunft Gewalt gegen Frauen oeffentlich verurteilen. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei auf das LWB-Dokument âKirchen sagen *Neinâ zur Gewalt gegen Frauenâ gelenkt, das bereits in 27 Sprachen veroeffentlicht wurde und in Fortbildungskursen in Kirchen und weltlichen Organisationen in verschiedenen Teilen der Welt Verwendung findet.

Selbstverpflichtung entschlossener umsetzten

Nach Meinung der Konferenzteilnehmerinnen muessen einige Mitgliedskirchen der LWB-Gemeinschaft diese Prinzipien jedoch erst noch in die Praxis umsetzen. Professorin Dr. Barbara Rossing, Vorsitzende des LWB-Programmausschusses fuer Theologie und Studien, wies darauf hin, dass die Selbstverpflichtung zu einem Frauenanteil von 40 Prozent in den Leitungsgremien des LWB nicht neu sei. âDiese Selbstverpflichtung muss nur entschlossener umgesetzt werden. Wir muessen bessere Arbeit leisten und unseren Worten auch Taten folgen lassen.â

Rossing bedauerte, dass 37 LWB-Mitgliedskirchen sich bisher noch gegen die Frauenordination aussprechen, blickt aber voller Zuversicht in die Zukunft. âEs kann und wird Aenderungen geben. Jesus ruft auch die Frauen zur Mission auf. Aber die Frauen muessen hartnaeckig sein, sie mues sen mit Hilfe ihrer Brueder, die sie dabei unterstuetzen, immer wieder ueberzeugende Argumente vorbringenâ, betonte sie.

Nach Auffassung von Pfarrerin Gloria Rojas, Praesidentin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Chile, sind die Hindernisse auf dem Weg zur vollen Anerkennung der Frauen in kirchlichen Aemtern im Allgemeinen kultureller Natur. Frauen in der Kirche, so Rojas, muessten haerter arbeiten als Maenner, um zu zeigen, was sie leisten koennten. Vor zehn Jahren sei es noch schwierig gewesen, weibliche Fuehrungskraefte in der chilenischen Gesellschaft zu finden, aber die Lage veraendere sich. Auch die Kirche erkenne die Rolle der Frauen staerker an und die Verantwortlichen in den Kirchen wuerden offen darueber reden, erklaerte sie.

Pfarrerin Marie Barnett aus Sierra Leone, Mitglied des LWB-Exekutivkomitees und bis Februar diesen Jahres FKG-Koordinatorin fuer die Subregion Westafrika, wies darauf hin, dass der Widerstand gegen Frauen in Fuehrungspositionen mit der in ihrer Kultur traditionellen Einstellung zum Platz der Frau in der Gesellschaft zu tun habe. âFrauen werden als Eigentum betrachtet - wie Stuehle oder Tische. Viele (Maenner wie Frauen) sind der Meinung, dass sie sich nicht oeffentlich zu Wort melden sollten.â

Barnett bekraeftigte die Botschaft der Frauentagung, betonte jedoch auch, dass die Kirchen jetzt vor der Herausforderung stuenden, die Erklaerung in die Praxis umzusetzen. In Afrika habe mit der Brueder-Unitaet in Suedafrika von 30 lutherischen Kirchen bislang nur eine einzige eine Frau zur Bischoefin beziehungsweise Praesidentin.

Wir werden nicht aufgeben

FKG-Regionalkoordinatorin Vidhya Rani aus Indien teilt Barnetts Anliegen, dass die Kirchen ihren Worten Taten folgen lassen muessten. âAls religioese Organisation muessen wir tun, was wir sagen. In unserer Gemeinschaft praktizieren die Kirchen nicht notwendigerweise, was sie predigen.â

In Indien, so Rani, wuerden Maedchen in die Unterwerfung unter den Mann hineingeboren. Eine âgute indische Frauâ schweige und zeige sich weder in der Kirche noch in der Gesellschaft einem Mann ueberlegen. âDas wird uns von Geburt an vermittelt. Im Alter von 20 Jahren hat eine Frau dieses traditionelle Rollenverstaendnis so tief verinnerlicht, dass es sehr schwer fuer sie ist, sich davon zu befreien.â

Aber Rani ist optimistisch, dass die Frauen ihre Ziele schliesslich erreichen werden. âIn Indien sagen wir, dass, wenn jemand eine Mango mit einem Steinwurf vom Baum holen will, so wird dies wahrscheinlich nicht beim ersten Wurf funktionieren. Vielleicht faellt die Mango erst beim zehnten Steinwurf vom Baum herunter. Mit anderen Worten: wir werden nicht aufgeben.â

Bischoefin Caroline Krook von der Dioezese Stockholm der Schwedischen Kirche stimmte Rani zu und forderte die Frauen nachdruecklich auf, âsich weiter Gehoer zu verschaffenâ, wenn es um Geschlechtergerechtigkeit und weibliche Fuehrungskraefte geht. âWir koennen nicht einfach in der Ecke sitzen und schweigen. Wir muessen das Feuer schueren, damit es nicht ausgeht.â

Krook erkennt an, dass die Gleichberechtigung zwischen Maennern und Frauen in der schwedischen Kirche und Gesellschaft bereits sehr viel weiter fortgeschritten ist als in vielen anderen Laendern. 1958 sprach sich die Kirche fuer die Frauenordination aus und 1960 wurden die ersten drei Frauen ordiniert. Die Haelfte der 425 PfarrerInnen der Dioezese Stockholm sind Frauen. âIn der Kirche reden wir von der Fuelle der Schoepfung und diese Fuelle setzt voraus, dass Maenner und Frauen als gleichberechtigte Partner zusammenarbeitenâ, betonte sie.

Angesichts der Lage in Laendern, in denen Frauen nicht gleichberechtigt sind, erklaerte Bischoefin Krook: âWir haben die Verantwortung, Frauen in anderen Laendern Mut zu machen und sie zu unterstuetzen. Die Frauen koennen sehen, dass ich und andere Frauen Bischoefinnen geworden sind. Das kann ihnen Mut machen und sie koennen sich sagen: *Wenn es in Schweden geht, dann ist es auch in meinem Land mo eglich.â Es ist wichtig, andere zu ermutigen, weiter fuer die Gleichberechtigung zu kaempfen, und ihnen dabei zu helfen.â

Auch wenn Bischoefin Krook die Zukunft der Frauen in der Kirche insgesamt optimistisch sieht, raeumte sie ein, dass die langsamen Fortschritte sie manchmal ungeduldig machen. âAber dann denke ich daran, wie lange die Geschichte der Kirche schon dauert und wie viel in einer vergleichsweise so kurzen Zeit geschehen ist. Meine Grossmutter durfte noch nicht einmal an Wahlen teilnehmen - und ihre Enkelin ist heute Bischoefin von Stockholm. Wenn in so kurzer Zeit so viel erreicht worden ist, dann duerfen wir voller Optimismus in die Zukunft schauen.â (1.196 Woerter)

(Ein Beitrag des Redaktionsteams junger KommunikatorInnen, die am LWB-Programm zur Heranbildung junger Fuehrungskraefte im Kommunikationsbereich teilnehmen. Das Programm wird gemeinsam von der Abteilung fuer Mission und Entwicklung und dem Buero fuer Kommunikationsdienste koordiniert.)

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An der LWB-Ratstagung vom 20. bis 27. Maerz in Lund (Schweden), die eine KirchenleiterInnenkonsultation sowie die Feierlichkeiten aus Anlass des 60-jaehrigen Bestehens des Lutherischen Weltbundes einschliesst, nahmen rund 500 VertreterInnen der LWB-Mitgliedskirchen und Partnerorganisationen teil, unter ihnen mehr als 100 lutherische KirchenleiterInnen. Zu den Teilnehmenden gehoerten auch DolmetscherInnen, Gaeste, Mitarbeitende des LWB, PressevertreterInnen und Stewards. Der 49-koepfige LWB-Rat fuehrt zwischen den in der Regel alle sechs Jahre stattfindenden Vollversammlungen die Geschaefte des Weltbundes. Der aktuelle Rat wurde waehrend der Zehnten LWB-Vollversammlung im Juli 2003 im kanadischen Winnipeg gewaehlt. Der Rat besteht aus dem Praesidenten, dem Schatzmeister sowie Geistlichen und Laien, die ihre Regionen repraesentieren.

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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund 66,7 Millionen ChristInnen in 78 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit âLWI â gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt werden.

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LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch Tel.: +41-22-791-6352 Fax: +41-22-791-6630 E-Mail: dmg@lutheranworld.org


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