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Finnland: Neue Auseinandersetzung umFrauenordination


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Thu, 26 Jul 2007 10:01:10 -0500

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Finnland: Neue Auseinandersetzung um Frauenordination Ausschluss von Pfarrerinnen ist untragbar

Helsinki (Finnland)/Genf, 26. Juli 2007 (LWI) - Der Beschluss der Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands (ELKF) aus dem Jahr 1986, der Frauen die Ordination ermoeglicht, hat fuer neuen Diskussionsstoff innerhalb der ELKF gesorgt. Wie Kirchenleitung der ELKF mitteilte, hat die Situation eine kritische Phase erreicht, da Pfarrer einiger Gemeinden sich dagegen ausgesprochen haetten, gemeinsam mit ihren weiblichen Kolleginnen Gottesdienste abzuhalten.

Zur Zeit werden zwei Faelle von der jeweils zustaendigen Dioezese untersucht, in denen ein Pfarrer nicht zum Dienst erschienen ist, als er gemeinsam mit einer Pfarrerin fuer den Gottesdienst eingeteilt war.

Der Erzbischof der ELKF, Jukka Paarma, erklaerte, er sei âzutiefst enttaeuschtâ. Die Dinge seien absichtlich so gelenkt worden, dass es keinen moeglichen Ausweg in Form von Beratungen und Vermittlungsgespraechen mehr gebe.

Bei einer im Jahr 2006 durchgefuehrten Studie ueber kirchliche AmtstraegerInnen stellte sich heraus, dass zwei Prozent der Pfarrer der 517 ELKF-Gemeinden nicht bereit sind, mit Pfarrerinnen zusammenzuarbeiten.

Als die Bischofskonferenz der ELKF auf der Synode im September 2006 darueber berichtete, wurde vorgeschlagen, dass der/die zustaendige BischoefIn in dieser Sache Gespraeche und Beratungen mit den PfarrerInnen durchfuehren solle. Von den Pfarrern, die nicht zur Zusammenarbeit mit Pfarrerinnen bereit waren, wurde erwartet, dass sie die Beschluesse und Verpflichtungen gegenueber dem kirchlichen Leben akzeptieren.

Die Bischofskonferenz der ELKF, die aus den Vorsitzenden der neun Dioezesen besteht, wies darauf hin, dass der Synodalbeschluss aus dem Jahr 1986 gemaess dem Gesetz eine Richtempfehlung und keine rechtskraeftige Verordnung sei.

âWir koennen den Ausschluss von Pfarrerinnen nicht hinnehmen. Dies widerspricht dem Kirchenrecht, das sich auf das biblische Prinzip der Naechstenliebe, des gegenseitigen Respekts und der Gleichheit, sowie auf die Gesetze unserer Gesellschaft gruendetâ, so Paarma in einer Stellungnahme im Maerz dieses Jahres.

Die Bischofskonferenz betonte, dass von kirchlichen AmtstraegerInnen erwartet werde, dass sie alle mit ihrem Amt zusammenhaengenden Aufgaben wahrnaehmen. Die BischoefInnen erklaerten, dass PfarrerInnen sich nicht weigern koennten, mit einem/einer anderen PfarrerIn âzusammenzuarbeitenâ. Es sei nicht richtig, wenn kirchliche AmtstraegerInnen ihrem Handeln Ueberzeugungen zugrunde legten, die nicht mit der geltenden Gesetzgebung oder den Synodalbeschluessen uebereinstimmten, welche nicht der Rechtsprechung unterstehen.

Der Bischofskonferenz zufolge spielt das Geschlecht des/der PfarrerIn fuer den Glauben und die Lehre der Kirche keine Rolle. Die Diskriminierung aufgrund des Geschlechts bleibe jedoch juristisch untragbar, sodass die Kirche sogar Sanktionen verhaengen koenne, wenn auch nur als letztmoeglichen Ausweg.

Als die Frauenordination eingefuehrt wurde, hatte die Synode einen Beschluss verabschiedet, in dem es hiess, dass Kirchenmitglieder und Pfarrer, die der Ordination von Frauen negativ gegenueberstuenden, ihren Dienst innerhalb der Kirche weiterhin ausueben duerften und in andere ELKF-Dienste ordiniert und versetzt werden koennten. Der Beschluss ruft jedoch alle Kirchenmitglieder und AmtstraegerInnen dazu auf, gemeinsam die Verantwortung wahrzunehmen und die durch die Veraenderung herbeigefuehrten Schwierigkeiten zu ueberwinden, um so die Einheit der Kirche zu wahren.

Im Jahr 1913 erwarb die erste Finnin einen theologischen Abschluss. Die Synode der ELKF stimmte in den Jahren 1963, 1976 und 1984 ueber die Frauenordination ab und erzielte die erforderliche Dreiviertelmehrheit zugunsten der Frauenordination im Jahr 1986.

Die ersten 94 Pfarrerinnen wurden im Maerz 1988 ordiniert. Im Jahr 1990 beschloss die Synode, Frauen auch die Bischofsweihe zu ermoeglichen.

Im Jahr 2005 hatte die ELKF 748 Pfarrerinnen und 1.449 Pfarrer, wobei sich der maennliche Anteil an den GemeindepfarrerInnen auf 66 Prozent belief. Circa 62 Prozent der KrankenhausseelsorgerInnen waren Frauen, ebenso wie rund 70 Prozent der FamilienseelsorgerInnen.

Die ELKF hat ueber 4,5 Millionen Mitglieder, das entspricht rund 85 Prozent der Bevoelkerung Finnlands. Die Kirche ist seit 1947 Mitglied des Lutherischen Weltbundes (LWB). (577 Woerter)

(Ein Beitrag des ELKF-Informationszentrums.)

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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund 66,7 Millionen ChristInnen in 78 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit âLWI â gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt werden.


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