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(LWI 07-13-2007) Frauen beklagen mangelnde Fortschritte im AIDS-Engagement kirchlicher Leitungsperso


From "Dirk-Michael Grötzsch" <dmg@lutheranworld.org>
Date Thu, 26 Jul 2007 18:46:58 +0200

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LUTHERISCHE WELT-INFORMATION Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch Tel.: +41-22-791-6352 Fax: +41-22-791-6630 E-Mail: dmg@lutheranworld.org

Frauen beklagen mangelnde Fortschritte im AIDS-Engagement kirchlicher Leitungspersonen Aufruf zu kritischer Ueberpruefung religioeser Lehren

Nairobi (Kenia)/Genf, 26. Juli 2007 (LWI) - Auf einer Sitzung einer internationalen Konferenz zu HIV und AIDS im Juli dieses Jahres in Nairobi (Kenia) kam die Besorgnis zum Ausdruck, dass sich 25 Jahre nach dem ersten Auftreten von HIV religioese Organisationen und Leitungspersonen zu viel Zeit liessen, um Veraenderungen zu bewirken, und auf diese Weise eine effektive AIDS-Arbeit verzoegerten.

Eine Pfarrerin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA), Pfarrerin Andrena Ingram von der St. Michael?s Lutheran Church in Philadelphia (Pennsylvania/USA), sprach ueber das Stigma und die Diskrimini erung, der sie selbst als Mitglied der Kirchenleitung ausgesetzt war.

?Als ich mich fuer die Stelle bewarb, sprach ich offen ueber meine HIV-Infizierung. Mir wurde die Faehigkeit abgesprochen, den akademischen Anspruechen zu genuegen - bevor die *AIDS-Demenz? einsetzen wuerde. Dieser Einwand kam von einer Person im Kirchenbuero. Ich glaube nicht, dass es boese gemeint war, sondern eher auf Unwissen beruhte?, berichtete sie waehrend einer Podiumsdiskussion zu ?Religion und HIV und AIDS? auf dem Internationalen Frauengipfel zur Leitungsrolle von Frauen im Bereich HIV und AIDS, der vom Weltbund der CVJF (Christliche Vereine Junger Frauen) ausgerichtet wurde.

Ingram berichtete, dass sie offen ueber ihre HIV-Infizierung spreche, weil sie hoffe, damit ?Krankheiten? wie Diskriminierung, Schweigen, Angst und Schande ein Ende zu bereiten.

?Leider bestehen diese ?Krankheiten und Leiden? manchmal selbst innerhalb der Institution, die die Botschaft von der Liebe Gottes verkuendet?, meinte sie. ?[Sie] beeinflussen uns, weil sie sich in Menschen und Institutionen um uns herum verbreitet haben. Es ist traurig, dass sich die Kirche am Anfang in einigen Faellen darauf konzentriert hat, diese Krankheit vor allem als moralisches Problem zu sehen - sie hat die Krankheit dazu benutzt, den Lebenswandel der Infizierten unter die Lupe zu nehmen?.

Rolle der Religion

In der Sitzung diskutierten Podiumsmitglieder aus Afrika, Asien, Latein- und Nordamerika die Rolle der Religion bei der HIV-Praevention fuer Frauen und Maedchen und beschaeftigten sich mit der Frage, wie religioese Gruppen sich staerker dafuer einsetzen koennten, etwas gegen die steigenden Infektionsraten junger Menschen zu unternehmen. Weitere Aspekte waren der Einfluss religioeser Leitungspersonen auf Frauen und Strategien, um ein Gleichgewicht zwischen religioesen Lehren und der sexuellen und reproduktiv en Gesundheit und den Rechten der Frauen herzustellen, sowie eine Analyse der theologischen und nicht-konfessionellen Herausforderungen, die sich der oekumenischen AIDS-Arbeit stellen.

?In unseren Laendern ist Religion sehr wichtig, [aber] ihr Einfluss ist nicht immer positiv?, erklaerte Dr. Mabel Bianco, Praesidentin der Stiftung fuer Frauenstudien und -forschung in Argentinien. Sie betonte, dass es ein Problem sei, wenn kirchliche Leitungspersonen ueber Genderfrage n spraechen und dabei kaum die Perspektive der Frauen zu Frauenrechten und Sexualthemen einbezoegen.

?Religioese Leitungspersonen kritisieren ihren eigenen Glauben oder ihre eigenen Pfarrerinnen und Pfarrer nur ungern?, sagte Anne-Marie Helland, Sonderberaterin fuer soziale und politische Rechte des norwegischen kirchlichen Hilfswerkes Norwegian Church Aid, die die Sitzung moderierte. Sie fuegte hinzu, dass diese Spannungen oftmals nicht sehr hilfreich fuer viele HIV-Infizierte seien.

Ganzheitliche Herangehensweise

Phumzile Mabizela vom Afrikanischen Netzwerk mit HIV oder AIDS lebender oder durch HIV oder AIDS betroffener religioeser Fuehrungspersoenlichkeiten (ANERELA+) erklaerte: ?Die Herausforderung fuer uns besteht darin, unsere Lehren kritisch zu ueberpruefen. Religioese Organisationen in der ganzen Welt haben viel an Hilfe, Unterstuetzung, Behandlung und Kapazitaets aufbau geleistet. Allerdings haben wir uns noch nicht kritisch mit unserer Theologie und unseren religioesen Lehren auseinandergesetzt?, sagte sie.

ANARELA+ verfolge neuerdings einen eher ganzheitlich orientierten Ansatz, die sogenannte SAVE-Strategie: Geschuetzter Geschlechtsverkehr, Verfuegbark eit von Medikamenten und Ernaehrung, freiwillige Beratung und Tests sowie Staerkung der Eigenverantwortung. Die viel zitierte ABC-Strategie (Abstinence, Being faithful, Condom use - Abstinenz, Treue, Verwendung von Kondomen) habe fuer Frauen nicht funktioniert, weil sie sich hauptsaechlich auf das sexuelle Verhalten und Immoralitaet bezog, erkaerte Mabizela, Angehoerige des Aeltestengremiums und Anwaerterin fuer den Pfarrdienst in der Vereinigenden Presbyterianischen Kirche im Suedlichen Afrika.

Laut Mabizela hat HIV die Entschlossenheit der Frauen gestaerkt; sie wollen als Individuen gesehen werden, die einen wertvollen Beitrag leisten koennen, nicht nur als Opfer, die auf Rettung warten. ?Wir suchen weiterhin nach Wegen, auf denen Frauen, und besonders HIV-positive Frauen, auch in Zukunft das Verhalten ihrer kirchlichen Leitungspersonen in Frage stellen koennen?, fuegte sie hinzu. (677 Woerter)

(Ein Beitrag von LWI-Korrespondent Fredrick Nzwili, Nairobi.)

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