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(LWI 07-15-2007) Armut ist Hauptursache der Landflucht in Haiti


From "Dirk-Michael Grötzsch" <dmg@lutheranworld.org>
Date Fri, 27 Jul 2007 12:01:00 +0200

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LUTHERISCHE WELT-INFORMATION Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch Tel.: +41-22-791-6352 Fax: +41-22-791-6630 E-Mail: dmg@lutheranworld.org

Armut ist Hauptursache der Landflucht in Haiti LWB-Weltdienstdirektor Hitzler: Lokale Ansaetze fuehren zu besseren Ergebnissen

Port-au-Prince (Haiti)/Genf, 27. Juli 2007 (LWI) - Wie dramatisch sich das Migrationsproblem in Lateinamerika und der Karibik darstellt, laesst sich am besten anhand von Zahlen illustrieren: ?In der Region verlassen stuendlich 58 Menschen ihr Heimatland in der Absicht, nicht zurueckzukehren . Dies entspricht durchschnittlich 1.388 Menschen am Tag, 41.670 im Monat und etwa 500.000 im Jahr?, erklaerte Jorge Rojas Rodriguez, Direktor der kolumbianischen Menschenrechtsorganisation CODHES (Consultoría para los Derechos Humanos y el Desplazamiento) im Rahmen einer Regionalkonsultation der Abteilung fuer Weltdienst (AWD) des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Port-au-Prince (Haiti). Die Tagung vom 18. bis 22. Juni stand unter dem Thema ?Gewalt, Migration und ihre Konsequenzen fuer buergerschaftliches Engagement und Demokratie?.

Die 43 VertreterInnen von Partnerorganisationen des LWB und einiger LWB-Mitgliedskirchen in der Region sowie LWB-Mitarbeitende aus 13 Laendern setzten sich mit verschiedenen Aspekten von Gewalt und Migration in der Region Mittelamerika und Karibik auseinander. Besonderes Augenmerk der Tagung galt den Laendern El Salvador, Haiti und Kolumbien. ?Migration ist ein entscheidender Faktor der Globalisierung. Sie steht im Zusammenhang mit soziooekonomischem Ungleichgewicht, Ausgrenzung, Gewalt und Naturkatas trophen?, so Rojas.

Dr. Michèle Oriol, Professorin an der Universitaet von Haiti, erlaeuterte , dass die Migration in Haiti Ende des 19. Jahrhunderts begann, als LandarbeiterInnen nach Kuba emigrierten, um dort auf Zuckerrohrplantagen zu arbeiten, die US-amerikanischen Firmen gehoerten. Bis heute betrachten viele arme haitianische Familien Migration als die einzige Loesung. Sie emigrieren vornehmlich auf die Bahamas, in die Dominikanische Republik, nach Kanada, in die USA und in andere Nachbarlaender. Es scheine jedoch, als ob diese Laender ?zunehmend ihre Grenzen dichtmachen?, so Oriol. Statistiken belegen, dass zwischen 1981 und 1991 rund 20.000 HaitianerInnen von der US-amerikanischen Kuestenwache auf Hoher See abgefangen wurden. Zwischen 1991 und 1994 stieg diese Zahl auf circa 40.000.

Am staerksten von Armut betroffen ist die in der Landwirtschaft taetige Bevoelkerung, deren Migrationsbereitschaft dementsprechend am groessten ist. 1994 kam nach der Gewaltherrschaft einer Militaerjunta Jean-Bertrand Aristide erneut an die Regierung. Eine der ersten - in Uebereinstimmung mit dem Internationalen Waehrungsfonds getroffenen - Entscheidungen der Regierung Aristide war der Abbau von Handelsschranken. Gegenwaertig liegen diese zwischen null und 15 Prozent - mit der Folge, dass die Preise fuer Fisch, Fleisch, Mais, Milch, Reis, Zucker und aehnliche Produkte stark fielen. Zwei Drittel der haitianischen Bevoelkerung waren damals im Agrarsektor taetig. Als Konsequenz aus der Senkung der Zoelle verloren viele baeuerliche Familien ihre Lebensgrundlage und die Arbeitslosigkeit nahm zu.

?Taeglich verlassen verarmte Menschen die laendlichen Gebiete und kommen in die Hauptstadt?, stellte Oriol fest. Dies habe zur Folge, dass die Bevoelkerung auf dem Land dramatisch sinke und am Stadtrand wie auch innerhalb der groesseren Staedte und der Hauptstadt Port-au-Prince die Slums ausuferten.

Bernard Gianoli, Programmkoordinator des LWB-Bueros in Haiti, bestaetigte, dass die Migration vorrangig die haitianische Landbevoelkerung betreffe. Er betonte: ?Um die Migrationsstroeme einzudaemmen, muss der Landbevoelke rung, die mehrheitlich von Wirtschaft und Gesellschaft ausgeschlossen ist, ein angemessener Verdienst fuer ihre Arbeit gewaehrt werden, damit laendliche Familien in Wuerde leben und ihre Stabilitaet zurueckgewinnen koennen.?

Mit dem Ziel, den Grundursachen der Migration entgegenzuwirken und die Situation in Haiti zu veraendern, arbeite der LWB eng mit lokalen Organisationen und PartnerInnen zusammen, erlaeuterte AWD-Direktor Pfr. Eberhard Hitzler. ?Von aussen einzugreifen, ist immer nur die zweitbeste Loesung. Lokale Ansaetze fuehren letztlich zu besseren Ergebnissen.?

LWB/AWD foerdert in Haiti zahlreiche lokale landwirtschaftliche Projekte, zum Beispiel ein Programm fuer Milchwirtschaft in Nan-Plak im Suedosten des Landes und eine Bananenplantage in der Region von Port-au-Prince. Im Rahmen der Konferenz hatten die Teilnehmenden die Moeglichkeit, diese Projekte zu besuchen. (583 Woerter)

(Ein Beitrag der in Mexiko lebenden Journalistin Julia Heyde, die fuer LWI an der LWB/AWD-Regionalkonsultation teilnahm.)

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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund 66,7 Millionen ChristInnen in 78 Laendern weltweit angehoeren.

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