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(LWI 07-16-2007) LWB-Konsultation zu Gewalt und Migration in Mittelamerika und der Karibik


From "Dirk-Michael Grötzsch" <dmg@lutheranworld.org>
Date Fri, 27 Jul 2007 12:05:17 +0200

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LUTHERISCHE WELT-INFORMATION Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch Tel.: +41-22-791-6352 Fax: +41-22-791-6630 E-Mail: dmg@lutheranworld.org

LWB-Konsultation zu Gewalt und Migration in Mittelamerika und der Karibik

Teilnehmende fordern: Anwaltschaft von und fuer die Menschen

Port-au-Prince (Haiti)/Genf, 27. Juli 2007 (LWI) - Von allen Formen der Gewalt ist in Nicaragua die wirtschaftliche am weitesten verbreitet, betonte Bischoefin Victoria Cortez Rodríguez von der Nicaraguanischen Lutherischen Kirche ?Glaube und Hoffnung? vor den Teilnehmenden einer Tagung der Abteilung fuer Weltdienst (AWD) des Lutherischen Weltbundes (LWB) Mitte Juni in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince.

In ihrem Diskussionsbeitrag zur AWD-Regionalkonsultation in Mittelamerika und der Karibik zum Thema ?Gewalt, Migration und ihre Konsequenzen fuer buergerschaftliches Engagement und Demokratie? betonte Cortez: ?Nicarag ua erleidet die Gewalt von Hunger und Armut.?

Nach Angaben der Vereinten Nationen ist Nicaragua - nach Haiti - das zweitaermste Land Lateinamerikas. Nicaragua hat rund 5,6 Millionen EinwohnerInnen, von denen mehr als 40 Prozent auf dem Land leben. 60 Prozent der laendlichen Bevoelkerung haben kaum mehr als einen US-Dollar pro Tag zum Leben.

Vor diesem Hintergrund gelte, so Bischoefin Cortez, LWB-Vizepraesidentin fuer die Region Lateinamerika und Karibik: ?Die Kirche ist verpflichtet, den Menschen, die in Armut leben, zu helfen.?

Die AWD-Regionalberaterin Celia Medrano erklaerte zur Situation in El Salvador, das zum LWB/AWD-Mittelamerikaprogramm gehoert: ?Den Menschen, nicht dem Staat, muessen die Bemuehungen um Sicherheit gelten. Diese Sicherheit ist verbunden mit menschlicher Entwicklung und Achtung der Menschenrechte.? Zwoelf Jahre des bewaffneten Konflikts haben, so Medrano, in El Salvador 75.000 Menschen das Leben gekostet, 8.000 Menschen werden vermisst, 40.000 haben eine dauerhafte Behinderung davongetragen. Weiterhin waren zwischen 1,17 und 1,65 Millionen SalvadorianerInnen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Das entspricht rund 25 bis 30 Prozent der Gesamtbevoelkerung.

In einem Vortrag zur organisierten Kriminalitaet in Kolumbien verwies Jorge Rojas Rodriguez, Direktor der kolumbianischen Menschenrechtsorganisat ion CODHES (Consultoría para los Derechos Humanos y el Desplazamiento) darauf, dass die Zielsetzungen von Regierungen und sozialen Bewegungen oft weit auseinanderklafften. ?Waehrend [freier] Handel und der Kampf gegen den Terrorismus fuer die Regierung [weit oben] auf der Liste [zu erreichend er Ziele] stehen, betont die Zivilgesellschaft den Kampf gegen Armut, fuer Frieden und Menschenrechte, der wiederum fuer die Regierung nur sehr geringe Prioritaet hat?, so Rojas.

Er wies darauf hin, dass Drogenhandel und illegaler Handel mit Substanzen zur Herstellung von Drogen ein besonderes Problem darstellten, ebenso wie auch der Waffen- und Menschenhandel. Als Strategien gegen Gewalt und Kriminalitaet benannte Rojas Ermittlungen, Information, Dialog, Anwaltschaf t und Integration.

In Haiti ist Gewalt ein vorrangig staedtisches Problem. ?Statt Kleinkrimi nalitaet erleben wir immer haeufiger massive Gewalt mit Entfuehrungen, Vergewaltigung und Bandenaktivitaet?, stellte Dr. Michèle Oriol, Professorin an der Universitaet von Haiti, in einem Vortrag fest. ?Die Gewalt waechst mit der Landflucht, der Schliessung von Grenzen und dem Elend; staedtische Gewalt jedoch steht in engem Zusammenhang mit einem soziopolitischen Fuehrungsstil, der sich auf gesellschaftliche Spannungen stuetzt?, so Oriol. Dieser Fuehrungsstil spiele Schwarze gegen Nachkommen aus Mischehen, reich gegen arm, die Privilegierten gegen die Ausgegrenzten aus.

?Es gehoert zu den Wesensmerkmalen der lutherischen Kirche, dass sie auf das Schreien der Menschen eine Antwort hat. Diese Antwort liegt in der Theologie des Kreuzes, denn im Kreuz kommt die Liebe Gottes zum Ausdruck, die sich mit dem Schmerz, aber auch mit der Hoffnung identifiziert?, erklaerte Bruder Balduino Ernesto Gómez von der Salvadorianischen Lutherischen Synode in San Salvador (El Salvador).

Nach dem Erfahrungsaustausch in Plenarsitzungen und Arbeitsgruppen betonten die Teilnehmenden der Tagung, in der Auseinandersetzung mit Gewalt und Migration sei es wichtig, auf lokaler, regionaler, nationaler und internationaler Ebene, zu der der LWB Zugang habe, ?Anwaltschaft von und fuer die Menschen? zu betreiben. Sie regten darueber hinaus an, die Wirkung der Arbeit des LWB im Bereich Gewalt und Migration zu dokumentieren .

Den LWB-Mitgliedskirchen und Partnerorganisationen wurde empfohlen, die Kirchen im Norden sollten fuer ihre anwaltschaftliche Arbeit auf der nationalen wie internationalen Ebene die Informationen aus den LWB/AWD-Prog rammen nutzen.

Rudelmar Bueno de Faria, LWB/AWD-Koordinator fuer Programmabwicklung im Genfer LWB-Sekretariat, zeigte sich mit den Ergebnissen der Konferenz zufrieden: ?Unser Ziel war es, Erfahrungen und Informationen auszutausche n. Unsere Zusammenarbeit ist gestaerkt aus diesem Treffen hervorgegangen. ?

Bernard Gianoli, Koordinator des LWB/AWD-Laenderprogramms in Haiti, erklaerte: Die Konsultation ?hat uns hier in Haiti gezeigt, dass LWB/AWD und unsere Partner und Partnerinnen unsere Arbeit konsequent unterstuetzten . Dieses Wissen motiviert uns sehr.?

Zur LWB/AWD gehoeren Programme in 36 Laendern Afrikas, Asiens, Europas sowie Latein- und Mittelamerikas. Bei den alle zwei Jahre stattfindenden Regionalkonsultationen der Abteilung treffen VertreterInnen der Programme der jeweiligen Region und der Partnerorganisationen zusammen. (711 Woerter)

(Ein Beitrag der in Mexiko lebenden Journalistin Julia Heyde, die fuer LWI an der LWB/AWD-Regionalkonsultation teilnahm.)

* * *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund 66,7 Millionen ChristInnen in 78 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit ?LWI? gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt werden.

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