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(LWI 05-06-2008) FEATURE: Nie wieder ueber Berg und Tal zur Wasserstelle


From "Dirk-Michael Grötzsch" <dmg@lutheranworld.org>
Date Fri, 16 May 2008 23:25:52 +0200

LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html 

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FEATURE: Nie wieder ueber Berg und Tal zur Wasserstelle

Ruanda: Interreligioese Initiative foerdert Gesundheit und
bekaempft Armut

Kibungo (Ostruanda)/Genf, 16. Mai 2008 (LWI) - Judith
Mukurugwiza und die uebrigen BewohnerInnen von Muganza im Osten
Ruandas sind uebergluecklich, dass in ihrem Dorf “das Wasser
angekommen“ ist. Im Prinzip hat es in dem huegeligen, feuchten
und immergruenen Gebiet, in dem ueppige Bananenpflanzungen
gedeihen, noch nie an Wasser gemangelt, erzaehlt die 63-jaehrige
Grossmutter. Faehrt man von der Fernstrasse in Richtung Muganza,
passiert man mehrere unschwer erkennbare Wasserstellen. Fachleute
haben jedoch festgestellt, dass ein Grossteil des Wassers nicht
als Trinkwasser geeignet ist.

“Wir freuen uns sehr! Wir haben allen Grund zu feiern“, so
Mukurugwiza gegenueber der Lutherischen Welt-Information (LWI).
“Jetzt haben wir sauberes und auch gesundes Trinkwasser. In
Zukunft muss ich nicht mehr ueber Berg und Tal laufen, um Wasser
zu holen.“

Muganza ist eines von mehreren Doerfern in der zum Bezirk Kirehe
im Osten Ruandas gehoerigen Region Gatore, die an einem von der
Interreligioesen Initiative fuer Frieden in Afrika (IFAPA) und
ihrer Partnerin vor Ort - der Interreligioesen Kommission Ruandas
- initiierten Wasserleitungsprojekt teilnehmen. Den Startschuss
fuer das Projekt hatten am 19. Maerz Pfr. Dr. Ishmael Noko,
Generalsekretaer des Lutherischen Weltbundes (LWB) und
IFAPA-Initiator, Bikoro Munyanganizi, ruandischer Minister fuer
Wasser, Umwelt und Ressourcen, sowie Niels Christiansen,
Vizepraesident fuer oeffentliche Angelegenheiten des
internationalen Lebensmittelkonzern Nestlé, gegeben. 

Das Wasserleitungsprojekt wird von der Nestlé-Gruppe, die circa
350.000 US-Dollar zur Verfuegung gestellt hat, finanziell wie
technisch unterstuetzt. Das Ruanda-Programm der LWB-Abteilung
fuer Weltdienst (AWD) koordiniert die Durchfuehrung im Rahmen
seiner dortigen Massnahmen zur integrierten laendlichen
Entwicklung mit den Schwerpunkten Ernaehrungssicherheit, Hygiene
und Umweltschutz.

>Verstaerkter Schulbesuch

Der Bezirk Kirehe ist reich an Wasser in Fluessen und Baechen,
Quellen, Suempfen, Feuchtgebieten und Seen. Wasser fuer den
haeuslichen Gebrauch wird meist aus Fluessen und Quellen in den
Bergen entnommen. Mukurugwiza verweist auf die ockerrote Farbe
der umliegenden Quellen und Baeche und berichtet von den
Problemen ihres Dorfes mit dem verschmutzten Wasser, zu dem es
bisher keine Alternative gab: “Frauen und Kinder haben
ungezaehlte Stunden damit zugebracht, Trinkwasser zu suchen, das
weder sauber noch gesund war. Oft sind wir krank geworden.“

Das IFAPA-Wasserprojekt soll nun schaetzungsweise 21.600
Menschen mit gefiltertem, sauberen Wasser versorgen, das in
Betontanks gesammelt und ueber 39 Kilometer Rohrleitungen an 156
Abfuellstellen verteilt wird.

Alexis Ngarukiyentwari, ein weiterer Bewohner von Muganza, fasst
die Vorteile, die das Projekt fuer seine Familie hat, zusammen.
Die haeufigen, muehsamen Wege von fast sechs Kilometern bis zum
naechsten Fluss gehoerten der Vergangenheit an, ebenso die Kosten
von circa 100 ruandischen Franken (rund 20 US-Cents) fuer einen
20-Literkanister Trinkwasser aus privatem Handel. Im Verhaeltnis
sei der monatliche Beitrag von 25 ruandischen Franken, den jede
Familie fuer die Instandhaltung des IFAPA-Wasserprojekts
entrichtet, guenstig, so Ngarukiyentwari. Auch die Abfuellstelle
sei weniger als einen Kilometer von seinem Haus entfernt.

“Jetzt kommen die Kinder rechtzeitig in die Schule und werden
seltener krank. Ausserdem koennen wir unsere kleinen Gaerten
bewaessern“, erklaert er.

>Gesundheit und Hygiene

Neben der direkten Verfuegbarkeit von sauberem Trinkwasser
verfolgt das neue Projekt weitere langfristige Ziele: eine
Staerkung des Besuchs der Grundschule, vermehrte Massnahmen zur
Armutsbekaempfung insbesondere unter Frauen, Verringerung der
Kindersterblichkeit und der Zahl von ueber Wasser uebertragenen
Krankheiten sowie eine Verbesserung der Muettergesundheit.

“Die praktischen Auswirkungen und Vorteile werden den Frauen,
die keine langen, gefaehrlichen Wege mehr zuruecklegen muessen,
um das Wasser fuer ihre Familien herbeizuschaffen, und den
Kindern, die zur Schule gehen koennen, anstatt Kanister ueber
Huegel und durch Taeler zu schleppen, sofort klar sein“, so
LWB-Generalsekretaer Noko anlaesslich der Projekteroeffnung im
Maerz. “Jetzt steht den Kindern in der Schule Wasser zum
Trinken und zum Waschen zur Verfuegung. Die Familien haben etwas
Erholung und Ruhe, die ihnen zuvor fehlte.“

Der LWB-Generalsekretaer war massgeblich an der Gruendung von
IFAPA im Oktober 2002 beteiligt. Das afrikaweite Netzwerk
nationaler und lokaler interreligioeser Gruppen, in dem die
grossen afrikanischen Religionstraditionen - Bahaismus,
Buddhismus, Christentum, Hinduismus, Islam, Judentum und
Traditionelle afrikanische Religionen - vertreten sind, foerdert
praktische interreligioese Initiativen fuer den Frieden in der
Region. Eine IFAPA-Frauenkampagne hat sich unter dem Motto
“Appell einer Mutter fuer das Wohl Afrikas“ als eines
ihrer Hauptziele den Zugang zu gesundem Trinkwasser gesetzt.

Das Projekt in Ruanda umfasst die Aufklaerung ueber Hygiene
sowie die Herstellung von Backsteinen zum Bau von Latrinengruben.
Erzbischof Emmanuel Kolini von der Anglikanischen Kirche in
Ruanda, Vorsitzender der Interreligioesen Kommission des Landes,
betont die Bedeutung des Projekts fuer die Gesundheit in den
Gemeinwesen und ihre Wirtschaftskraft. “Wir geben sehr viel
Geld fuer Krankheiten aus, gegen die vorgebeugt werden kann.
Dieses Projekt dient der Praevention“, so Kolini unter Hinweis
darauf, dass viele Kinder an Krankheiten sterben, die auf einen
Mangel an gesundem Trinkwasser zurueckzufuehren sind.

>Versoehnung vor Ort

Bischof George W. Kalisa von der Lutherischen Kirche Ruandas
(LKR) weist der Wasserversorgungsinitiative in Gatore
Vorbildfunktion zu im Blick auf eine verstaerkte interreligioese
Zusammenarbeit beim Versoehnungsprozess im Land nach dem Genozid
von 1994. Er hoffe, dass sich den DorfbewohnerInnen dadurch, dass
sie sich fuer die Instandhaltung des Projekts organisiert haben,
Moeglichkeiten zur Friedensarbeit und zur Verbesserung der
Mechanismen zur Konfliktbewaeltigung erschliessen. Die LKR ist
seit 2002 Mitglied des LWB.

Die Interreligioese Kommission Ruandas wird mithilfe eines
Ausschusses der NutzniesserInnen, der von den DorfbewohnerInnen
und oertlichen Institutionen besetzt wird und dem LWB/AWD-Ruanda
die noetigen Kenntnisse vermittelt, das Projekt verwalten.

In dem Wasserausschuss, dem nach Aussage von Sammy Kalisa,
Sozialarbeiter von AWD-Ruanda, zwei Frauen und zwei Maenner
angehoeren, sind Mitglieder aller grossen Religionsgemeinschaften
in der Region vertreten. “Sie erhalten Berichte von Technikern,
entscheiden ueber die erforderlichen Instandhaltungsmassnahmen
und verwalten die Finanzen“, erklaert Kalisa.

>Gesuendere Kinder

Die Verwaltung der Grundschule Gatore will Hygiene-Grundregeln
durchsetzen, diese Bemuehungen waren jedoch angesichts der
Wasserknappheit bisher mit grossen Problemen behaftet. “Wir
ermahnten die Kinder, sich nach dem Toilettengang die Haende zu
waschen, wussten aber, dass wir nicht genuegend Wasser hatten“,
so Pierre Karinganike, Lehrer fuer Naturwissenschaften.

“Jetzt ist die Erleichterung gross, dass das Wasser da ist.
Vorher brachten die Kinder Wasser von zu Hause mit, aber es
reichte nicht. Sie konnten sich die Haende nur einmal am Tag
waschen und das war nicht genug. Viele wurden immer wieder krank
und es traten Durchfallerkrankungen auf“, berichtet
Karinganike.

“Die Kinder sind jetzt gluecklich. Und sie werden in Zukunft
gesuender sein“, so Karinganike und im Hintergrund hoert man
die SchuelerInnen, die bei den neuen Wassertanks vor der Tuer
spielen. (1.033 Woerter)

(Ein Beitrag von LWI-Korrespondent Fredrick Nzwili, Nairobi.)

Weitere Informationen zu LWB/AWD-Ruanda finden Sie unter:
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