wfn.org | [APD] Vatikan: Gefahr einer Parallelkirche

[Christian B. Schäffler <APD@stanet.ch>]

>[APD] Vatikan: Gefahr einer Parallelkirche

Gefahr einer Parallelkirche war Beweggrund fuer Aufhebung der
Exkommunikation der Lefebvrianer-Bischoefe

Rom/Italien, 15.02.2009/APD   Der Pressesprecher des Heiligen Stuhls,
Jesuitenpater Federico Lombardi, hat bei einer Begegnung mit
oesterreichischen Medienvertretern, die unter Fuehrung des Grazer Bischofs
und Referent fuer Medienfragen der oesterreichischen Bischofskonferenz, Egon
Kapellari in Rom waren, in der Vorwoche die Beweggruende fuer die Aufhebung
der Exkommunikation der vier lefebvrianischen Bischoefe noch einmal
klargestellt. Bei den Lefebvrianern sei die Sorge des Papstes, dass diese
"illegal, aber gueltig" geweihten Bischoefe eine Parallelkirche aufbauen.
Daher wollte der Papst einen ersten Schritt setzen und mit der Aufhebung der
Exkommunikation "die Hand zum Gespraech reichen". Diese Aufhebung der
Exkommunikation bedeute aber keine "Rehabilitierung", sondern den Anfang
eines Gespraechsprozesses. In den Gespraechen mit der "Pius-Bruderschaft"
gehe es jetzt um die volle Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils und
der Autoritaet der Paepste ab Johannes XXIII. als Vorbedingung fuer eine
Rueckkehr der "Pius-Bruderschaft" in die katholische Kirche.

Pater Lombardi verwies gleichzeitig darauf hin, dass man keinen Vergleich
zwischen den Lefebvrianern und etwa der "Befreiungstheologie" ziehen koenne.
Bei den Lefebvrianern bestehe wegen des Aufbaus einer eigenen Hierarchie die
Gefahr der Entstehung einer Parallelkirche; die "Befreiungstheologen"
haetten keinerlei Schritte in diese Richtung unternommen.

Nach Ansicht des deutschen Philosophen Robert Spaeman wolle Benedikt XVI.
als Papst in die Geschichte eingehen, der Spaltungen aufhebe und sie nicht
noch vertiefe. Genau dabei aber sei man dem Papst "mit einer beispiellosen
Medienkampagne in die Quere gekommen und redet davon, er umarme die
Traditionalisten und gehe rueckwaerts anstatt vorwaerts", kritisierte
Spaemann in der der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Waehrend viele andere Beobachter nicht daran glaubten, dass die
"Pius-Bruderschaft" zu einem sachlichen Dialog bereit sei, gehe Spaemann
davon aus, dass es bald Gespraeche geben werde. Der "Knackpunkt" dabei, so
der Philosoph woertlich, liege in der Erklaerung des Konzils ueber die
Religionsfreiheit: "Sie ist der groesste 'Stein des Anstosses', deswegen
muessen die Gespraeche, die jetzt bevorstehen, sich darauf beziehen". In
Fragen der Liturgie dagegen sei der Papst den Lefebvrianern "ja aus vollem
Herzen entgegengekommen". Denn er sei der Meinung, "dass die alte Liturgie
nicht einfach verboten gehoert".

Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, erklaerte in einen Interview mit
dem "Deutschlandfunk" es sei "ungluecklich", dass der Klaerungsprozess mit
der Leugnung des Holocausts durch den lefebvrianischen Bischof Richard
Williamson gekoppelt gewesen sei. Das sei eine eigene Tragoedie, so Lehmann.
Ihm waere es lieber gewesen, wenn der Papst zuerst die verbindlichen
Bedingungen formuliert haette, unter denen eine Aufhebung der
Exkommunikation vollzogen werden koenne, so Lehman weiter. Dazu gehoere etwa
die volle Annahme des Zweiten Vatikanischen Konzils, betonte der fruehere
Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Er koenne als Bischof den Papst
verstehen, der "einfach niemand verlieren moechte" und deshalb auch bereit
sei, etwas zu riskieren. Durch die Aufhebung der Exkommunikation habe er
dies gezeigt. "Wenn er aber darauf im Grunde genommen von den Lefebvrianern
nur hoehnische Antworten bekommt, dann ist eigentlich die Entscheidung schon
gefallen", so Kardinal Lehmann woertlich.

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