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(LWI 03-06-2009) FEATURE: Von Einzelaktionen zu einer weltweiten Partnerschaft


From "Dirk-Michael Grötzsch" <dmg@lutheranworld.org>
Date Mon, 23 Mar 2009 23:02:49 +0100

LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html 

>LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
>Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz
>Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
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FEATURE: Von Einzelaktionen zu einer weltweiten Partnerschaft

LWB-Strategiegruppe HIV und AIDS lobt mutige Initiativen der
Kirchen

Genf, 23. Maerz 2009 (LWI) - Die Kontexte sind oft sehr
verschieden und die Beduerfnisse sowie Zielgruppen ebenso, die
Ziele allerdings sind immer aehnlich. Egal, ob sie mit
traditionellen GeburtshelferInnen in laendlichen Gebieten
Liberias arbeiten, um gefaehrlichen kulturellen Praktiken
entgegenzuwirken, oder bei indischen Stammesangehoerigen im
Bundesstaat Orissa das Bewusstsein fuer HIV und AIDS durch
Jugendtheatergruppen staerken oder in und um Manchester
(Connecticut/USA) einmal in der Woche naehrstoffreiche
Mittagessen organisieren. Diese Partnerschaften ermoeglichen es
den Kirchen, Zuwendung, Gnade und Gerechtigkeit in ihre Antworten
auf die weltweite HIV und AIDS-Pandemie zu integrieren. 

“In den meisten Gemeinden der KELK (Kenianische
Evangelisch-Lutherische Kirche) gibt es Arbeitsgruppen fuer
Muetter und Waisen. Diese haben eine offene Diskussion
ausgeloest, von der auch sensible Themen wie Sexualitaet nicht
ausgeschlossen sind”, berichtet KELK-Bischof Zachariah W.
Kahuthu mit Blick auf das Vorgehen seiner Kirche gegen HIV und
AIDS waehrend eines Treffens der Strategiegruppe HIV und AIDS des
Lutherischen Weltbundes (LWB). 

Das letzte dieser halbjaehrlichen Treffen fand vom 9. bis 11.
Februar in Genf statt. Die zehn Mitglieder der Strategiegruppe,
darunter KirchenleiterInnen, KoordinatorInnen regionaler
AIDS-Referate sowie VertreterInnen von Partnerkirchen,
bekraeftigten die Notwendigkeit, die Ziele der weltweiten
LWB-Kampagne und des Aktionsplans mit dem Titel “Anteilnahme,
Umkehr, Zuwendung: Kirchen reagieren auf die HIV/AIDS-Pandemie”
weiterhin zu verfolgen. Die Initiative wurde 2002 ins Leben
gerufen und wirbt seitdem fuer aktive und mutige Antworten der
LWB-Mitgliedskirchen auf die HIV und AIDS-Pandemie. Mitglieder
der Strategiegruppe merkten auf ihrem Treffen in Genf jedoch an,
dass die Schwerpunkte ueberdacht werden muessten, um sie den
gegenwaertigen Umstaenden anzupassen.

Kahuthu sprach auch weitere wichtige Schritte an, so zum
Beispiel die Praevention von HIV durch das Thematisieren
gefaehrlicher kultureller Praktiken wie weibliche
Genitalverstuemmelung und fruehe Eheschliessungen, durch die HIV
schneller uebertragen werden koenne. Die Ueberwindung von
Stigmata sowie die Bewusstseinsbildung fuer ein positives Leben
mit HIV seien fester Bestandteil der kirchlichen Arbeit geworden
und PfarrerInnen widmeten jeden Monat eine Predigt dem Thema HIV
und AIDS und setzten sich so fuer eine Verhaltensaenderung sowie
die Einschliessung aller ein, betonte Kahuthu.

In seiner Begruessungsansprache wuerdigte Pfr. Dr. Kjell
Nordstokke, Direktor der LWB-Abteilung fuer Mission und
Entwicklung (AME), die Mitgliedskirchen und ihre
Partnerorganisationen fuer die langjaehrige Begleitung und
Betreuung von Menschen, die von HIV betroffen sind. In einigen
Regionen wird dies schon seit Beginn der 1980er Jahre angeboten.

“Es ermutigt uns, dass seit Beginn der Kampagne mehr und mehr
Kirchen etwas gegen die Pandemie und ihre Auswirkungen
unternehmen”, so Nordstokke. “HIV und AIDS sind eine Frage
von Gerechtigkeit, deshalb muessen die Kirchen eine wichtige
Rolle spielen. Vor allem unterstuetzen wir deshalb die Staerkung
der Kirchen, die sich fuer Gerechtigkeit und Menschenrechtsfragen
einsetzen”, betonte er. 

Das Treffen der Strategiegruppe, das vom HIV und AIDS-Referat
der AME organisiert wurde, bot einen Rahmen, Erfahrungen
auszutauschen und Meinungen zu bewaehrten Verfahren und neuen
Herausforderungen zu aeussern und so die regionalen und
internationalen Arbeitsschwerpunkte des LWB im Bereich HIV und
AIDS zu ueberdenken und neu zu gestalten.

>Praevention und Information

Die Teilnehmenden am diesjaehrigen Treffen verstaendigten sich
auf folgende Punkte: Es sei notwendig, die Unterstuetzung fuer
die Mitgliedskirchen aufzustocken und die Zusammenarbeit zwischen
den Mitgliedskirchen zu verbessern, um dadurch besser vorsorgen
zu koennen; Frauen, junge Menschen und Menschen, die mit HIV
leben, sollen als wichtige Zielgruppen und Informanten staerker
in den Vordergrund gerueckt werden; in der theologischen
Ausbildung muesse das Thema AIDS vertieft werden; die
Koordinierung von weltweiten und regionalen Initiativen, die
Kommunikation in der Peergroup und der Informationsfluss - vor
allem von den Fuehrungsebene zur Basis - soll verbessert werden.

KirchenvertreterInnen aus Afrika, Europa, Nordamerika und
Lateinamerika sowie der Karibik wiesen darauf hin, dass
Stigmatisierung und Diskriminierung in den Kirchen sowie
Gemeinwesen weiterhin ein grosses Hindernis fuer eine wirksame
Antwort auf die Pandemie seien. 

An dem Treffen in Genf nahmen auch VertreterInnen der
Anglikanischen Kirchengemeinschaft, des Globalen Oekumenischen
Aktionsbuendnisses (EAA), des Oekumenischen Rates der Kirchen
(OeRK), der Oekumenischen HIV und AIDS-Initiative in Afrika
(EHAIA), des Gemeinsamen Programms der Vereinten Nationen zur
Reduzierung von HIV und AIDS (UNAIDS) und Mitarbeitende anderer
LWB-Abteilungen teil. 

“Bischoefe und Bischoefinnen sind wichtige Personen eines
Gemeinwesens und die Kirchenleiter und Kirchenleiterinnen sowie
Pfarrer und Pfarrerinnen muessen sich dies zu Nutzen machen. Alle
helfen sich gegenseitig. Kirchenleiter und Kirchenleiterinnen
sollten ihren Pfarrern und Pfarrerinnen klar und deutlich sagen:
‘Ich unterstuetze deine Anstrengungen’”, sagte einer der
Teilnehmenden. 

Waehrend die AIDS-Pandemie ein Gesundheitsproblem sei, das
dringend von der Regierung und anderen Dienstleistern angegangen
werden muesse, bleibe es fuer die Kirchen eine theologische
Frage, so die Teilnehmenden des Treffens. “Es geht nicht um den
Virus, sondern um die Menschen. Wir sollten uns nicht mehr auf
die Krankheit, sondern vielmehr auf die damit einhergehende
Diskriminierung und Stigmatisierung konzentrieren”, betonte
Lisandro Orlov, lutherischer Pfarrer aus Argentinien und
Koordinator der regionalen LWB-Initiativen gegen HIV und AIDS in
Lateinamerika.

“Aufgabe der Kirche ist es, sich aus theologischer Sicht mit
dem Thema zu befassen und nicht still zu sein, nur weil wir
unsicher sind”, sagte Pfr. Erik Berggren von der Schwedischen
Kirche. 

>Thema der LWB-Vollversammlung und Ressourcen

Die Mitglieder der Strategiegruppe sind ueberzeugt, dass die
Elfte Vollversammlung des LWB, die im Juli 2010 in Stuttgart
(Deutschland) stattfindet, eine gute Moeglichkeit darstellen
werde, die AIDS-Kampagne des LWB sichtbarer zu machen,
insbesondere durch das Thema der Vollversammlung “Unser
taegliches Brot gib uns heute”. 

Die Teilnehmenden brachten ihre Anerkennung fuer den vom LWB in
englischer Sprache herausgegebenen Leitfaden “Grace, Care and
Justice” (Gnade, Zuwendung und Gerechtigkeit) zum Ausdruck.
Dieser Leitfaden erklaert wie die Begleitung von Menschen, die
mit HIV leben, aus theologischer und pastoraler Sicht gestaltet
werden sollte und beinhaltet ausserdem Informationen zu
medizinischen Gesichtspunkten, Praevention, haeuslicher Pflege,
geschlechtsspezifischen Fragen und Anwaltschaft. Die AME
ermoeglichte die Uebersetzung des Leitfadens ins Franzoesische
und Spanische und verschiedene LWB-Mitgliedskirchen liessen
Uebersetzungen in Amharisch, Estnisch, Georgisch, Madagassisch,
Oromifa, Russisch und Swahili anfertigen. Weiter Uebersetzungen
sind geplant.

Der madagassische Arzt Mamy Ranaivoson, der fuer die
Evangelisch-Lutherische Kirche in Amerika (ELKA) als
Programmassistent fuer Gesundheitsdienste in Nairobi (Kenia)
taetig ist, bat den LWB eindringlich, dafuer zu sorgen, dass die
“vorhandenen Mittel die Menschen erreichen”, da immer noch
Millionen Menschen vor allem in den armen Teilen der
Weltbevoelkerung von der Pandemie bedroht seien.

Die regionalen und nationalen Beduerfnisse seien so verschieden,
dass spezielle, auf den jeweiligen Kontext angepasste Ansaetze
notwendig seien, um effektiv reagieren zu koennen, betonte Venah
Mzezewa, Koordinatorin des Aktionsprogramms gegen AIDS der
Lutherischen Gemeinschaft im suedlichen Afrika (LUCSA), das die
Arbeit von 17 Kirchen zusammenfasst. Sie wies darauf hin, dass im
Jahr 2007 fast ein Drittel (32 Prozent) aller HIV-Neuinfektionen
und aller durch AIDS verursachten Todesfaelle im suedlichen
Afrika auftraten.

Pfr. Dr. Veikko Munyika, Koordinator des HIV und AIDS-Referats
der AME, betonte die Anstrengungen der Kirchen. Er sagte, die
weltweiten AIDS-Statistiken zeigten ein trostloses Bild der vor
uns liegenden Herausforderungen. Wir muessten aber zugeben, dass
einige Fortschritte erzielt wurden, weil sich die Kirche
engagiert habe, so Munyika.

Der LWB unterstuetzt verschiedene AIDS-Kampagnen der
Mitgliedskirchen, die sich auf theologische Ausbildung,
Kommunikation, Praevention, haeusliche Pflege sowie
Bewusstseinsbildung fuer die Rechte der Menschen, die mit HIV
leben, konzentrieren.

Laut dem Gemeinsamen Programm der Vereinten Nationen zur
Reduzierung von HIV und AIDS (UNAIDS) lebten im Jahr 2007
weltweit schaetzungsweise 33 Millionen Menschen mit HIV. Die
suedlich der Sahara liegenden Teile Afrikas waren am meisten
betroffen: Dort lebten 67 Prozent aller von HIV betroffenen
Menschen und 72 Prozent aller durch AIDS verursachten Todesfaelle
traten dort auf. (1,213 Woerter) 

(Ein Beitrag von Tsiry Rakoto von der Madagassischen
Lutherischen Kirche, zur Zeit Praktikantin im LWB-Buero fuer
Kommunikationsdienste.)

Weitere Informationen zu LWB-Kampagnen gegen HIV und AIDS finden
sie auf der LWB-Webseite unter::
http://www.lutheranworld.org/Arbeitsfelder/HIV-AIDS/LWB-HIV_AIDS.html

>*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft
lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden)
gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund
68,5 Millionen ChristInnen in 79 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat
der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen
in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und
interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe,
Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als
Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB)
herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht
besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB
oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit “LWI”
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden. 


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