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(LWI 07-05-2009) Annaeherung zwischen europaeischen lutherischen Kirchen nach Fall des Kommunismus


From "Dirk-Michael Grötzsch" <dmg@lutheranworld.org>
Date Thu, 09 Jul 2009 17:16:44 +0200

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Annaeherung zwischen europaeischen lutherischen Kirchen nach
Fall des Kommunismus

Abschlussbotschaft der Konsultation: Neue Gespraechsmethoden und
-plattformen muessen gefunden werden

Budapest (Ungarn), 09. Juli 2009 (LWI) - Lutherische Kirchen in
Europa, die zuvor durch einen Eisernen Vorhang zwischen Ost und
West getrennt gewesen seien, haetten sich seit 1989 “in bisher
nie da gewesener Weise” kennengelernt. Aber sie muessten
“neue Wege und Raeume” finden, um ueber die kritischen
Fragen zu diskutieren, mit denen sie alle konfrontiert seien, so
die Schlussfolgerung einer Konsultation des Lutherischen
Weltbundes (LWB), die vom 26. bis 29. Juni in Budapest (Ungarn)
stattfand.

“Wenn es den Kirchen vielleicht auch nicht immer gelingt,
klare Antworten zu geben, so kann schon allein der Prozess des
gemeinsamen Ringens um diese Fragen einen hilfreichen
gesellschaftlichen Beitrag leisten”, erklaerten die
Teilnehmenden in einer Botschaft, die am Ende der Tagung
angenommen wurde. 

Die Konsultation zum Thema “Kirche und Staat in Gesellschaften
im Prozess des Wandels” untersuchte die Entwicklung der
Beziehungen zwischen Kirche und Staat in Europa seit 1989.

Die Teilnehmenden erklaerten, es gebe nach wie vor
“signifikante Unterschiede” zwischen lutherischen Kirchen
auf beiden Seiten der alten Trennlinie, aber sie haetten auch
viele “positive wie negative” Dinge gemeinsam.

Alle “bemuehen sich intensiv, Zeugnis von dem Glauben
abzulegen, den sie in neuen politischen und wirtschaftlichen
Kontexten und inmitten zunehmend heterogener Bevoelkerungen
bekennen.” Indessen “gibt es neue Muster staatlicher
‘Neutralitaet’ gegenueber den Kirchen. Einige Laender
leisten nicht nur finanzielle Unterstuetzung, sondern erwarten
von den Kirchen auch, dass sie sich staerker gesellschaftlich
engagieren.” Auch wenn die Zahl der Kirchenmitglieder gesunken
sei, so sei das Interesse an Spiritualitaet und Werten in den
europaeischen Gesellschaften doch gestiegen.

“Gott hat den Kirchen in vielen unserer Laender in den
schmerzlichen Zeiten der Unterdrueckung, der Verfolgung,
abnehmender Mitgliederzahlen und sinkenden Einflusses Kraft
geschenkt”, erklaerten die Teilnehmenden. Gott fuehre sein Werk
in ganz Europa fort - in “Gemeinschaften des Glaubens”, die
“neue Dinge tun, durch neue Menschen, die neue Zeichen des
Lebens bringen” und “durch neue Moeglichkeiten diakonischer
Arbeit und Partizipation” in der ganzen Gesellschaft. 

“Als LutheranerInnen erkennen wir Gottes Gegenwart
insbesondere in der Theologie des Kreuzes”, heisst es in der
Botschaft. Schwachheit und Verwundbarkeit vermittelten den
Menschen eine Ahnung von Gott. “Wir muessen von ImmigrantInnen
aus anderen Teilen Europas und der Welt lernen und ihnen die Hand
reichen, wir muessen ihre Stimme hoeren und ein offenes Ohr fuer
ihre Sichtweisen und tiefsten Wuensche haben, die sie mit zu uns
bringen.”

Die Tagung in der Evangelisch-Lutherischen Theologischen
Universitaet in Budapest fand 25 Jahre nach der
LWB-Vollversammlung statt, die 1984 in Budapest “die
Aufmerksamkeit auf die politische, wirtschaftliche und religioese
Situation lenkte, die damals in Mittel- und Osteuropa
herrschte”, so die Botschaft der Tagung.

Zeitlich fiel die LWB-Tagung mit den ungarischen Gedenkfeiern
anlaesslich des 20. Jahrestags des symbolischen Abbaus der
Grenzanlagen zwischen Ungarn und Oesterreich zusammen. Ende Juni
1989 hatten die Aussenminister beider Laender gemeinsam den
Grenzzaun durchtrennt. Wenige Monate spaeter oeffnete Ungarn dann
auch seine Grenze fuer Ostdeutsche, die versuchten, in den Westen
zu fliehen.

Dies habe bedeutet, dass “die Menschen unterdrueckerischen,
totalitaeren Regimes entfliehen konnten”, erklaerten die
Teilnehmenden.

“Vor 1989 hatten Kirchen in Mittel- und Osteuropa haeufig Raum
bereitgestellt, in dem in tyrannischen Regimes Diskussionen
stattfinden konnten”, stellten sie fest. Seither seien
geistliche Werte von “verschiedenen Tyranneien” -
Konsumdenken und neoliberaler Globalisierung - bedroht worden.
Die Kirchen selbst seien in Gefahr geraten, den Kern der
Botschaft zu verwaessern oder aufzugeben, die sie berufen seien
zu verkuenden und zu leben.

Die Konsultation stellte den Hoehepunkt eines Studienprozesses
dar, der 2006 vom Europareferat der LWB-Abteilung fuer Mission
und Entwicklung (AME) initiiert worden war. Vorausgegangen waren
Workshops in Moravske Toplice (Slowenien), Svaety Jr (Slowakei),
St. Petersburg (Russland) und Leeds (Grossbritannien). (599
Woerter)

(Ein Beitrag von Stephen Brown, Chefredakteur von Ecumenical
News International, der fuer LWI ueber die Konsultation in
Budapest berichtete.)

>*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft
lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden)
gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund
68,5 Millionen ChristInnen in 79 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat
der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen
in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und
interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe,
Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

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