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(LWI 07-11-2009) FEATURE: Das Frauenhaus ���Vida Plena” bietet Schutz vor haeuslicher Gewalt


From "Dirk-Michael Grötzsch" <dmg@lutheranworld.org>
Date Thu, 30 Jul 2009 19:33:29 +0200

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FEATURE: Das Frauenhaus “Vida Plena” bietet Schutz vor
haeuslicher Gewalt

Chile: Regierung schliesst Vereinbarungen mit lutherischer
Kirche zur Einrichtung von Frauenhaeusern

Santiago de Chile (Chile)/Genf, 30. Juli 2009 (LWI) - Zwischen
2001 und April 2009 wurden in Chile ungefaehr 392 Frauenmorde
registriert. Die meisten dieser Morde wurden von Maennern
begangen, mit denen die Opfer intime Vertrauensbeziehungen
hatten. Nur eine kleinere Anzahl der Morde geht auf das Konto
unbekannter Taeter. 

Einige der Mordopfer hatten im Vorfeld gerichtlich Massnahmen zu
ihrem Schutz durchgesetzt und Kontakt- beziehungsweise
Annaeherungsverbote erwirkt oder Schutzmassnahmen der oertlichen
Polizei. In der Praxis funktionierten diese Massnahmen jedoch
nicht. Die Gruende sind vielfaeltig. Die Polizei hatte oft keine
ausreichenden Befugnisse, um die Frauen wirklich zu schuetzen. In
manchen Faellen konnte ein Mord trotz aller Sicherheitsmassnahmen
nicht verhindert werden.

Wie die Evangelisch-Lutherische Kirche in Chile (Iglesia
Evangélica Luterana en Chile - IELCH) berichtet, haben die
Opfer jedoch oftmals gar nicht die Moeglichkeit, Schutzmassnahmen
zu erwirken oder zu nutzen. Wenn die Taeter, mit denen die Frau
zusammenleben, eine Vorladung zum Familiengericht oder zur
Staatsanwaltschaft wegen familiaerer Gewalt erhalten, dann
eskaliert oft die Situation. Sie schlagen erneut zu. In den
dramatischsten Faellen kommen die Frauen zu Tode. NachbarInnen
trauen sich oft nicht, einzuschreiten. Die meisten handeln nach
der Devise: “In den Streit eines Paares mischt man sich nicht
ein.” 

Da viele Frauen von ihrem Umfeld isoliert sind, ist es fuer sie
sehr schwer, Hilfe zu finden. Die Kinder werden oft als Mittel
der Kontrolle und Erpressung benutzt. Der psychosoziale und
seelische Schaden, der ueber Jahre der Gewalt und physischen
Aggression entsteht, setzt das Selbstwertgefuehl der Frauen stark
herab und nimmt ihnen die Kraft, ihr Leben zu veraendern. Das
macht es in vielen Faellen unmoeglich, einen angemessenen Ausweg
aus der Situation zu finden und die Familienbeziehungen zu
verbessern. Hinzu kommt die wirtschaftliche Abhaengigkeit von den
Taetern. 

Einen Ausweg aus dieser aussichtslosen Situation bietet das
Frauenhaus “Vida Plena” (“Leben in Fuelle”) im Stadtteil
Providencia der Hauptstadt Santiago de Chile. Es bietet Schutz
fuer Frauen und ihre Kinder, die sich aufgrund von haeuslicher
Gewalt in einer lebensbedrohlichen Situation befinden. Es ist ein
sicherer Ort, an dem die Frauen voruebergehend leben koennen. Das
Haus wird von der IELCH betrieben und vom chilenischen
Frauenministerium (Servicio Nacional de la Mujer - SERNAM)
gefoerdert. 

Das Frauenhaus bietet Unterkunft fuer maximal drei Monate,
Massnahmen zur Heilung, psychosoziale und geistliche Betreuung,
juristische Begleitung und Hilfe fuer die Erarbeitung neuer
Lebensziele der Frauen und Kinder, die unter familiaerer Gewalt
leiden. Heute leben zwoelf Frauen und 18 Kinder im Alter zwischen
einem und 17 Jahren im “Vida Plena”. Zu den Mitarbeitenden
gehoeren Sozialarbeiterinnen, eine Psychologin, eine
Finanzbuchhalterin, fuenf Erzieherinnen und eine Pfarrerin.

Gegenwaertig hat die IELCH fuenf Kooperationsvereinbarungen mit
dem Frauenministerium: fuer drei Frauenhaeuser - zwei im
Einzugsbereich der Hauptstadt Santiago und eins in Concepción,
der Hauptstadt der VIII. Region des Landes - sowie fuer zwei
Anlaufstellen zur Gewaltpraevention. Die Frauenhaeuser der IELCH
sind bisher die einzigen in Chile, die mit der Regierung eine
offizielle Vereinbarung ueber die Foerderung dieser Arbeit
getroffen haben. 

>Regierung erkennt Engagement der IELCH an

Fuer Pfarrerin Dr. Gloria Rojas, seit September 2000
Praesidentin der IELCH, gibt es mehrere Gruende dafuer, dass die
Regierung mit ihrer Kirche eine Vereinbarungen zur Einrichtung
von Frauenhaeusern abgeschlossen hat. 

So erkenne das Land wie auch die Regierung das Engagement der
IELCH fuer die Verteidigung der Menschenrechte an. Dies gelte
fuer die Zeit der Diktatur in Chile wie auch fuer die Gegenwart.

Ein weiterer Grund liege darin, dass sich die Kirche fuer die
Gleichberechtigung von Mann und Frau und gegen Diskriminierung
engagiere. “Dieser Einstellung wird in einer Gesellschaft, die
ueber die Faehigkeiten der Frau und die Verteidigung der
Chancengleichheit diskutiert, hoechster Wert beigemessen”, so
Rojas. Hinzu komme das konkrete und entschlossene Bekenntnis der
Kirche zur diakonischen Arbeit, das eine Antwort auf das
Evangelium Jesu Christi darstelle. Hier seien Wort und Tat eng
miteinander verbunden.

Fuer die Frauenreferentin des Lutherischen Weltbundes (LWB),
Pfarrerin Dr. Elaine G. Neuenfeldt, ist “Gewalt gegen Frauen
eine Suende”. Zu ihrer Ueberwindung beduerfe es einer
ganzheitlichen, kollektiven Anstrengung. Die Kirche sei
aufgerufen, “ein sicherer Ort fuer Frauen zu sein, die in von
Gewalt gepraegten Beziehungen leben und darunter leiden.” Als
weltweite Gemeinschaft rufe der LWB mit seinem Aktionsplan
“Kirchen sagen ‘NEIN’ zur Gewalt gegen Frauen” zu
aktiven Foerdermassnahmen fuer Frauen und zu missionarischem,
diakonischem und prophetischem Engagement im oeffentlichen Leben
auf. “Die Erfahrungen in Chile zeigen, wie die Kirche die
Initiative ergreifen und aktiv mit dem Staat zusammenarbeiten
kann”, so Neuenfeldt. (734 Woerter)

Dieser Artikel gehoert zu einer Feature-Serie, die sich mit dem
Thema der Elften Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes -
“Unser taegliches Brot gib uns heute” - beschaeftigt. Die
Vollversammlung findet vom 20. bis 27. Juli 2010 in Stuttgart
(Deutschland) statt.

>*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft
lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden)
gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund
68,5 Millionen ChristInnen in 79 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat
der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen
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in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und
interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe,
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Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als
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