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LWI - Aus der Schuldknechtschaft befreit


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Date Tue, 20 Oct 2009 16:37:23 -0700

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LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
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FEATURE: Aus der Schuldknechtschaft befreit

Nepal-Laenderprogramm des LWB feiert 25-jaehriges Bestehen

Kathmandu (Nepal)/Genf, 20. Oktober 2009 (LWI) - Raghu Ram Mahar
wurde in die Sklaverei hineingeboren. Er ist der aelteste Sohn
des 75-jaehrigen Hajari Ram Mahar aus Nagarjun in Baitadi, einem
Bezirk im Westen Nepals. Er erbte wohl den Status seines Vaters,
nicht aber dessen gefuegigen Charakter.

Heute ist Raghu ein freier Mann - dank seiner eigenen
Entschlossenheit und des Einsatzes einer doerflichen
Interessengemeinschaft (community-based organization - CBO), die
vom Lutherischen Weltbund (LWB) in Nepal unterstuetzt wird.

Vater Mahar war ein Haliya, ein Schuldknecht, der gezwungen war,
auf den Feldern des Grundeigentuemers zu arbeiten. Vor vielen
Jahren hatte er sich 7.000 Nepalesische Rupien geliehen. Diese
Schulden wurden an andere weiterverkauft und er lieh noch mehr,
sodass er noch im hohen Alter, als er nicht mehr arbeiten konnte,
dem Eigentuemer Geld schuldete.

Raghu wurde automatisch ein Haliya, da sein Vater einer war; er
wurde ein Sklave von Hajaris Eigentuemer. Streitigkeiten zwischen
den verschiedenen Eigentuemern verursachten noch mehr
Schwierigkeiten fuer Vater und Sohn. Sie wurden sehr schlecht
behandelt.

Raghu entschied sich, gegen diese Sklaverei zu kaempfen und
wurde Mitglied in der Organisation â??Haliya Mukti Samajâ??, die
sich fuer die Rechte der Haliyas einsetzt. Ihm wurde bewusst,
dass hier nicht nur seine eigene Freiheit auf dem Spiel stand,
und er beteiligte sich zusammen mit anderen an lokalen und
nationalen Kampagnen, um die Situation zu aendern.

2008 schliesslich entliess die nepalesische Regierung Raghu und
die Haliyas in die Freiheit.

Recht auf Freiheit

Unterstuetzt durch seinen Vater und mit der Hoffnung auf eine
bessere Zukunft fuer seinen eigenen Sohn kaempft Raghu auch heute
noch fuer die Gemeinschaft der Haliya. Nicht laenger gewillt, in
Armut zu leben und unterdrueckt und ausgegrenzt zu werden, nahm
er an einem Kurs in Menschenrechtsbildung teil, der vom
Nepal-Laenderprogramm der LWB-Abteilung fuer Weltdienst (AWD)
gefoerdert wurde. Heute klaert er andere ueber ihr Recht auf
Freiheit auf.

Marceline P. Rozario, LWB-Vertreter und Direktor des
Laenderprogramms, berichtete, dass Ende August doerfliche
Interessengemeinschaften wie â??Haliya Mukti Samajâ?? gemeinsam
mit dem LWB das 25-jaehrige Bestehen von AWD-Nepal feierlich
begingen, weil viele positive Entwicklungen von dem Programm
unterstuetzt werden. Er dankte den Mitgliedern dieser
Organisationen und den vielen SpenderInnen â??fuer ihre sinnvolle
und spontane Unterstuetzungâ?? der Arbeit des Programms.

â??An dieser Stelle sehen wir in der Rueckschau ganz klar einige
der beachtlichen Erfolge, die unsere Organisation in diesen
Jahren erzielt hat. Dazu gehoeren beispielsweise die Abschaffung
des Systems der Schuldknechtschaft, die Emanzipation der Frauen,
Verringerung der Diskriminierung aufgrund der
Kastenzugehoerigkeit und die Entwicklung von selbst verwalteten
Institutionen der Armen und Unterdruecktenâ??, so Rozario.

Eine der bemerkenswerten Leistungen von AWD-Nepal ist die
intensive Mitarbeit bei der Wiederansiedlung von mehr als 100.000
Fluechtlingen aus Bhutan seit 1991 und die Versorgung von
Tausenden von Neuankoemmlingen aus Tibet seit 2005.

Das LWB-Programm arbeitet zurzeit eng mit 25 CBOs und neun
Vereinigungen zusammen, einschliesslich der armen, ausgegrenzten
und gefaehrdeten Bevoelkerungsgruppen in abgelegenen Regionen des
Landes. Es hat in vielen kritischen Entwicklungsprozessen und
Bemuehungen um mehr Gerechtigkeit in Nepal eine wichtige Rolle
gespielt. Dabei wurde es geleitet von einem Menschenrechtsansatz
(sogenannter rights-based approach), der die Staerkung
(Empowerment) von Einzelpersonen und Gemeinschaften betont, so
dass sie mehr Eigenverantwortung in ihren Basisorganisationen
uebernehmen und sie selber tragen.

Als Teil der Feier des Jubilaeums hatten Freiwillige
verschiedener Netzwerke bis Mitte 2009 mehr als 20.000 kleine
Baeume gepflanzt.

Die Zivilgesellschaft staerken

LWB/AWD-Direktor Pfr. Eberhard Hitzler betonte in einem
Schreiben die Solidaritaet des Programms mit dem nepalesischen
Volk â??durch einige sehr turbulente und manchmal auch
revolutionaere Zeiten hindurchâ?? und den wichtigen Beitrag, den
es beim Aufbau demokratischer Regierungsinstitutionen geleistet
habe. â??Wir sind ueberzeugt, dass eine energische
Zivilgesellschaft weiterhin eine wichtige Rolle spielen muss, um
den demokratischen Fortschritt zu konsolidieren. Dazu muss die
nepalesische Bevoelkerung gestaerkt werden, ihre Rechte
durchzusetzen und eine hoehere Lebensqualitaet zu erreichenâ??,
schrieb er an die LWB-MitarbeiterInnen in Nepal in seiner
Gratulation zu ihrem Jubilaeum.

Hitzler wuerdigte die Vorreiterrolle des Nepal-Laenderprogramm
in Theorie und Praxis von Entwicklungspolitik ueber die
vergangenen Jahre, einschliesslich der vielen â??best
practiceâ??-Beispiele in der Region und weltweit. Er
ermunterte die MitarbeiterInnen des Programms, das Jubilaeum als
Chance zu sehen, die naechsten Schritte zu gehen beim Ausbau der
lokalen Kapazitaeten des Programms. Ziel sei es, die Leitung des
Laenderprogramms an lokale Strukturen zu uebergeben. Das sei Teil
der globalen AWD-Strategie.

â??Wir ermutigen Sie, Ihre nepalesische Identitaet und eine
lokale Regierungsstruktur weiterzuentwickeln, um das
LWB-Laenderprogramm in Nepal in seiner Arbeit noch relevanter und
effektiver zu machenâ??, so der AWD-Direktor.

Rozario wies darauf hin, dass trotz der massgeblichen
Bemuehungen der letzten 25 Jahre die Kampagne fuer die
Rehabilitierung und die Landrechte der Haliyas als auch andere
Initiativen fortgefuehrt werden muessten. Nepal, fuegt er hinzu,
bleibe eines der aermsten Laender der Welt, wo Hunger,
Unterernaehrung, Diskriminierung, Menschenrechtsverletzungen,
Straflosigkeit und eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich
unvermindert fortbestuenden.

AWD-Nepal ist eins von 36 Programmen weltweit, durch das der LWB
humanitaere Hilfe leistet. Es besteht eine enge Kooperation mit
ACT International (Action by Churches Together - Kirchen helfen
gemeinsam), einem weltweiten Netzwerk von Kirchen und
Partnerorganisationen, die ihre Hilfsmassnahmen fuer Menschen in
Not gemeinsam koordinieren. Der LWB gehoert zu den
Gruendungsmitgliedern von ACT, das im Oekumenischen Zentrum in
Genf angesiedelt ist. (852 Woerter)

(Dieser Beitrag basiert auf Informationen von Beena Kharel,
Kommunikations- und Dokumentationsmanager von AWD-Nepal.)

Dieser Artikel gehoert zu einer Feature-Serie, die sich mit dem
Thema der Elften Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes -
â??Unser taegliches Brot gib uns heuteâ?? - beschaeftigt. Die
Vollversammlung findet vom 20. bis 27. Juli 2010 in Stuttgart
(Deutschland) statt.

*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft
lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden)
gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund
68,5 Millionen ChristInnen in 79 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat
der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen
in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und
interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe,
Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als
Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB)
herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht
besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB
oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit â??LWIâ??
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.


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