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(LWI 10-10-2009) Gespraech zwischen LutheranerInnen und KatholikInnen hat sich ausgezahlt


From "Dirk-Michael Grötzsch" <dmg@lutheranworld.org>
Date Sat, 31 Oct 2009 03:02:47 +0100

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Gespraech zwischen LutheranerInnen und KatholikInnen hat sich
ausgezahlt

Wuerdigung der Gemeinsamen Erklaerung zur Rechtfertigungslehre

Genf/Augsburg/Hannover (Deutschland), 30. Oktober 2009 (LWI) –
“Es war einer der bewegendsten Tage in meinem Leben.” Mit
diesen Worten hat der Leitende Bischof der Vereinigten
Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD),
Landesbischof Dr. Johannes Friedrich (Muenchen/Deutschland), die
Unterzeichnung der “Gemeinsamen Erklaerung zur
Rechtfertigungslehre” (GE) zwischen dem Lutherischen Weltbund
(LWB) und dem Vatikan vor zehn Jahren in Augsburg (Deutschland)
gewuerdigt. In seinem Grusswort zu einem Festakt am 30. Oktober
im Goldenen Saal des Rathauses in Augsburg sagte Friedrich: “Wir
feiern heute, dass sich das jahrzehntelange, geduldige Gespraech
zwischen Lutheranern und Katholiken ausgezahlt hat und wir nun
gemeinsam einen differenzierten Konsens in der
Rechtfertigungslehre bekennen koennen. Damit bestehen bei dem
fuer Lutheraner zentralen Kern der biblischen Botschaft keinen
kirchentrennenden Differenzen mehr.”

LWB und Vatikan hatten am Reformationstag 1999 in Augsburg in
einem Festgottesdienst bekraeftigt, dass die jahrhundertelang
wiederholten gegenseitigen Verurteilungen in der entscheidenden
Frage nach der Rechtfertigung nicht laenger Gegenstand
gegenwaertiger Lehre in den beteiligten Kirchen sind. Im Jahr
2006 beschlossen die Mitgliedskirchen des Weltrates der
Methodistischen Kirchen auf ihrer Vollversammlung in Seoul, die
GE mit zu unterzeichnen.

Ueber den theologischen Dialog hinaus empfahl der Leitende
Bischof der VELKD, niemals die geistliche Oekumene zu vergessen.
“All das, was auf dem weiten Feld der Spiritualitaet, des
Gebets und des Gottesdienstes bereits moeglich ist, muessen wir
auch miteinander tun zum Lob und zur Ehre Gottes.” Friedrich
bekraeftigte, dass “wir mit der ,Gemeinsamen Erklaerung‘
gemeinsam sagen koennen, dass sie ein unverzichtbares Kriterium
ist, das die gesamte Lehre und Praxis der Kirche unablaessig auf
Christus hin orientieren will”. Es sei notwendig, den Festakt zur
Selbstverpflichtung zu nutzen, die Rechtfertigungsbotschaft immer
wieder neu fuer die Gegenwart zu erschliessen. “Ich bin dankbar
fuer die Gelegenheit, dass wir uns gemeinsam die Bedeutung der
,Gemeinsamen Erklaerung‘ in Erinnerung rufen und neue Motivation
tanken, um an den von der Erklaerung aufgeworfenen Fragen weiter
zu arbeiten.”

Bei der Feierstunde am 30. Oktober sagte der Bischof des Bistums
Augsburg, Dr. Walter Mixa, in seinem Grusswort: “Freilich steht
Augsburg auch fuer eine bewegte Geschichte, was die Einheit der
Kirche anbelangt. So markiert das Jahr 1530 mit dem Augsburger
Bekenntnis, der Confessio Augustana, einen letzten Versuch, die
Kirchenspaltung zwischen Katholiken und Protestanten zu
vermeiden. Leider ist dieser Versuch gescheitert. Trotzdem steht
Augsburg nicht nur da als Stadt der Trennung, sondern auch als
Symbol fuer erfolgreiche Bemuehungen, Christen verschiedener
Konfessionen einander wieder naeher zu bringen.”

Augsburgs Oberbuergermeister Dr. Kurt Gribl betonte in seiner
Begruessung im Rahmen der Feierstunde, dass der Tag der
Unterzeichnung der GE vor zehn Jahren fuer viele ChristInnen auf
der ganzen Welt ein Tag der Hoffnung gewesen sei. 1999 sei es
nicht nur um eine Oekumene des kleinsten gemeinsamen Nenners
gegangen, sondern um die Bemuehung, die andere Konfession in
ihrer vollen Gestalt und Unverwechselbarkeit zu sehen und
anzunehmen. Nicht alle Hoffnungen haetten sich seither erfuellt
oder “konnten sich nach Jahrhunderten der Trennung nicht in einem
Jahrzehnt erfuellen”, so Gribl, doch “viele Tueren haben sich
geoeffnet.”

In weiteren Beitraegen wuerdigten der PraesidenRates zur Foerderung der Einheit der Christen, Walter Kardinal
Kasper (Rom), und der Generalsekretaer des LWB, Pfr. Dr. Ishmael
Noko (Genf), das mit der GE oekumenisch Erreichte. 

Den Festvortrag hielt Prof. em. Dr. Eberhard Juengel (Tuebingen)
zum Thema “Was hat des Menschen Glueck mit seiner Seligkeit zu
tun?”, in dem er deutlich machte, dass sich auch fuer die
christliche Theologie und insbesondere von ihrem Zentrum – dem
Rechtfertigungsartikel – her, die Frage nach dem Glueck des
Menschen unabwendbar stelle. 

Fuer Martin Luther habe der Sinn der Menschwerdung darin gelegen,
“aus ungluecklichen und hochmuetigen Goettern wahre Menschen zu
machen, die erkennen, dass sie auf Gottes Gnade angewiesene
Suender sind”, so Juengel. Das Evangelium habe “von der
Menschwerdung Gottes den wie Gott sein wollenden Menschen zur
Menschlichkeit des homo humanus” zurueckgefuehrt.

Laut Juengel ist Glueck inhaltlich nicht festlegbar, nicht
definierbar. “Die Glueckserfahrung ist nicht eine Erfahrung unter
anderen, sondern sie ist eine Erfahrung, die wir mit anderen
Erfahrungen machen, also eine Erfahrung mit der Erfahrung.” 

Wer in der Wahrheit seine Heimat gefunden habe, frage nicht mehr
nach so etwas wie dem Sinn des Lebens. “Fuer den Gluecklichen ist
die Frage nach dem Sinn sinnlos geworden”, so Juengel.

Fuer Juengel besteht des Menschen Glueck darin, “uneingeschraenkt
Ja sagen zu koennen: zu sich selbst und zu allem, was ist. Des
Menschen Seligkeit aber besteht darin, selbst da, wo man Anlass
zu klagen hat, noch Ja sagen zu koennen: Ach ja – sagt man dann.
Das Ach nimmt dem Ja nichts von seiner Gueltigkeit. Es
relativiert das Ja nicht, sondern es gibt ihm Tiefe.”

Im Rahmen der Feierlichkeiten zum zehnten Jahrestag der
Unterzeichnung der GE schliesst sich am 31. Oktober um 9.00 Uhr
eine Veranstaltung an, in der der langjaehrige Bischof der
Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland (EmK), Dr.
Walter Klaiber (Tuebingen), sowie der fruehere Vorsitzende der
Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann (Mainz),
Vortraege zur GE halten werden. Schlussworte sind vorgesehen von
Kardinal Kasper und LWB-Generalsekretaer Noko. Ein oekumenischer
Festgottesdienst im Augsburger Dom sowie ein Empfang im
Michael-Sailer-Saal schliessen die Feierlichkeiten ab.
Hauptzelebranten im Gottesdienst sind Walter Kardinal Kasper und
Dr. Ishmael Noko. (845 Woerter)

Weitere Informationen zu den Feierlichkeiten zum zehnten
Jahrestag der Unterzeichnung der GE sowie Redemanuskripte finden
Sie auf der LWB-Webseite unter:
www.lutheranworld.org/Events/LWB-GE-2009.html 

>*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
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inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund 68,9 Millionen
ChristInnen in 79 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat
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Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen
in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und
interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe,
Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

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