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(LWI 11-09-2009) FEATURE: HIV-positiv ist kein Todesurteil


From "Dirk-Michael Grötzsch" <dmg@lutheranworld.org>
Date Mon, 30 Nov 2009 22:41:44 +0100

LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html 

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>FEATURE: HIV-positiv ist kein Todesurteil

LWB/AWD-Laenderprogramm in Ruanda unterstuetzt lokale Gruppen im
Kampf gegen HIV und AIDS-Stigma

Kigali (Ruanda)/Genf, 30. November 2009 (LWI) - “Es tut mir
leid, dass ich dich angesteckt und dir nichts gesagt habe”,
murmelte Innocent Niwsi mit leiser Stimme, kurz bevor er starb.
Er hatte all seinen Mut zusammengenommen und Beatrice, seiner
jungen schwangeren Frau gestanden, dass er HIV-positiv war und
bald sterben wuerde. Beatrice war seine zweite Frau. Die erste
war ebenfalls an AIDS gestorben.

Das war im Jahr 2000, als die mit HIV und AIDS verbundene
Stigmatisierung sehr gross war. Niwsi hatte sich von einem
traditionellen Medizinmann behandeln lassen, was seinen Tod
wahrscheinlich noch beschleunigte. Als Beatrice ihren Mann
schliesslich bewegen konnte, nach Hause zu kommen und sich in
medizinische Behandlung zu begeben - die in Ruandas
Krankenhaeusern und Gesundheitszentren kostenlos angeboten wird
-, war er bereits gelaehmt und starb bald darauf. 

Mittlerweile ist Beatrice 35 Jahre alt und selbst HIV-positiv.
Als sie Niwsi heiratete, war sie 22 Jahre alt. Zwei Kinder
brachte sie zur Welt: Nadine und Yves. Als sie ihr zweites Kind
erwartete, bekam sie schwere Unterleibsschmerzen und ging in eine
Klinik fuer Familienplanung in der ruandischen Hauptstadt Kigali,
um sich untersuchen zu lassen. Die Aerzte ermutigten sie, sich
beraten und auf HIV testen zu lassen. Als sie erfuhr, dass sie
HIV-positiv war, war sie so schockiert, dass sie an Selbstmord
dachte. Nur der Gedanke an ihre kleinen Kinder, die als Waisen
zurueckbleiben wuerden, hielt sie davon ab. 

>Ein eigenes Einkommen

Nach dem Tod ihres Mannes beschloss Beatrice, mit ihren beiden
Kindern zu ihrer Mutter nach Nyamata im Distrikt Bugesera zu
ziehen, nur eine halbe Stunde Fahrt von Kigali entfernt. Da sie
glaubte, bald sterben zu muessen, wollte sie in der Naehe ihrer
Mutter beerdigt werden. 

Beatrice erinnert sich an ihre ersten Jahre in Nyamata. Sie
hatte das Gefuehl, als Zeichen ihrer Schande den
“scharlachroten Buchstaben I fuer ‘Infiziert’ auf der
Brust zu tragen”, weil jeder wusste, dass sie HIV-positiv war
und ihr aus dem Weg ging. Sie war arbeitslos und lebte mit ihren
Kindern auf dem kleinen Stueck Land ihrer Mutter, wo sie
gemeinsam so viel anbauen konnten, dass sie alle zu essen hatten.

2007 hoerte sie von einer lokalen Vereinigung namens Kotwibu,
die Menschen mit HIV und AIDS dabei hilft, Zugang zu
medizinischer Behandlung und anderen Formen von Unterstuetzung zu
bekommen. Sie trat der Vereinigung bei und erhielt als Erstes
eine Ziege, die es ihr ermoeglichte, ein geringes Einkommen zu
erwirtschaften. Die Ziege war ein willkommenes Geschenk und wurde
bald traechtig. Der Verkauf des Jungtiers erbrachte ihr wiederum
ein kleines Einkommen, das ihr half, eine Weile ueber die Runden
zu kommen. 

In Kotwibu sieht Beatrice ein Zeichen dafuer, dass das
AIDS-Stigma abnimmt und dass es Hoffnung gibt. In Ruanda leben
schaetzungsweise drei Prozent der Bevoelkerung von insgesamt rund
neun Millionen mit HIV und AIDS. 

Als Mitglied von Kotwibu profitiert Beatrice von den Angeboten
der Vereinigung, wie Aufklaerungsprogrammen ueber
HIV-Praevention, Traumaberatung und Spar- und Kreditprogrammen,
die vom zustaendigen Laenderprogramm der Abteilung fuer
Weltdienst (AWD) des Lutherischen Weltbundes (LWB) unterstuetzt
werden. Ferner kommt sie dadurch in den Genuss einer
Krankenversicherung. Sie lernte, Koerbe zu flechten und einen
kleinen Betrieb zu leiten, und hat neuen Mut geschoepft, weil sie
ihr Einkommen durch den Verkauf der von Kotwibu hergestellten
Produkte aufbessern kann. Der Mutter zweier Kinder ist es
gelungen, etwas Geld beiseite zu legen, und sie plant, weiter zu
sparen, um Zugang zu Krediten zu bekommen. In der Zwischenzeit
hat sie auch eine Stelle als Putzfrau gefunden. 

>Hoffnung

Neun Jahre nach der Diagnose “HIV-positiv” und trotz aller
schwierigen und schmerzlichen Erfahrungen, die sie seither
gemacht hat, ist Beatrice ein lebender Beweis dafuer, dass diese
Diagnose kein Todesurteil ist, dass man sich medizinisch
behandeln lassen und ein gesundes und produktives Leben fuehren
kann. Beatrice trifft sich mit FreundInnen und Verwandten, ohne
sich wie eine Ausgestossene zu fuehlen, und will eine Zukunft
fuer sich und ihre Familie aufbauen. 

Ihre zwei Kinder sind HIV-negativ getestet worden. Beatrice hat
ihr zweites Kind Yves auf Anweisung des Arztes nie gestillt, um
eine Ansteckung von Mutter zu Kind zu vermeiden, aber sie hat
keine rationale Erklaerung dafuer, dass ihr erstes Kind, Nadine,
HIV-negativ ist. “Es ist ein Wunder”, sagt sie einfach. 

Beatrice nimmt aktiv an lokalen und nationalen HIV und
AIDS-Sensibilisierungskampagnen teil und klaert die Menschen
darueber auf, wie man mit der Krankheit leben kann und wie eine
Ansteckung von vornherein zu vermeiden ist. Sie ist AWD-Ruanda
dankbar fuer die bewusstseinsbildende Arbeit und die
Schulungsprogramme, die ihr Hoffnung gegeben haben und es ihr
ermoeglichten, ein ganz neues Leben zu beginnen. (758 Woerter)

(Ein Feature von Sophie Gebreyes, bis Herbst 2009
AWD-Programmkoordinatorin in Ruanda.)

Welt-AIDS-Tag 2009: Das Recht auf universalen Zugang zu
Praevention, Behandlung und Betreuung

Am 1. Dezember ist die lutherische Gemeinschaft weltweit dazu
aufgerufen, zusammen mit anderen das Versprechen zu halten, AIDS
zu stoppen. Der Welt-AIDS-Tag 2009 lenkt die Aufmerksamkeit auf
HIV in Zusammenhang mit Menschenrechten, insbesondere das Recht
auf universalen Zugang zu Praevention, Behandlung und Betreuung.

Die Verletzung dieser Menschenrechte treibt die Ausbreitung von
HIV voran, waehrend das Engagement fuer diese Rechte einen
Beitrag zur Bekaempfung der globalen HIV und AIDS-Pandemie
leistet und Stigmatisierung, Diskriminierung und die
Infektionsrate reduziert.

Mit dem Aktionsplan “Anteilnahme, Umkehr, Zuwendung: Kirchen
reagieren auf die HIV & AIDS-Pandemie” und dem Leitfaden
“Grace, Care and Justice” (Gnade, Zuwendung und
Gerechtigkeit) verfolgt der LWB das Ziel, in den
Mitgliedskirchen, Partnerorganisationen und der Gesellschaft
insgesamt eine offene Diskussion anzustossen und sie darin zu
unterstuetzen, der Pandemie aktiv und mutig zu begegnen.

Weitere Informationen zur Globalen HIV & AIDS-Kampagne des LWB
finden Sie auf der LWB-Webseite unter:
http://www.lutheranworld.org/Arbeitsfelder/HIV-AIDS/LWB-HIV_AIDS.html

>*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft
lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden)
gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund
68,9 Millionen ChristInnen in 79 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat
der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen
in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und
interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe,
Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als
Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB)
herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht
besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB
oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit “LWI”
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden. 


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