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(LWI 02-04-2010) Haiti: Hunderttausende Erdbebenopfer brauchen dringend regenfeste Unterkuenfte


From "Dirk-Michael Grötzsch" <dmg@lutheranworld.org>
Date Mon, 15 Feb 2010 17:22:28 +0100

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Haiti: Hunderttausende Erdbebenopfer brauchen dringend
regenfeste Unterkuenfte

LWB-Weltdienstdirektor Hitzler beeindruckt von weltweiter
Hilfsbereitschaft

Port-au-Prince (Haiti)/Genf, 15. Februar 2010 (LWI) - Ein erster
heftiger Tropenregen genau einen Monat nach der verheerenden
Erdbebenkatastrophe in Haiti hat die Ueberlebenden in ihren
Notunterkuenften ueberrascht und hochschrecken lassen. Spontan
seien viele Menschen im Zentrum der haitianischen Hauptstadt
Port-au-Prince zusammenkommen und haetten Material fuer neue
Unterkuenfte verlangt, berichtet Bobby Waddell, der seit drei
Wochen als leitender Nothilfeberater der Abteilung fuer
Weltdienst (AWD) des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Haiti
arbeitet. Fuer den AWD-Mitarbeiter des Genfer LWB-Sekretariats
ist und bleibt die Errichtung von regenfesten Unterkuenften fuer
Hunderttausende obdachloser HaitianerInnen weiterhin oberste
Prioritaet. Der erste Tropenregen war nur ein Vorbote der bald
beginnenden Regenzeit. 

In den vergangenen Wochen haben die Mitarbeitenden des
LWB/AWD-Laenderprogramms in Haiti Tausende Menschen mit sauberem
Trinkwasser, Nahrung und lebensnotwendigen Hilfsguetern versorgt.
Und der Bedarf ist weiterhin riesig. Nach offiziellen
Regierungsangaben kamen bei dem Erdbeben der Staerke 7,0 auf der
Richterskala am 12. Januar mindestens 217.000 Menschen ums Leben,
etwa 300.000 wurden verletzt. Nach Schaetzung der Vereinten
Nationen (UN) sind rund 1,2 Millionen Menschen derzeit obdachlos
oder leben in Notunterkuenften.

Das LWB/AWD-Laenderprogramm arbeitet eng mit anderen
Organisationen des Buendnisses “ACT Alliance”, dem weltweit
groessten Netzwerk kirchlicher und kirchennaher Nothilfe- und
Entwicklungsorganisationen, zusammen. In den ersten Wochen seit
dem Erdbeben hat das Buendnis bereits ueber 150.000 Menschen mit
Wasser, Nahrung, Hygiene-Sets und Hilfsguetern versorgt. Weitere
Prioritaeten waren und sind die Bereitstellung medizinischer
Versorgung und von Notunterkuenften sowie Latrinen. 

Doch nicht immer laeuft die Verteilung von Hilfsguetern
reibungslos. Laut Sylvia Raulo, Koordinatorin des AWD-Programms
in Haiti, musste auch schon eine Verteilaktion abgebrochen
werden, da es zu Rangeleien gekommen war. Grundsaetzlich gelte
die Praemisse, dass zuerst die Beduerftigsten versorgt werden, so
Raulo. Hierzu gehoerten vor allem Schwangere und Familien mit
kleinen Kindern. Doch Raulo hat auch Verstaendnis fuer die
Situation der Menschen. Sie seien traumatisiert und in einer
verzweifelten Lage; dies fuehre dann zu unberechenbaren
Ueberreaktionen.

Entscheidend ist, dass Menschen wieder Hoffnung fassen

Hinzu kommt, dass der Karibikstaat bereits vor dem Erdbeben zu
den aermsten Laendern der Welt gehoerte. Jahrzehntelange in- und
auslaendische Ausbeutung, Misswirtschaft, Korruption und die
Folgen zahlloser Naturkatastrophen haben das Land in den Ruin
getrieben. Trotz alledem hat sich laut Raulo gerade in den
letzten Wochen wieder unwiderlegbar gezeigt: “Die Haitianer und
Haitianerinnen sind ein erstaunlich widerstandsfaehiges Volk.”

Entscheidend sei jetzt, dass die Menschen wieder Hoffnung
fassten, so Raulo. Zwar seien die Herausforderungen, vor denen
Haiti und die Hilfsorganisationen stuenden immens, auch die
geschwaechten staatlichen Institutionen und Probleme wie
staatliche Korruption erschwerten die Situation, doch alles
haenge nun davon ab, dass die HaitianerInnen wieder bereit seien,
an eine Zukunft zu glauben, und den Willen aufbraechten, nach
dieser schweren Katastrophe ihr Land wieder aufzubauen. 

>Unterkuenfte fuer 15.000 Familien

Nach einer ersten Phase der Soforthilfe plane die LWB/AWD den
Ausbau seines Hilfsprogramms in Haiti, berichtet Rudelmar Bueno
de Faria, AWD-Koordinator fuer Programmabwicklung. In gezielter
Abstimmung mit den Partnerorganisationen der “ACT Alliance”
sei nun mit den Vorbereitungen fuer den Wiederaufbau begonnen
worden. Dies schliesse auch Bildung, den Aufbau von Wasser- und
Sanitaereinrichtungen, provisorische und dauerhafte Unterkuenfte,
psychosoziale Betreuung und die Bereitstellung
landwirtschaftlicher Geraete und von Saatgut ein. Die Bauern und
Baeuerinnen muessten umgehend mit der Aussaat beginnen, um in
diesem Jahr noch eine Ernte zu haben.

Die LWB/AWD werde sich vorrangig auf Staedte wie Leogane und
Gressier und Gebiete ausserhalb der Hauptstadt Port-au-Prince
konzentrieren, wo 80 Prozent der Bevoelkerung ihre Wohnungen und
Haeuser verloren haette, so de Faria. Fuer Notunterkuenfte
wuerden Plastikplanen und teilweise auch Zelte zur Verfuegung
gestellt. Wichtig sei dabei, intensiv mit Partnern vor Ort
zusammenzuarbeiten und eine zielgerichtete und problemlose
Verteilung zu gewaehrleisten. 

Laut de Faria plant die LWB/AWD, in vier laendlichen
Gemeinschaften 35 Kilometer westlich von Port-au-Prince
voruebergehende Unterkuenfte fuer 15.000 Familien - rund 75.000
Personen - zu errichten. Angesichts der bevorstehenden Regenzeit
(Maerz/April) bestehe hoher Zeitdruck, so de Faria. Beim Bau von
Unterkuenften halte sich die LWB/AWD streng an die Vorgaben der
UN. So sollen die Unterkuenfte pro Familie 18,5 Quadratmeter
Platz bieten und mit Daechern aus Wellblech gebaut werden. Die
Rahmen der Haeuser sollen aus Holz, Bambus oder Stahl bestehen
und mit Plastikplanen umkleidet werden. 

Langfristig will sich das AWD-Laenderprogramm auch beim Bau von
dauerhaften Unterkuenften engagieren. So sei in den kommenden
sechs bis 18 Monaten ein Programm zum Bau von Haeusern geplant,
in dessen Rahmen die Familien nach dem Prinzip “Cash for
Work” (Bargeld gegen Arbeit) auf vorhandenes Baumaterial
zurueckgreifen sollen. Mit Unterstuetzung von lokalen Maurern und
Zimmerleuten sollen so auf stabilen Fundamenten
widerstandsfaehigere Haeuser errichtet werden. Ueber das genaue
Design muesse noch entschieden werden, so de Faria. 

>Ueberwaeltigende Hilfsbereitschaft weltweit

Beeindruckt zeigte sich AWD-Direktor Eberhard Hitzler von der
weltweiten Hilfsbereitschaft nach dem Erdbeben in Haiti. Es seien
nicht nur die Menschen der noerdlichen Hemisphaere, die durch
Spenden und Hilfseinsaetze die betroffenen HaitianerInnen
unterstuetzen. In ganz Lateinamerika, aber auch Afrika und Asien
haetten Kirchen und Hilfsorganisationen in beeindruckender Weise
Spendenaktionen ins Leben gerufen und Hilfsmassnahmen auf den Weg
gebracht. Viele Kirchen und Hilfswerke haetten auch Mitarbeitende
zur Unterstuetzung nach Haiti entsandt.

Die Mitarbeitenden von zwei assoziierten Programmen der AWD
haetten entschieden, den Arbeitslohn eines Tages fuer die
Hilfsprojekte in Haiti zu spenden, berichtet Hitzler. Es sei ein
beeindruckendes Zeichen der Solidaritaet, wenn 2000 Mitarbeitende
des Rangpur Dinajpur Rural Service (RDRS) in Bangladesch sowie
auch der gesamte Stab des Lutherischen Weltdienstes Indien sich
einstimmig hinter eine solche Initiative stellten. 

Weiterhin habe die Evangelisch-Lutherische Kirche in Sierra
Leone beschlossen, einen Container mit Hilfsguetern der
nordamerikanischen Hilfsorganisation Lutheran World Relief, der
fuer Sierra Leone bestimmt gewesen war, nach Haiti umzuleiten. 

Fuer Hitzler ist diese Hilfsbereitschaft ein Beleg dafuer, dass
die weltweite Gemeinschaft lutherischer Kirchen wirklich
solidarisch ist mit den Armen und Beduerftigen. Deutlich werde
auch, dass Spenden und diakonisches Handeln kein Privileg der
reichen Kirchen des Nordens sei. 

Die Mitgliedskirchen des LWB saehen die Abteilung fuer
Weltdienst wirklich als “ihr” Instrument fuer die weltweite
diakonische Arbeit, so Hitzler. (970 Woerter)

Die Nothilfemassnahmen der LWB-Abteilung fuer Weltdienst koennen
Sie auch online mit einer Spende unterstuetzen:
http://donations.lutheranworld.org 

Hier finden Sie weitere Informationen ueber das
LWB/AWD-Karibik-/Haitiprogramm:
www.lutheranworld.org/Arbeitsfelder/Awd/Laenderprogramme/AWD-Karibik-Haiti.html

Verfolgen Sie “Communio in Aktion” auf der LWB-Webseite
unter: http://www.lutheranworld.org/Haiti_Quake.html 

>*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft
lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden)
gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund
68,9 Millionen ChristInnen in 79 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat
der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen
in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und
interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe,
Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als
Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB)
herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht
besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB
oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit “LWI”
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden. 


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