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(LWI 03-11-2010) Lutherischer Weltbund strebt Versoehnung mit AnabaptistInnen an


From "Dirk-Michael Grötzsch" <dmg@lutheranworld.org>
Date Wed, 17 Mar 2010 11:49:34 +0100

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Lutherischer Weltbund strebt Versoehnung mit AnabaptistInnen an

LWB-Vollversammlung in Stuttgart will MennonitInnen der
anabaptistischen Tradition um Vergebung bitten

Bratislava (Slowakische Republik)/Genf, 17. Maerz 2010 (LWI) -
Wenn die MennonitInnen der anabaptistischen Tradition auf die
Geschichte der Reformation zurueckblicken, “ist es fuer sie ein
grosser Schmerz”, betonte der norwegische Pfarrer Sven
Oppegaard auf einer Tagung lutherischer Kirchen der Region
Europa, die vom 13. bis 17. Maerz in Bratislava (Slowakische
Republik) stattfindet. Oppegaard, von 1997 bis 2006
Assistierender Generalsekretaer des Lutherischen Weltbundes (LWB)
fuer Oekumenische Angelegenheiten, nahm in seinem Referat Bezug
auf die Erklaerung des LWB-Rates zum Versoehnungsprozess mit den
anabaptistischen Kirchen. 

Der LWB-Rat hatte im Oktober 2009 eine Erklaerung verabschiedet,
in der um Vergebung fuer die Verfolgung der AnabaptistInnen durch
LutheranerInnen im 16. Jahrhundert und fuer die verletzenden
Darstellungen bis in die Gegenwart hinein gebeten wird. Der
LWB-Rat empfahl damit der Elften LWB-Vollversammlung, die im Juli
2010 in Stuttgart (Deutschland) stattfinden wird, die Erklaerung
“Beschlussfassung zum lutherischen Erbe der Verfolgung der
,Anabaptisten’” zu verabschieden. 

In dieser Erklaerung wird “tiefes Bedauern und Schmerz”
ueber das Erbe der brutalen Verfolgung von AnabaptistInnen
geaeussert, insbesondere darueber, dass lutherische Reformatoren
diese Verfolgung mit theologischen Argumenten unterstuetzt
hatten. In der Erklaerung werden “Gott und unsere
mennonitischen Schwestern und Brueder” fuer “das Leiden, das
unsere Vorfahren im 16. Jahrhundert den Taeufern zugefuegt
haben”, um Vergebung gebeten.

Weiter bittet die Erklaerung um Vergebung fuer “das Vergessen
oder Ignorieren dieser Verfolgung in den folgenden Jahrhunderten
und fuer alle unzutreffenden, irrefuehrenden und verletzenden
Darstellungen der Taeufer und Mennoniten, die lutherische Autoren
bis heute in wissenschaftlicher oder nichtwissenschaftlicher Form
verbreitet haben.”

Zu den Selbstverpflichtungen, die die Erklaerung enthaelt,
gehoert der gegenwaertige Konsens, “dass der Gebrauch der
Staatsgewalt zum Ausschliessen oder Aufzwingen bestimmter
religioeser Ueberzeugungen zu verwerfen ist” sowie die
Verpflichtung, sich “dafuer einzusetzen, dass Religions- und
Gewissensfreiheit in den politischen Ordnungen und in den
Gesellschaften gewahrt und aufrechterhalten werden”. 

Vor den Teilnehmenden der Tagung, die zur Vorbereitung der
Elften LWB-Vollversammlung mit dem Thema “Unser taegliches Brot
gib uns heute” dient, berichtete Oppegaard, dass entsprechend
der Ergebnisse der Internationalen lutherisch-mennonitischen
Studienkommission (2005 bis 2008) als Differenzen zwischen der
lutherischen und der anabaptistischen Tradition lediglich noch
die Tauftheologie sowie die Frage der Teilnahme am
gesellschaftlichen Leben gelten koennten. Alle anderen von den
Reformatoren ausgesprochenen Verurteilungen seien gegenstandslos,
so der norwegische Theologe.

Oppegaard erinnerte auch daran, dass das LWB-Exekutivkomitee
bereits 1980 sein Bedauern ueber den Schmerz und das Leid, das
die Verurteilungen ausgeloest hatten, zum Ausdruck gebracht
hatte. Auf das Jahr 2002 geht die Gruendung der Internationalen
lutherisch-mennonitischen Studienkommission durch den LWB-Rat und
die Mennonitische Weltkonferenz (MWK) zurueck. Mit Blick auf die
lutherischen Kirchen betonte Oppegaard: “Es geht um eine
Haltung der Dankbarkeit und der Busse.” 

Noko: “Nicht nur gesellschaftliche, sondern auch familiaere
Bedeutung”

Fuer die Annahme der Erklaerung und des Berichts durch die
Vollversammlung trat in der Diskussion auch LWB-Generalsekretaer
Pfr. Dr. Ishmael Noko ein. Es handle sich um eine Versoehnung,
die in vielen Laendern nicht nur gesellschaftliche, sondern auch
familiaere Bedeutung habe, so der aus Simbabwe stammende
Theologe. Noko verwies auch darauf, dass seine Mutter aus
mennonitischer Tradition komme. Die LWB-Europareferentin,
Pfarrerin Dr. Eva-Sibylle Vogel-Mfato, erklaerte: “Der
Versoehnungsprozess mit den Mennoniten und Mennonitinnen koennte
als Beispiel fuer viele andere Faelle gelten, in denen es um
Heilung geht.”

An der vorbereitenden Konsultation, die auf Einladung der
Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in der
Slowakischen Republik in Bratislava stattfindet, nehmen 67
Delegierte, Stewards und BeraterInnen aus 35 LWB-Mitgliedskirchen
der Region sowie von Nationalkomitees, kirchlichen Netzwerken,
kirchlichen Einrichtungen und LWB-Stabsmitglieder teil. 

Der LWB hat in der Region Europa 43 Mitgliedskirchen mit
zusammen rund 37,2 Millionen Mitgliedern. (589 Woerter)

Weitere Informationen ueber die Vorbereitenden Konsultationen
zur Vollversammlung finden Sie unter der Rubrik “Unterwegs”
auf der LWB-Vollversammlungs-Webseite:
www.lwb-vollversammlung.org 

>*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft
lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden)
gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund
70 Millionen ChristInnen in 79 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat
der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen
in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und
interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe,
Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als
Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB)
herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht
besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB
oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit “LWI”
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden. 


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